Flurförderzeuge: Mit Assistenzsystemen Arbeitsunfälle vermeiden

Die Arbeitssicherheit in der Intralogistik stand im Mittelpunkt einer Online-Veranstaltung von Still.

Sicherheit in der Kurve: Das Assistenzsystem "Curve Speed Control" von Still regelt die Fahrzeuggeschwindigkeit automatisch in Abhängigkeit vom Lenkwinkel. (Foto: Still)
Sicherheit in der Kurve: Das Assistenzsystem "Curve Speed Control" von Still regelt die Fahrzeuggeschwindigkeit automatisch in Abhängigkeit vom Lenkwinkel. (Foto: Still)
Matthias Pieringer

Der Hamburger Intralogistikanbieter Still hat vor Kurzem in einem Online-Event Assistenzsysteme in den Fokus gerückt, die helfen sollen, Unfälle in Logistikzentren zu vermeiden. Um zu demonstrieren, welche Gefahren wo im Lager lauern, nahmen Jürgen Wrusch und Janos Poppe die Teilnehmer im Online-Seminar „Mit Flurförderzeugen sicher durch das Lager“ mit auf eine virtuelle Lagerbegehung. Dabei berichteten die beiden Still-Experten, dass jedes Lager individuelle Besonderheiten und dadurch auch ein individuelles Ranking der Risiken aufweist.

Bereits zu Schichtbeginn lauern demnach Gefahren, die aus fahrlässigem oder gar mutwilligem Fehlverhalten resultieren können. Beispielsweise dann, wenn Fahrzeuge ohne Erlaubnis genutzt werden, etwa von Personen, die keine Fahrberechtigung besitzen oder deren Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist. Gefährlich wird es auch, wenn Fahrer beschädigte oder für die Aufgabe ungeeignete Fahrzeuge nutzen, vielleicht ohne es zu wissen oder ohne an die möglichen Folgen zu denken. „Jeder dieser Gründe beschwört unkalkulierbare Gefahren herauf“, so Janos Poppe.

Abhilfe schaffen Systeme, die sicherstellen, dass ausschließlich geeignete Fahrzeuge in einem technisch einwandfreien Zustand von dazu befähigten Bedienern genutzt werden. Eines dieser Systeme ist laut dem Intralogistikanbieter der „Pre-Shift Check“ im Bordcomputer „STILL Easy Control“: Vor Beginn jeder Schicht beziehungsweise in nutzerdefinierten Zeitabständen müssen die Fahrer über den Bordcomputer die Betriebsfähigkeit des Fahrzeugs bestätigen, bevor sie das Fahrzeug mit allen Funktionen in Betrieb nehmen können. Das Zugangskontrollsystem „FleetManager 4.x“ von Still bietet den Angaben zufolge zudem eine umfangreiche Suite für Berichte und Telematik-Anwendungen, mit denen sich die Einsätze der Stapler und Fahrer auf dem Gelände überblicken lassen.

Über Beschleunigungssensoren lässt sich zudem der Fahrstil der Maschinenbediener überwachen und – bei Bedarf – in die Fahrzeugsteuerung eingreifen. „Der Sensor detektiert mechanische Schockereignisse und generiert sofort eine Geschwindigkeitsreduzierung. So können beispielsweise auch Verkehrsrowdies, die eine Gefahr für Menschen und Gerätschaften darstellen, schnell ausgebremst werden“, so Poppe.

Zusammenstöße verhindern

Nach erfolgreicher Zugangskontrolle startet die Fahrt durchs Lager. Ab diesem Augenblick besteht die Gefahr, dass es auf den Fahrwegen zu Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern kommt. „Ein Mittel, dies zu verhindern, sind optische Warnsignale. Diese erhöhen die Wahrnehmbarkeit der Fahrzeuge deutlich“, betonte Jürgen Wrusch vor den Teilnehmern. In der Praxis bewährt hat sich dem Intralogistikunternehmen zufolge das „STILL Warnzonenlicht“. Die optionale Beleuchtungsausstattung fungiert als visuelle Warnung für Fußgänger und andere Fahrer in nächster Umgebung, indem sie Leuchtstreifen seitlich auf den Hallenboden neben dem Fahrzeug projiziert. Damit sei das STILL Warnzonenlicht eine gute Ergänzung zum „STILL SafetyLight“. Dieses projiziert in einem Abstand von circa fünf Metern vor und hinter dem Gerät blaue Lichtpunkte auf die Fahrbahn, die vor dem herannahenden Fahrzeug warnen und so eine drohende Kollision verhindern können.

Als einen großen Schritt hin zur völligen Vermeidung von Kollisionsschäden an Personen und Fahrzeugen sieht man bei Still funkbasierte Sicherheitssysteme. „Das Grundprinzip dieser Systeme ist es, eine bidirektionale Kommunikation über Funkwellen zwischen Fahrzeugen, Personen und stationären Einrichtungen auch ohne Sichtkontakt herzustellen. Dazu werden diese Einrichtungen ebenso wie alle Personen und Fahrzeuge mit Funkmodulen ausgerüstet“, so Jürgen Wrusch. Mit ihrer Hilfe kann die Fahrzeugsteuerung in Gefahrenzonen automatisch erfolgen, beispielsweise indem die Geschwindigkeit reduziert oder das Fahrzeug bei Kollisionsgefahr abgebremst wird.

Unfälle durch Kippen

Immer dann, wenn der Stapler eilig auf dem Weg zur nächsten Aufgabe ist, droht nach Still-Angaben das größte Risiko: ein Kippunfall. „Diese ereignen sich sowohl mit den schweren Gegengewichtstaplern als auch mit Hubwagen. Häufige Ursache dafür ist eine überhöhte Kurvengeschwindigkeit“, sagte Janos Poppe. Als geeignetes Gegenmittel für dieses Risiko führt man bei STILL den „Curve Speed Control“ ins Feld. Die lenkwinkelabhängige Geschwindigkeitsbegrenzung gewährleistet dem Intralogistikunternehmen zufolge eine angemessene Kurvengeschwindigkeit und reduziert so die Gefahr eines möglichen Kippunfalls. Diese Assistenzfunktion ist für verschiedene Gabelstapler und Lagertechnikgeräte verfügbar und regelt die Fahrgeschwindigkeit automatisch in Abhängigkeit vom Lenkwinkel. Das heißt laut Still: Die Fahrer müssen sich in Kurvenfahrten keine Gedanken um die Geschwindigkeit machen. Das Fahrzeug bremst automatisch exakt so weit ab, dass die Bediener sicher und zugleich schnellstmöglich bei Kurvenfahrten unterwegs sind.

Überschätzte Tragfähigkeit

Kippunfälle passieren aber auch, wenn die Fahrer die Tragfähigkeit ihrer Geräte überschätzen. Wenn dann zu viel Last vorne auf der Gabel anliegt, kippt das Fahrzeug in das Regal. Damit dies nicht geschieht, hat Still das Assistenzsystem „Dynamic Load Control“ entwickelt. Dieses System begrenzt die Hubhöhe in Abhängigkeit vom Lastgewicht und schließt so eine Überlastung des Fahrzeugs aus. Jürgen Wrusch: „Das Ergebnis lässt sich für Gegengewichtstapler so beschreiben: Je höher und schwerer die Last ist, umso langsamer ist der Hub. Ein sehr wirkungsvolles Assistenzsystem, das Einlagerungen in großen Höhen nicht nur deutlich erleichtert, sondern auch erheblich sicherer macht.“ Ein weiteres System zur Unfallvermeidung ist die „aktive Laststabilisierung (ALS)“. Ein automatischer Ausgleichsimpuls stoppt die in großen Höhen auftretenden Mastschwingungen nach Still-Angaben schnell und effektiv, was – neben dem Sicherheitsvorteil –auch die Wartezeit am Regal um bis zu 80 Prozent verkürze.