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EU-Lieferkettengesetz: „Härte ersetzt nicht fehlende Digitalisierung“

Mikkel Hippe Brun, Mitbegründer von Tradeshift, kritisiert, das ESG-Engagement vieler Unternehmen werde durch mangelnde Transparenz ausgebremst. Daran änderten auch härtere CSR-Vorgaben vonseiten der EU wenig.

Mikkel Hippe Brun ist Mitbegründer und Senior Vice President, Greater China, bei der Beschaffungs-Plattform Tradeshift. (Foto: Tradeshift)
Mikkel Hippe Brun ist Mitbegründer und Senior Vice President, Greater China, bei der Beschaffungs-Plattform Tradeshift. (Foto: Tradeshift)
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Therese Meitinger

Laut einem ersten Entwurf, den die EU-Kommission am 23. Februar präsentierte, soll das geplante EU-Lieferkettengesetz in seinem Anwendungsbereich und den darin beschriebenen Sorgfaltspflichten über das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz hinausgehen. Mikkel Hippe Brun, Mitgründer und Senior Vice President, Greater China, bei der Beschaffungs-Plattform Tradeshift, hat sich in einem Statement vom 8. März kritisch gegenüber der EU-Politik und dem mangelnden Engagement vieler Unternehmen in Sachen ESG geäußert. Er sieht vor allem die Digitalisierung der Lieferkette als einen entscheidenden Baustein in Sachen unternehmerischer Verantwortung.

„Das harte Vorgehen der EU gegen Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette untermauert die Behauptung, dass ESG (Environmental Social Governance) die neueste Variante des ‚Greenwashing‘ ist – ein Feigenblatt, das im Jahresbericht eines Unternehmens gut aussieht, aber nur selten echte Vorteile bringt. Tatsächlich sind die Gründe für das Versagen der Unternehmen im Bereich ESG auch der Grund, warum der ,nur Peitsche‘-Ansatz ebenfalls scheitern wird“, so Mikkel Hippe Brun.

Der gute Wille fehlt nicht, aber der Durchblick

Und weiter: „Der Mangel an effektiven, branchenweiten ESG-Maßnahmen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Unternehmen den aufrichtigen Wunsch haben, ihre Geschäftstätigkeit ethischer und nachhaltiger zu gestalten. Das Problem ist nicht der Wille, sondern die Art und Weise, wie die Lieferketten seit Jahrzehnten funktionieren. Die Beziehungen zwischen Käufern und ihren Lieferanten basieren nach wie vor überwiegend auf Papierdokumenten. Das macht es praktisch unmöglich, Waren und Materialien durch die vielen Schichten der Lieferantenbeziehungen bis zu ihrer Quelle zurückzuverfolgen.“

Hippe Brun weiter: „Tatsache ist, dass keine noch so große Menge an ,Knüppeln‘ in Form von erzwungenen Entschädigungszahlungen dieses Problem löst. Die fehlende Transparenz in der Lieferkette erschwert es den Aufsichtsbehörden, auch nur die gröbsten Missstände zu erkennen. Wenn es Regierungen und Unternehmen ernst damit ist, Lieferketten langfristig gerecht, nachhaltig und widerstandsfähig zu gestalten, brauchen sie umfassende Echtzeitdaten über das gesamte Beziehungsnetz. Und das lässt sich nur erreichen mit mehr Digitalisierung entlang der gesamten Lieferkette.“

„Wenn die Europäische Union den Unternehmen dabei hilft, durch die Digitalisierung eine vollständige Transparenz der Lieferkette zu erreichen, werden sie feststellen, dass sie damit auf offene Türen stoßen. Es gibt zahlreiche und zunehmende Belege dafür, dass Unternehmen, die die Strategie ,Gutes tun, indem sie Gutes tun‘ verfolgen, besser darauf vorbereitet sind, mit widrigen Umständen umzugehen, und ein geringeres Investitionsrisiko darstellen“, so Hippe Brun abschließend.

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