Einheitliche Lösung

Case Study: Infraserv harmonisiert IT-Landschaft mit SAP.
Redaktion (allg.)

Eine „traditionelle“, funktionale Organisationsstruktur und eine „gewachsene“ Landschaft heterogener Anwendungen - das war die Ausgangslage bei der Infraserv Logistics im Jahr 2004, die mit rund 700 Mitarbeiter und spezialisierten Lägern und Anlagen mit Lagerkapazitäten von mehr als 180.000 Palettenplätzen und 60.000 m³ Tank-Fassungsvermögen Logistikdienstleistungen vor allem für die Chemieindustrie anbietet. Mit der bisherigen IT-Struktur war eine bereichsübergreifende Einsatzplanung praktisch nicht möglich; alle kundenspezifischen Leistungen wurden im Nachhinein meist von Hand erfasst, mühsam zusammengeführt und manuell ins Buchhaltungssystem übertragen. Ende 2004 war absehbar, dass Teile der bestehenden IT ersetzt werden müssen. Gleichzeitig wurden Überlegungen zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung angestellt. Infraserv Logistics nutzte diese Gelegenheit zu einer umfassenden, kundenorientierten Neuausrichtung der Geschäftsprozesse und einer grundlegenden Modernisierung der operativen Systeme. Klare Ziele Das Reengineering verfolgte zwei klare Zielstellungen: Übergang zu einer prozessualen Organisationsstruktur mit klarer Ausrichtung aller operativen Prozesse auf die Kunden und die Ablösung der Altsysteme durch ein integriertes, marktgängiges und standardisiertes Logistic Execution System. Beide Vorhaben wurden eng vertaktet. Von Anfang an wurden Kunden und Mitarbeiter in die Konzeption der neuen Abläufe bei Infraserv Logistics mit einbezogen, um von vornherein eine hohe Akzeptanz sicherzustellen und spätere Nacharbeiten zu vermeiden. Die neue Organisation orientiert sich an drei Kernprozessen , die wiederum auf drei Supportprozesse zurückgreifen. Die Kernprozesse Distributionslogistik, Beschaffungslogistik und Produktionslogistik richten sich direkt an der Kundenbetreuung und den jeweiligen Kundenbedürfnissen aus und nutzen die internen Angebote beim Lagerhandling, im Transport und bei den Services Netzwerk/Leistungserfassung/Abrechnung. Entscheidung für SAP Aufgrund der unternehmensweiten IT-Strategie kristallisierte sich rasch heraus, dass für die Abbildung der neuen Prozesse in der Informationstechnologie eine SAP-Lösung einzuführen war. Die Gründe erläutert Klaus Heep, stellvertretender Leiter des Geschäftsfelds IT-Services bei Infraserv Höchst: „Bei Infraserv basiert die gesamte IT auf einem gemeinsamen Grundgerüst, in das die speziellen Anwendungen eingepasst werden. Auch in der Logistik mit ihrem besonders hohen Maß an IT-Komplexität können wir so die spezifischen Anforderungen der Kunden mit einer hohen internen Standardisierung und Effizienz erfüllen.“ So konnten auch bei diesem Großprojekt bestehende Ressourcen und Know-how optimal genutzt werden. Zudem sprachen der hohe Abdeckungsgrad im Logistiksystem SAP-LES sowie die Investitionssicherheit klar für den ERP-Marktführer. Mit der weiteren Konzeptionierung und Umsetzung wurde die inconso AG betraut, die – so Klaus Holzbach, IT-Leiter bei Infraserv Logistics – fundierte logistische und IT-Kompetenz laufend unter Beweis stellte, engagiert und flexibel die Angebotsphase durcharbeitete. „Am Abend des 22. Dezember 2005 kam der Auftrag“, erinnert sich Johanna Bottländer, Vertriebsbereichsleiterin bei der inconso AG. „Da haben wir Teammitglieder uns erst einmal den Weihnachtsurlaub gestrichen und traten Anfang Januar 2006 zum Kick-Off-Meeting schon mit einer detaillierten Planung für die künftige Struktur und einer Roadmap an.“ Auf Grundlage des SAP-LES mit verschiedenen speziellen Ergänzungen aus inconso-eigenen Standards und Neuentwicklungen entstand ein flexibles, leistungsfähiges Logistiksystem, das über EDI mit den Kunden kommuniziert und direkt an das übergreifende betriebswirtschaftliche SAP-System angedockt ist. Die termingerechte Umsetzung des umfangreichen und ehrgeizigen Projekts hat bei Infraserv Logistics die angestrebten Vorteile in vollem Umfang erbracht. Ein zentraler strategischer Ansatz und drei Einzelbausteine sollen in diesem Zusammenhang beispielhaft und besonders erwähnt werden. Mehr Effizienz ... Dass Zeit Geld ist, ist eine Binsenweisheit. Mit dem neuen System macht Infraserv Logistics aber auch in dieser Hinsicht ernst. Erfassungs- und Buchungsvorgänge werden so gesteuert, dass sie möglichst während vor- oder nachgelagerter, „ungenutzter“ Zeiträume erfolgen. So wird zum Beispiel der Wareneingang für die spätere Einlagerung schon während der Beladung des LKW am Ausgang der Fertigung gebucht. Mittels Slot-Management werden den Transporteuren vorab Ladezeiten zugeteilt, die parallel auch den jeweiligen Produktions- oder Lagerbereichen zur Verfügung stehen. Mit pünktlichem Eintreffen des Transportmittels kann unmittelbar mit den Ladevorgängen begonnen werden. So werden früher getrennte Vorgänge zeitlich zusammengefasst und in Summe erhebliche Effizienzvorteile generiert. Diese Effekte werden über das „Dispo-Tool“ gesteuert. Mit diesem Werkzeug hat Infraserv Logistics die Möglichkeit, alle Ressourcen unternehmensweit zu überschauen und optimal einzusetzen. Nun steht das gesamte Ressourcennetzwerk transparent für die Disposition zur Verfügung. So können innerhalb der Standorte und standortübergreifend Kapazitäten geplant, bewegt und eingesetzt werden: eine messbare Steigerung von Effizienz und Auslastung. Infraserv Logistics kann auch durch diesen Informationsstrom seinen Kunden jederzeit volle Transparenz über die Warenbewegungen und den Stand der Auftragsbearbeitung bieten: eine wesentliche Grundlage für Kundenzufriedenheit und weiteres Wachstum. Vollautomatisch wird jetzt auch die Transportbeauftragung am Standort durchgeführt. Mit Auftragseingang wird die Flotte zunächst nach geeigneten Fahrzeugen durchgeprüft und aus diesen dann das jeweils nächst verfügbare ausgewählt. Der Auftrag geht dann per Datenfunk direkt ins Fahrerhaus. Er kann unmittelbar abgearbeitet und der Auftragsfortschritt quittiert werden. Um alle Bewegungen und Auftragsstatus erfassen und verarbeiten zu können, wurde hierfür der GPRS-Standard gewählt. Damit ist sichergestellt, dass nicht nur auf dem jeweiligen Werksgelände, sondern überall und jederzeit auf jedes Fahrzeug der LKW-Flotte zugegriffen werden kann. ... und Transparenz Gleichzeitig werden an allen Punkten permanent die laufenden Leistungen für die Kunden elektronisch erfasst und in die zentrale Datenbank eingespielt. Diese Leistungsdaten bilden die Grundlage für die Abrechnung mit den Kunden. Die erfolgt jetzt mit bisher ungekannter Transparenz, Zuverlässigkeit und Nachprüfbarkeit – bis hin zu filigranen Leistungsbestandteilen. Mit diesen und einer Vielzahl weiterer Leistungsmerkmale hat Infraserv Logistics nunmehr die Möglichkeit, sich bis ins Detail flexibel auf die Wünsche seiner Kunden einzulassen und ihnen neben hoher logistischer Qualität auch eine laufende Transparenz auf die jeweiligen Auftragsstatus sowie jederzeit nachprüfbare Abrechnungen zu bieten. Individuelle Anforderungen der Kunden (bis hin zur goldenen Jubiläumsschleife um jede gelieferte Palette) lassen sich im System ohne weiteres abbilden. Mit dieser kundenorientierten Integration vom Auftrag bis zur Abrechnung zeigt sich das Standardsystem SAP-LES von seiner flexibelsten Seite. Änderungen im System müssen jeweils nur noch an einer Stelle vorgenommen werden. Schon im Konzept so geplant, ist die Erweiterung um zusätzliche Standorte jederzeit und mit eigenen Mitteln möglich. Als nächster großer Baustein wird das derzeit noch im Bau befindliche Neue Logistik Center (NLC) aufgeschaltet, ein hochmodernes automatisches Hochregallager. Auf dieser Grundlage ist Infraserv Logistics für das geplante weitere Wachstum bestens gerüstet. Die Zusammenarbeit mit der inconso AG wurde inzwischen zu einer strategischen Partnerschaft erweitert.