62 Prozent von rund 100 Betrieben planen in den kommenden zwei Jahren, ihre ERP-Software um weitere Funktionalitäten zu erweitern. Das geht aus einer Studie des ERP-Herstellers ProALPHA mit Pierre Audoin Consultants (PAC) Deutschland hervor, für die 100 leitendete IT- und Fachbereichsverantwortliche befragt worden sind. Auf Basis dieser Studie und weiterer Befragen aus dem Software-Segment hat ProALPHA nun nach eigenen Angaben sieben Fokusthemen identifiziert, die für ERP-Spezialisten und ihre Betriebe zukünftig wichtig werden:
1. International ganz vorne mitspielen: Für eine weitere Expansion ins Ausland ist der Mittelstand bestens aufgestellt: Ein Artikel in dem wissenschaftlichen Fachblatt „Journal of Product Innovation Management“ analysierte kürzlich das Erfolgsrezept. Trotz knapper Ressourcen und hoher Kosten punkten heimische Betriebe, so die Autoren, mit Produkt- und Prozessinnovationen, mit Liefertreue, Serviceorientierung, einem hohen Markt-Know-how sowie der Produktqualität. Um diese Qualitäten in einem neuen Zielmarkt voll entfalten zu können, bedarf es laut ProALPHA einer ERP-Software, die das Intercompany-Geschäft unterstützt, indem sich Systeme, Versionen und Mandanten nahtlos austauschen können. Dabei sollten die sprachlichen und rechtlichen Voraussetzungen bereits mit der passenden Landesversion abgebildet sein.
2. Shopfloor mit dem ERP koppeln: Die Vernetzung technischer und kaufmännischer Prozesse darf nicht am Tor der Produktionshalle enden. Daher lassen sich schon seit längerem Betriebsdaten aus der Fertigung erfassen, auswerten und Folgeprozessen zuführen. Relativ neu hingegen sind die Möglichkeiten, die Maschinen direkt aus dem auftragsführenden System, der ERP-Software, anzusteuern. Fehlende Standards oder ein älterer Maschinenpark sind dabei ProALPHA zufolge inzwischen kein Hindernis mehr. 2019 werden sich immer mehr Anlagen und Maschinen bidirektional direkt mit dem ERP-System austauschen.
3. Mobile Einsatzmöglichkeiten nutzen: Mobilität ist ein wesentlicher Faktor, der die Digitalisierung vorantreibt, sei es in Produktion, Distribution, Logistik, Vertrieb oder Service. Entsprechend zählt die „Trovarit Studie ERP in der Praxis 2018/2019“ den mobilen ERP-Einsatz wie schon im Vorjahr zu den Top Fünf ERP-Trends. Damit der mobile Einsatz erfolgreich verläuft, sollten sich Anwendungen für Handgeräte, Tablet und Co. an Konsumenten-Apps orientieren und auch komplexe ERP-Prozesse abdecken.
4. Agilität und Stabilität in der Balance halten: Früher waren ERP-Systeme monolithische Blöcke, mit langen Implementierungszeiten und aufwändigem Customizing. Agilität heißt das Gebot der Stunde. Doch bei aller Flexibilität benötigen die Unternehmen stabile Backbone-Systeme, die ihre Geschäftsprozesse zuverlässig und sicher abwickeln. In diesem Spannungsfeld aus Agilität und Stabilität entwickeln sich ERP-Systeme hin zu Plattformen mit einem stabilen Kern, die flexibel und modular konfigurier- und erweiterbar sind und nach Bedarf einen Betrieb on-premise und in der Cloud ermöglichen. Zudem vereinfacht sich auch die Anpassung der Software an die Geschäftsprozesse zunehmend.
5. Hausaufgaben bei der Datenqualität machen: Das Fundament für einen optimalen Einsatz eines ERP-Systems sind die Daten. Unternehmen nutzen aktuell aber nur rund die Hälfte des Wertschöpfungspotenzials ihrer Daten aus: Eine der wesentlichen Hürden dürfte dabei in der mangelhaften Qualität liegen. Die Vollständigkeit, Richtigkeit und Eindeutigkeit von Daten wird durch eine zunehmende Automatisierung jedoch immer wichtiger. Ein in das ERP-System integriertes Data Quality Management kann nachhaltig qualitätssteigernd wirken.
6. Wissen vernetzen: Daten entwickeln sich immer mehr zum vierten Produktionsfaktor. 92 Prozent der CFOs sehen die Verfügbarkeit und die Verknüpfung von Daten inzwischen als entscheidend für die Wertschöpfung ihres Bereichs an. Ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie die vom Beratungshaus Horváth & Partners jährlich durchgeführte CFO-Studie zeigt. Denn der nahtlose Informationsfluss aus Entwicklung und Produktion beschleunigt nicht nur die Prozesse im Finanzwesen. Er ermöglicht auch neue und präzisere Auswertungen, Analysen und Projektionen.
7. Digitalisierung angehen: Vorsicht bei der Abfahrt! Das Gros des deutschen Mittelstands hat seine Digitalisierungs-Skepsis überwunden: Nach einer Evaluierungsphase befinden sich 71 Prozent der Unternehmen bereits in der Umsetzung entsprechender Projekte. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage von PAC unter 102 Unternehmen. Für die verbliebenen 29 Prozent bedeutet das: Höchste Eisenbahn, wenn sie den Zug in Richtung Zukunft nicht verpassen wollen. Sowohl die im ERP-System integrierten Workflow-Möglichkeiten, eine automatisierte Eingangsrechnungsverarbeitung sowie die Anbindung von Spezialanwendungen über eine serviceorientierte Architektur können hier ausreichend Potenzial für einen schnellen Return of Invest bieten.
Blockchain, KI und RPA noch nicht im Fokus
Zu den Zukunftstechnologien, die 2018 in den Medien viel Beachtung fanden, gehören Künstliche Intelligenz (KI), Blockchain und Robotic Process Automation (RPA). Bei den Unternehmen dagegen sind diese Themen bisher eher selten auf dem Projekt-Radar. Zwei Drittel der Betriebe sehen zwar einen möglichen Nutzen für ihre Kernwertschöpfungsbereiche, so eine Umfrage von Roland Berger und dem Internationalen Controller Verein (ICV). Dennoch planen weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer in den kommenden drei Jahren RPA oder KI konkret einzusetzen.
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