Werbung
Werbung

EU-Entwaldungsverordnung: EU-Kommission will EUDR verschieben

(dpa) Eigentlich sollten für Produkte wie Kakao und Holz in der EU strengere Regeln zum Schutz von Wäldern gelten. Die Kritik an dem Vorhaben war aber groß, jetzt reagiert die EU-Kommission.

Brasilien, Porto Velho: Das Luftbild zeigt eine verbrannte und abgeholzte Fläche im Amazonas-Gebiet (Aufnahme aus dem Jahr 2021). (Foto: Fernando Souza/Zuma Press/dpa)
Brasilien, Porto Velho: Das Luftbild zeigt eine verbrannte und abgeholzte Fläche im Amazonas-Gebiet (Aufnahme aus dem Jahr 2021). (Foto: Fernando Souza/Zuma Press/dpa)
Werbung
Werbung
Matthias Pieringer

Nach monatelanger Kritik an einer EU-Verordnung zum Schutz des Regenwaldes (EU-Entwaldungsverordnung, EUDR) will die EU-Kommission das Vorhaben um ein Jahr verschieben. Angesichts von Rückmeldungen zum Stand der Vorbereitungen soll den betroffenen Parteien zwölf Monate mehr Zeit eingeräumt werden. Wenn das EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten dem Vorschlag zustimmen, würde die Regelung am 30. Dezember 2025 für Großunternehmen und am 30. Juni 2026 für Kleinst- und Kleinunternehmen in Kraft treten, teilte die Behörde in Brüssel mit. 

Produkte wie Kaffee, Holz, Soja, Kakao und Palmöl dürfen laut der Verordnung nur noch in der EU verkauft werden, wenn dafür nach 2020 keine Wälder gerodet wurden. Damit soll auch die Abholzung des Regenwaldes etwa im südamerikanischen Amazonasgebiet deutlich reduziert werden. 

Konkret müssen Unternehmen künftig eine Sorgfaltserklärung abgeben, dass für ihr Produkt nach dem 31. Dezember 2020 kein Wald gerodet oder geschädigt wurde. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, muss mit hohen Strafen von mindestens vier Prozent des Jahresumsatzes in der EU rechnen.

Viele forderten Verschiebung

Aus der Wirtschaft und über Parteigrenzen hinweg hatte es Kritik an dem Vorhaben gegeben. Entsprechend reagierten viele positiv auf die Ankündigung. Der CSU-Politiker und Vorsitzender der Fraktion des Mitte-Rechts-Bündnis EVP im Europaparlament, Manfred Weber, sieht die Verschiebung als Erfolg für seine Partei. Ein Bürokratiemonster sei verhindert worden.

Doch auch Grüne und FDP hatten sich gegen das Vorhaben in seiner geplanten Form ausgesprochen. Seit Monaten äußert sich Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) kritisch und forderte mehr Zeit für die Umsetzung. Auch die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Carina Konrad, hatte immer wieder Bedenken formuliert.

Ähnlich sieht das bei vielen Unternehmen aus. Waldbesitzer, Bauern aber auch Unternehmen wie Autozulieferer wären betroffen, müssten sich an neue Berichtspflichten halten und sehen die Verordnung kritisch.

Kritik aus dem EU-Parlament

Anders als ihr Parteifreund Cem Özdemir (Grüne) bewertet die Europaabgeordnete Anna Cavazzini das Vorhaben. Sie bezeichnete die geplante Verschiebung als Trauerspiel, die im Kontext der größten Waldvernichtung der vergangenen Jahre auf dem lateinamerikanischen Kontinent geschehe. Das sei ein frontaler Angriff auf die EU-Klimapolitik. Die SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt sagte, kaum sei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihre zweite Amtszeit gestartet, säge sie an der Umweltpolitik. Sozialdemokraten würden alles dafür tun, dass Konservative um CDU und CSU das Verfahren nicht ausnutzten, um das Gesetz abzuschwächen.

Vehemente Kritik äußerten auch Umweltorganisationen. Der WWF teilte mit, Entwaldung sei die zweitgrößte CO2-Quelle nach der Industrie. Ursula von der Leyen hätte genauso gut selbst die Kettensäge schwingen können, sagte Sébastian Risso von Greenpeace. Die Menschen in Europa würden keine Produkte aus Abholzung in ihren Supermarktregalen wollen, aber genau das werde ihnen die Verzögerung bescheren.

Baugewerbe begrüßt möglichen Aufschub

Wolfgang Schubert-Raab, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe, sagte über den Vorschlag der EU-Kommission: „Das sind gute Nachrichten aus Brüssel. So richtig und wichtig das Ziel der Verordnung ist: Der Weg dorthin ist ein falscher. Würde die Verordnung in ihrer ursprünglichen Form ab 2025 gelten, würden wir noch tiefer in Sorgfalts- und Berichtspflichten versinken. Die Baubranche atmet kurz auf. Nun muss der europäische Gesetzgeber zustimmen.“ Die Regelung müsse jetzt dringend nachgebessert werden. „Am wichtigsten ist es, die angestrebten Risikoklassifizierungen nach Ländern vorzulegen. Nur so ist sichergestellt, dass unbedenkliche Erzeugerländer wie Deutschland nicht automatisch schlechter eingestuft werden. Auch müssen kleine und mittlere Betriebe endlich Klarheit darüber haben, welche Risikobewertungen bei weiterverarbeiteten Produkten gelten, die aus bereits geprüften Bestandteilen bestehen", so Schubert-Raab.

Werbung
Werbung