E-Antrieb: Ibeo und DPD erproben Hilfe für Zusteller

Das Konsortium untersucht, wie ein autonomes und elektrisches Zustellfahrzeug den Fahrer beim Ausliefern unterstützen könnte.

Im Rendevous-Modus könnte der Zusteller könnte das Fahrzeug zu einem bestimmten Treffpunkt dirigieren. (Bild: Ibeo)
Im Rendevous-Modus könnte der Zusteller könnte das Fahrzeug zu einem bestimmten Treffpunkt dirigieren. (Bild: Ibeo)
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Der Hamburger LiDAR-Spezialist Ibeo hat ein Forschungsprojekt angekündigt, wie sich Zustellfahrer künftig mittels Automatisierung entlasten lassen. Im Mittelpunkt stehen dabei autonom fahrende elektrische Kleintransporter, die eine emissionsfreie Belieferung in urbanen Zentren ermöglichen sollen. Hierbei wird der Zustellprozess und alle beteiligten Komponenten von einem Safety-System überwacht. Mit dem neuen Solid-State-LiDAR-Sensor „ibeoNEXT" soll außerdem eine hochpräzise Objekterkennung und Lokalisierung des Fahrzeugs sichergestellt werden, skizziert der Anbieter. Das Konsortium besteht neben Ibeo aus den Unternehmen DPD, IAV und bridgingIT sowie dem Institut für Fahrzeugtechnik an der TU Braunschweig, der TU Clausthal, der Universität Mannheim und der Hochschule Offenburg.

Rendezvous-Modus am Ende der Lieferung

Ein Rendezvous-Modus führt zum Beispiel den Zusteller mit seinem Fahrzeug nach erfolgreicher Auslieferung wieder zusammen, um weitere Pakete aufzunehmen. Durch die gesteigerte Effizienz bei der Zustellung und der Fahrzeugauslastung sollen außerdem sich wiederholende Arbeitsschritte minimiert und automatisiert werden.

Saftey first

Eine wichtige Rolle im selbstfahrenden Zustellfahrzeug nimmt das Safety-System ein. Hier koordiniert und überwacht der Sensorspezialist die sicherheitsrelevanten Daten der beteiligten Komponenten, wie zum Beispiel der Sensoren für das Spurhalten. Bei einem Abweichen wird dann die Spur korrigiert.

„Ein autonomes Fahrzeug braucht Augen, um sich zu orientieren. Dafür scannen Sensoren die Außenwelt. Aber es braucht auch ein Gehirn, um Situationen zu bewerten und Maßnahmen zu ergreifen", erklärt Alexander von Bergner, Ibeo-Projektleiter für VanAssist.

Mit Umgebungsdaten

Das sei ein wichtiger Beitrag, damit Fahrzeuge in naher Zukunft ohne Sicherheitsfahrer autonom fahren können, meint von Bergner weiter. Der neue Solid-State-LiDAR-Sensor ibeoNEXT sammle dabei live Umgebungsdaten. Diese würden zu hochgenauen digitalen Karten verarbeitet, die das Fahrzeug zum Navigieren nutzt. Die Zustellfahrzeuge könnten erkennen, wenn sich in der Umgebung etwas verändert, und aktualisieren die Karte. Wenn ein Fahrzeug dennoch nicht mehr autonom weiterkommt, würde sich die Leitstelle einschalten.

„Ein rein GPS-gestütztes Ortungssystem wäre viel zu ungenau. Mithilfe unserer Sensoren können wir die Position des Fahrzeugs bis auf zehn Zentimeter exakt bestimmen“, wirbt von Bergner für den kombinierten Ansatz.

Vom Fahrer aus der Ferne dirigiert

Den Ablauf stellt der Anbieter im Modellfall so dar: Der Zusteller nimmt Pakete aus dem Fahrzeug heraus und stellt diese in der Umgebung zu Fuß zu. Das Fahrzeug bewegt sich autonom zum nächsten Haltepunkt und wartet dort auf den Zusteller. Fahrzeug und Zusteller stehen permanent über eine Kommunikationseinheit in Kontakt. So könne der Zusteller beispielsweise das Fahrzeug, das sich gerade autonom zu einem Haltepunkt bewegt, zu einem anderen als dem ursprünglich gewünschten Haltepunkt bestellen, skizziert der Hersteller weiter.

In komplexen und dynamischen Umgebungen könnten jedoch Situationen auftreten, die nur mit menschlicher Unterstützung lösbar seien. Bei dem System ließen sich im Sinne eines Leitstandes aus der Ferne definierte Fahrmanöver freigegeben oder starten, beispielsweise um ein von der Fahrzeugsensorik nicht eindeutig identifizierbares Hindernis zu umfahren.

Zustellrouten optimieren

Das System soll Zustellrouten optimieren und den besten wie kürzesten Weg nehmen. Berücksichtigt würden dann die persönlichen Erfahrungswerte der Zusteller, gepaart mit der idealen Zustellzeit an einer Adresse, speziellen Zustellbedingungen, Verkehrssituationen zu bestimmten Zeiten, optimalen Haltepunkten und so weiter. Die automatisierten Fahrzeuge können bereits viele Situationen allein bewältigen, warb der Anbieter für die Technologie.

Der Testparcours liegt auf dem Gelände der TU Braunschweig. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Förderprogramms „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ mit einem Fördervolumen von 2,7 Millionen Euro, so die Angaben.