Echtzeit-Tracking: Fraunhofer IML macht Blockchain konkret

Der Prototyp des „Blockchain Device“ ist die erste Geräteentwicklung des Europäischen Blockchain-Instituts.

Das nur neun Millimeter hohe Blockchain Device kann wie eine Einsteckkarte in einen Standardbehälter eingesteckt werden, so das Fraunhofer IML. (Foto: Fraunhofer IML)
Das nur neun Millimeter hohe Blockchain Device kann wie eine Einsteckkarte in einen Standardbehälter eingesteckt werden, so das Fraunhofer IML. (Foto: Fraunhofer IML)
Therese Meitinger

In dem am 26. Oktober vorgestellten „Blockchain Device“ sehen die Dortmunder Wissenschaftler vom Fraunhofer IML einen zukunftsweisenden Prototyp zur Überwachung temperaturempfindlicher Waren wie Lebensmittel, Medikamente oder Impfstoffe entlang weltweiter Lieferketten. Es sei die erste Geräteentwicklung des in der Forschungseinrichtung beheimateten Europäischen Blockchain-Instituts  und Prototyp einer Reihe Blockchain-basierter Entwicklungen made in NRW, so eine Pressemitteilung.

Experten rechnen in den kommenden drei Jahren mit der vollständigen Digitalisierung weiter Teile der Logistik, argumentiert das Institut.

„Durch die Digitalisierung von Prozess- und Lieferketten und mithilfe Künstlicher Intelligenz wird nicht nur in der Logistik ein neues Zeitalter eingeläutet. Digitale Plattformen werden zum zentralen Dreh- und Angelpunkt einer kommenden Silicon Economy“; sind sich die Institutsleiter des Fraunhofer IML, Prof. Michael Henke und Prof. Michael ten Hompel, einig.

Das Europäische Blockchain-Institut am Fraunhofer IML in Dortmund soll bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen. Hier werde die Weiterentwicklung des ersten Prototyps zu einer Serie von Blockchain Devices stattfinden, heißt es. Zukünftig sollen sie aktiv per Smart Contract verhandeln, Transaktionen triggern und Zahlungen buchen. „Dadurch wird jede Aktion über das Blockchain-Netzwerk eindeutig identifizier- und nachverfolgbar“, betont Michael Henke.

Enabler für die Real-Time-Steuerung von Lieferketten

Das „Blockchain Device“ ist nach Institutsangaben eine vollständige Neuentwicklung, angefangen bei der Computer-Hardware über die Software des Temperatursensors bis zum Blockchain Client. Nur neun Millimeter hoch, könne es wie eine Einsteckkarte in einen Standardbehälter eingesteckt werden, so das Fraunhofer IML. Es verfügt demnach über 5G-kompatible Kommunikation, ein hochauflösendes ePaper-Display (1440 x 1072 Pixel) und eine Reihe von Sensoren (Temperatur, Beschleunigung, Lage). Die Akkulaufzeit beträgt im Dauerbetrieb mehr als 14 Tage und im Low-Power-Betrieb mehr als zwei Jahre.

Das Blockchain-fähige IoT-Device soll Echtzeitdatenerfassung und eine autonome Real-Time-Steuerung von Lieferketten ermöglichen. Durch die sichere Einbindung physischer und monetär relevanter Prozesse in ein Blockchain-basiertes Ökosystem sei eine horizontale und vertikale Vernetzung sichergestellt, so der Entwickler. Positions- und Sensordaten dokumentierten die lückenlose Überwachung der Transportkette inklusive einzuhaltender Bedingungen. Zudem ist das Device laut Hersteller „IDS ready“, also für die Implementierung in den International Data Space vorbereitet.

„Wir verfolgen den Wandel vom Internet der Dinge zum Internet der Werte“, sagt Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, der das Blockchain Device anlässlich der Verleihung des Innovationspreises des Landes Nordrhein-Westfalen 2020 in der Kategorie „Ehrenpreis“ vorstellte. „Mit Hilfe der Blockchain-Technologie werden schon bald nicht nur Daten, sondern reelle Werte rechts- und prozesssicher verhandelt und gebucht. Nicht nur in der Logistik gilt in naher Zukunft: keine Blockchain – kein Geschäft.“