Engpässe: Neun kritische Mineralien bremsen Lieferketten aus

Laut einer Erhebung des Ifo Instituts sind Lieferkettenstörungen bei bestimmten Mineralien besonders problematisch, da einseitige Abhängigkeiten nach China bestehen.

Fehlendes Silizium behindert unter anderem die Halbleiterprouktion. (Symbolbild; Foto: naka / AdobeStock)
Fehlendes Silizium behindert unter anderem die Halbleiterprouktion. (Symbolbild; Foto: naka / AdobeStock)
Therese Meitinger

Das Münchener Ifo Institut hat im Auftrag der IHK für München und Oberbayern die Versorgungssicherheit bei kritischen Rohstoffen untersucht. Die am 30. Juni gemeinsam mit dem DIHK veröffentlichte Kurzstudie „Wie abhängig ist Deutschland von Rohstoffimporten bei der Produktion von Schlüsseltechnologien“ hat dabei mit Blick auf die Lieferketten in der Batterietechnik, Robotik und erneuerbaren Energien hierzulande Beunruhigendes zutage gefördert. Hier besteht der Erhebung zufolge eine hohe Abhängigkeit von importierten Rohstoffen, die sich mitunter auf einzelne Lieferländer wie China bezieht.

„Dringender Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten besteht bei neun kritischen Mineralien, das sind Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan. Hier sind mehr Bezugs­quellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen“, fasst Lisandra Flach, Leiterin des Ifo Zentrums für Außenwirtschaft, das Ergebnis der Studie zusammen.

Lieferkettenstörungen sind demnach bei den genannten Rohstoffen besonders problematisch, da alternative Quellen nur langfristig erschlossen werden könnten. Dies sei eine Lektion der jüngsten Versorgungsnotlagen im Zuge der Coronapandemie und geopolitischer Krisen wie dem Ukraine-Krieg, so Flach weiter.   

Direkter Bezug birgt Risiken für Mittelstand

Manfred Gößl, Hauptgeschäfts­führer der IHK für München und Oberbayern, forderte deutsche Unternehmen, aber auch die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, sich stärker als bislang um vielfältige und belastbare Lieferketten für kritische Rohstoffe zu bemühen. Viele dieser Rohstoffe kommen Gößl zufolge in autokratischen Länder vor, was für den Mittelstand beim direkten Bezug große geschäftliche und rechtliche Risiken mit sich bringe.

„Die geplanten Lieferkettengesetze auf nationaler und europäischer Ebene erhöhen den Beschaffungsaufwand weiter und könnten ohne geeignete Maßnahmen der Politik die Marktdominanz und Abhängigkeit von Rohstoffhändlern außerhalb Deutschlands und der EU sogar noch erhöhen“, sagt Gößl in einem Statement.

Eine immer größere Rolle müsse auch das Recycling von Rohstoffen im industriellen Maßstab einnehmen, um bereits vorhandene Ressourcen besser zu nutzen, so Gößl weiter.

Bei sieben der neun besonders kritischen Rohstoffe ist China der Studie zufolge einer der größten Anbieter am Weltmarkt, teilweise in marktdominierender Position. Dies spricht Studienautorin Flach zufolge für eine schnelle Verstärkung bereits bestehender Handelsbeziehungen zu anderen Ländern, darunter Thailand und Vietnam für die Seltenen Erden, aber auch Argentinien, Brasilien, USA und Australien für andere kritische Rohstoffe. Bei der Mehrheit der in der Studie untersuchten 23 kritischen Rohstoffe sind laut Flach Maßnahmen für widerstandsfähigere Lieferketten nötig.

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sieht Potenzial in einer besseren EU-weiten Abstimmung sowohl bei Strategien für eine bessere Rohstoffverteilung innerhalb der EU als auch in der gemeinsamen Handelspolitik nach außen:

„Viele EU-Mitglieder verfügen über Potenziale bei kritischen Rohstoffen. Hier muss die Erschließung und Verarbeitung von Rohstoffen innerhalb der EU verstärkt ausgebaut werden. Zusätzlich muss die EU rasch mit Handels- und Investitionsabkommen den Unternehmen dabei helfen, weltweit neue und nachhaltige Rohstoffquellen zu erschließen.“