E-Commerce: Einige Branchen kommen wohl schneller aus der Coronakrise

Eine Prognose von Arvato Supply Chain Solutions erwartet zudem eine Neuordnung der digitalen Marktplatzlandschaft im Zuge der Coronakrise.

Neun Thesen zur Zukunft des Onlinehandels hat Arvato SCS formuliert. (Foto: Stockpics / Fotolia)
Neun Thesen zur Zukunft des Onlinehandels hat Arvato SCS formuliert. (Foto: Stockpics / Fotolia)
Therese Meitinger

Wie wird sich die E-Commerce-Branche langfristig durch die Coronapandemie auswirken? Vor dem Hintergrund dieser Frage hat das eCommerce Competence Center des Gütersloher Logistikdienstleisters Arvato Supply Chain Solutions (SCS) aktuelle Potenziale und Markttrends des E-Commerce analysiert und in einer am 6. Mai veröffentlichten Prognose neun Thesen zur Zukunft des deutschen Onlinehandels aufgestellt.  

Sie setzt auf die aktuelle Krise, die sich im Zuge von Covid-19 nicht nur im stationären Handel, sondern auch auf den E-Commerce in Deutschland bemerkbar macht: Aktuellen Zahlen des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (bevh) zufolge ist der Onlinehandel allein im März um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen – ein massiver Umsatzrückgang, der vor allem die Sortimente Fashion, Accessoires und Consumer Electronics betrifft. Dagegen konnten Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Drogeriewaren und Medikamente deutliche Online-Zuwächse verzeichnen.

Laut der Studie von Arvato SCS werden sich die angeschlagenen Branchen mittelfristig leicht über ihrem Ursprungsniveau stabilisieren und ähnliche Wachstumsraten wie vor der Pandemie verzeichnen, während der Onlineanteil der Produkte des täglichen Bedarfs deutlich steigen wird. Einige Branchen werden sich in diesem Szenario schneller erholen als andere, wobei der konkrete Zeitrahmen allerdings ungewiss bleibt.

„Wir gehen davon aus, dass die Dauer der Stabilisierung von zwei Faktoren abhängt“, erklärt Franziska Kier, Senior Consultant beim eCommerce Competence Center. „Von der Höhe des Warenwerts im Verhältnis zum Haushaltsnettoeinkommen und dem akuten Bedarf.“

Neue Internationalisierungsmuster verändern textile Lieferketten

Darüber hinaus erwartet der Logistikdienstleister, dass sich nach Corona auch die Marktplatzlandschaft neu ordnet, neue Internationalisierungsmuster entstehen und sich die weltweiten textilen Lieferketten verändern werden, wobei der Prognose zufolge aktuelle Produktionsländer wie Bangladesch, Myanmar und Kambodscha langfristig am härtesten betroffen sein dürften.

Doch die Krise hat nach Ansicht von Arvato SCS auch positive Aspekte: So seien einige Unternehmer in Anbetracht der schwierigen Lage kreativ geworden und hätten neue Geschäftsmodelle entwickelt, von denen sich einige langfristig bewähren könnten. Dazu zählen dem Anbieter zufolge etwa regionale Kooperationen mit neuartigen Angeboten, die eine Nachfragelücke schließen. Darüber hinaus habe die Pandemie gezeigt, wie wichtig digitale Prozesse seien, so der Logistikdienstleister. Das könne die Digitalisierung massiv vorantreiben – ähnlich wie bereits 2003. Damals brach in China die SARS-Epidemie aus, was beispielsweise für den Gründer der chinesischen Ladenkette JD Multimedia überhaupt erst der Anlass war, in den Onlinehandel einzusteigen.

Entsprechend könnte sich infolge der Pandemie auch die hiesige Handelslandschaft durch neue Player verändern und Prozesse weiter beschleunigen. Beispielsweise könnte, prognostiziert Arvato SCS, das Thema Omnichannel mit Click & Collect-Lösungen und einer Kommissionierung aus dem Filialbestand oder Ship from Store-Angeboten zur Sicherung der schnellen Warenverfügbarkeit neuen Aufwind bekommen.

„Die Coronakrise zwingt deutsche Unternehmen zu einer Mentalitätsveränderung, die wir gut gebrauchen können“, kommentiert Franziska Kier. „Selbst Entscheider, die sich in den zurückliegenden Jahren vor den aktuellen Entwicklungen des Marktes verschlossen haben, müssen jetzt handeln und neue Geschäftsmodelle entwickeln, um in einigen Jahren noch wettbewerbsfähig zu sein.“