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Einkauf: Faire Arbeitsstandards noch unterbeleuchtet

In Deutschland haben laut einer Studie von Ivalua nur zehn Prozent der befragten Lieferanten Pläne zur Bekämpfung moderner Sklaverei vollständig umgesetzt.

Einkäufer könnten noch deutlich mehr auf faire Bedingungen entlang der Lieferkette achten, als sie es aktuell tun. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Ivalus. (Symbolbild: TheVisualsYouNeed / AdobeStock)
Einkäufer könnten noch deutlich mehr auf faire Bedingungen entlang der Lieferkette achten, als sie es aktuell tun. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Ivalus. (Symbolbild: TheVisualsYouNeed / AdobeStock)
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Therese Meitinger

Ivalua, US-französischer Anbieter von Cloud-basierten Spend-Management-Lösungen hat am 26. August die Ergebnisse einer Studie zum Thema Arbeitsbedingungen vorgestellt. Die Ergebnisse basieren auf einer im April 2021 durchgeführten Studie unter 300 Zulieferern in Großbritannien (100), Frankreich (100), Deutschland (50) und der Schweiz (50), die Direktmaterialien, Dienstleistungen oder Teile für große multinationale Unternehmen (1.000+ Mitarbeiter) liefern. Die Umfrage wurde im Auftrag von Ivalua vom Marktforschungsunternehmen Coleman Parkes durchgeführt.

Die Ergebnisse seien alarmierend, heißt es in einer Pressemitteilung: Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der europäischen Lieferanten gibt darin an, dass Einkäufer auf Kundenseite bisher selten oder nie die Verpflichtung zu verantwortungsvollen Arbeitspraktiken in Verträge oder Vereinbarungen aufnehmen. Der Bericht zeige zudem einen Mangel an konsequenter Überwachung von Arbeitsstandards, schlussfolgert Ivalua: Nur die Hälfte (50 Prozent) der europäischen Zulieferer wird demnach von ihren Kunden häufig aufgefordert, den Nachweis zu erbringen, dass sie Mitarbeiter vor unsicheren Arbeitsbedingungen schützen. Bei anderen Arbeitsnormen wie Kinderarbeit (47 Prozent), moderner Sklaverei (45 Prozent) und Löhnen unterhalb des Mindestlohns (42 Prozent) waren die Zahlen sogar noch niedriger. Diese Zahlen geben die Situation kurz vor Inkrafttreten des deutschen Sorgfaltspflichtengesetzes („Lieferkettengesetz“) wieder.

Deutsche Lieferanten nicht auf das Lieferkettengesetz vorbereitet

Die Ergebnisse zeigen Ivalua zufolge, dass die Mehrheit der Einkäufer die Standards für verantwortungsvolle Arbeitspraktiken bisher nicht durchsetzen. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der europäischen Zulieferer gaben zudem an, dass sie über keine vollständig umgesetzten Pläne zur Aufdeckung und Beseitigung moderner Sklaverei in ihren Lieferketten verfügen. Angesichts des erst kürzlich in Kraft getretenen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes ist diese Zahl erschreckend hoch.

In Deutschland haben nach Studienangaben bisher nur zehn Prozent der befragten Lieferanten Pläne zur Bekämpfung moderner Sklaverei vollständig umgesetzt – und das trotz Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes, mit dem die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards verpflichtend wird. Deutsche Unternehmen, die diese Vorschriften nicht einhalten, können ab 2023 mit empfindlichen Geldstrafen belegt werden. Dennoch sind derzeit nur 32 Prozent der deutschen Zulieferer vollständig auf die Regelungen vorbereitet und haben entsprechende Pläne aufgestellt. Insgesamt gaben 12 Prozent an, nicht vorbereitet zu sein und keine Pläne zu haben, weitere 14 Prozent gaben an, noch nie von diesem Gesetz gehört zu haben. Die Studie wurde im April 2021 durchgeführt.

Die meisten Zulieferer seien nicht in vollem Umfang vorbereitet, unethische Arbeitspraktiken auszumerzen, so Ivalua. Dem Bericht zufolge haben die meisten Zulieferer derzeit noch keine vollständig implementierten Pläne, um Löhne unterhalb des Mindestlohns (77 Prozent), Kinderarbeit (76 Prozent), unsichere Arbeitsbedingungen (75 Prozent) oder unangemessene Arbeitszeiten (78 Prozent) zu beseitigen.

„Unethische Arbeitspraktiken sind nicht nur unfair, sondern können für Unternehmen zu Reputationsschäden und ernsten wirtschaftlichen Problemen führen. Auch die gesetzlichen Vorschriften werden immer strenger. Die Verpflichtung zur Einhaltung internationaler in Lieferketten deshalb ist eine der wichtigsten Aufgaben für alle Procurement-Entscheider“, sagt Alex Saric, Experte für Smart Procurement bei Ivalua. „Doch dies ist keineswegs ein Selbstläufer. Einkäufer sollten deshalb schnellstmöglich das Gespräch mit ihren Lieferanten suchen, Konsens über die Umsetzung der neuen Anforderungen herstellen und entsprechende Regelungen verbindlich vereinbaren.‘“

 

 

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