E-Commerce: Weihnachtsgeschäft läuft schleppend

Erstmals seit Beginn der Messungen 2014 schrumpft der Online-Handel mit Waren zur Weihnachtszeit.

Statt boomendem Weihnachtsgeschäft, müssen sich viele E-Commerce-Anbieter in diesem Jahr mit Einbußen abfinden. Das geht aus einer Erhebung des bevh hervor. (Symbolbild: Ipopba/AdobeStock)
Statt boomendem Weihnachtsgeschäft, müssen sich viele E-Commerce-Anbieter in diesem Jahr mit Einbußen abfinden. Das geht aus einer Erhebung des bevh hervor. (Symbolbild: Ipopba/AdobeStock)
Sandra Lehmann

Der Handel mit Waren zur Weihnachtszeit erhält 2022 einen Dämpfer: Wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) im Dezember mitteilte, schrumpfte das Weihnachtsgeschäft im Sektor E-Commerce erstmals seit Beginn der Messungen in 2014 gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtumsätze der Onlinehändler vom 1. Oktober bis 30. November, inklusive Black Friday, liegen laut bevh (nicht preisbereinigt) über alle Branchen 16,8 Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2021. Mit Blick auf den Vergleichszeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019 bleibt allerdings ein Plus von 13,1 Prozent erhalten.

Modehändler mit Einbußen

Der direkte Vergleich mit 2021 zeigt, dass die Modebranche am härtesten vom schwachen Weihnachtsgeschäft betroffen ist. Die Umsätze im Oktober und November liegen (nominal) wieder auf dem Niveau des Weihnachtsgeschäfts von 2019 – ein Zeichen, dass die Händler außer im Luxussegment derzeit kaum Preiserhöhungen durchsetzen können, so der Verband in einer Pressemitteilung.

Andere Warencluster zeigen sich wiederstandsfähiger: Trotz des Minus im bisherigen Weihnachtsgeschäft sind die Güter des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Drogerie, Tierbedarf) das einzige Cluster, das aufgelaufen gegenüber dem Gesamtjahr 2021 noch Wachstum realisieren kann. Die Umsätze mit Haushaltswaren und -geräten entwickelten sich mit plus 2,9 Prozent ebenfalls stabil. Möbel, Lampen und Dekowaren (minus 9,1 Prozent) sowie Heimtextilien (minus 5,8 Prozent) verloren deutlich weniger als der Gesamtmarkt.

„Etwaige Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft können sich nicht bewahrheiten. Auch deshalb werden wir für das Gesamtjahr ein Minus im Online-Versandhandel verzeichnen. Die Branche kann der doppelten Belastung aus einem durch den Corona-Lockdown besonders starken Vorjahresumsatz und der allgemeinen Konsumflaute wenig entgegensetzen. Insbesondere Bekleidung und Unterhaltungselektronik brechen ein, obwohl letztere normalerweise eine starke Warenkategorie in der Cyberweek und dem Weihnachtsquartal ist“, sagt Martin Groß-Albenhausen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim bevh.

Auffällig sei der Absturz der Multichannel-Händler, also der stationären Anbieter mit Online-Geschäft, mit Blick auf die Umsätze gegenüber Weihnachten 2021. Sie hätten nichts von den Zuwächsen aus 2020 oder 2021 retten können und sogar gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019 verloren. Anders sieht es bei den D2C-Vermarktern aus. Sie haben laut dem bevh gegenüber dem Weihnachtsgeschäft 2021 zwar ebenfalls verloren, laufen gegenüber 2019 aber mit einem Plus von fast 85 Prozent nominal auf eine Verdoppelung des Umsatzes zu.

Geteiltes Meinungsbild

Zwischen Oktober und November hat der bevh das aktuelle Stimmungsbild seiner Mitglieder, die rund 90 Prozent des Umsatzes im B2C-Geschäfts repräsentieren, in einer Stichprobe erhoben. Das Bild ist sehr zweigeteilt und zeige, wie unterschiedlich die Händler die steigenden Preise weitergeben können: Nach ihrer aktuellen Geschäftslage gefragt, rechneten 34,8 Prozent derzeit mit „niedrigeren Umsätzen“ und 17,4 Prozent sogar mit „deutlich niedrigeren Umsätzen“. Mit „höheren Umsätzen“ rechneten 24,6 Prozent und „deutlich höheren Umsätzen“ 4,4 Prozent. 18,8 Prozent der Befragten in der Stichprobe erwarten hingegen keine Veränderungen.

Gefragt nach den drei größten Belastungen für das eigene Geschäft (Mehrfachnennungen möglich), verwiesen 74,3 Prozent der Befragten in der Stichprobe auf die „Verunsicherung der Verbraucher“, 64,3 Prozent auf „steigende Kosten im Einkauf“ und 50,0 Prozent auf „steigende Kosten für Verpackungen oder Logistik“.