Ford-Gelände: Saar-Regierung will Industriepark-Lösung
Mit Blick auf den Rückzug von Ford aus der Autoproduktion in Saarlouis im November 2025 will die saarländische Landesregierung die Weichen für einen künftigen Industriepark am Standort stellen. Ziel sei, sich „jetzt sehr schnell“ mit Ford über einen Ankauf von Flächen zu verständigen, die für den Autobauer nicht mehr betriebsnotwendig seien, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) am Freitag in Saarbrücken. Konkret gehe es um insgesamt eine Fläche von 30 Hektar - darunter ein großer Parkplatz - des insgesamt rund 120 Hektar großen Geländes. Die Zeit dränge, da potenzielle Interessenten auf Standortsuche ihre Entscheidungen in diesem Jahr treffen würden.
Man habe bereits mit 52 Interessenten Kontakt gehabt, sagte Barke. Es gebe zudem „ein vitales Interesse von Zukunftsbranchen am Standort Saar. Kreislaufwirtschaft. Recycling, Elektrolyseur, Hochleistungselektronik“. „Fakt ist, wir müssen schnell die Verfügungsgewalt über die Flächen haben, damit wir Ersatzarbeitsplätze an diesem Standort parallel zu Ausproduktion von Ford in die Wege leiten können.“ Man sei in Gesprächen mit Ford und versuche, „es in den nächsten Wochen sauber zum Abschluss zu bekommen“, sagte er. Dann habe man dort alles Weitere als Land „in der Hand“. Wirtschaftsstaatssekretärin Elena Yorgova-Ramanauskas sagte, der Prozess mit Ford sei angestoßen. „Er befindet sich auf einem guten Weg.“ Ford habe Interesse an einer Anschlussbeschäftigung seiner Mitarbeiter.
Viele neue Arbeitsplätze
Wie viel die Flächen kosten würden, konnte Barke nicht sagen. Nur so viel: das gesamte Gelände ohne Anlagen koste rund 100 Millionen Euro. Ziel sei es, langfristig das ganze Areal neu zu entwickeln, für das 2025 die Option zu Ankauf bestehe. „3000 Arbeitsplätze sind dort zu realisieren. Das ist nach wie vor die Perspektive, mit der wir arbeiten.“ Barke sagte, er wolle vor allem „den vielen jungen Beschäftigten“ am Standort eine Perspektive geben. Verhandlungen mit dem Großinvestor aus dem vergangenen Jahr zur Betriebsübernahme des Ford-Werks gebe es nicht mehr. „Ich setzte realistisch auf diese Lösung, die wir alleine in der Hand haben“, sagte der Minister zu dem im Oktober 2023 geplatzten Deal.
Gut 93 Prozent der in der IG Metall organisierten Beschäftigten des Ford-Werkes Saarlouis hatten am Donnerstag für die Annahme eines Sozialtarifvertrags gestimmt. Die Vereinbarungen beinhalten die Weiterbeschäftigung von 1.000 der insgesamt 3.750 Ford-Mitarbeitern bis Ende 2032, hohe Abfindungen und Prämien, die Bildung einer Transfergesellschaft und Qualifizierungsprogramme. Außerdem soll das ursprünglich für Mai 2025 geplante Ende der Produktion des Ford Focus um ein halbes Jahr verschoben werden. Der Vertrag tritt laut IG Metall Völklingen am 29. Februar in Kraft.
Aufgabe von Ford-Werk
Hinter den Beschäftigten liegen rund 20 Monate der Ungewissheit. Ende Juni 2022 hatte Ford die Entscheidung verkündet, dass das Werk im spanischen Valencia den Zuschlag für die neue Elektroauto-Plattform erhält. Damit wurde das Ende für die „Focus“-Produktion in Saarlouis besiegelt. Gut 600 Mitarbeiter haben das Werk bis Ende 2023 bereits verlassen.
Vor fast 60 Jahren war mit dem Bau des Werks in Saarlouis begonnen worden. Im Januar 1970 lief im Ford-Werk Saarlouis das erste Fahrzeug vom Band: Es war ein Ford „Escort“ mit einem 1,1-Liter-Motor und 40 PS. Der Ford Escort und der Ford Focus sind die erfolgreichsten Modelle gewesen, die in Saarlouis vom Band liefen. Dazu kamen fünf weitere Modellreihen wie der Ford „Capri“, der Ford „Fiesta“ und der Ford „C-Max“.
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