Digitalisierung: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit

Frankreich und China punkten im „Digital Riser Report 2020“ hingegen mit einem Zuwachs an digitaler Wettbewerbsfähigkeit.

Wie sich die digitale Wettbewerbsfähigkeit von 140 Ländern entwickelt, will der Digital Riser Report künftig jährlich untersuchen. (Foto: Oliver Le Moal / Fotolia)
Wie sich die digitale Wettbewerbsfähigkeit von 140 Ländern entwickelt, will der Digital Riser Report künftig jährlich untersuchen. (Foto: Oliver Le Moal / Fotolia)
Therese Meitinger

Der „Digital Riser Report 2020“ des European Center for Digital Competitiveness by ESCP Business School in Berlin analysiert und vergleicht die Veränderungen, die 140 Länder weltweit bei ihrer digitalen Wettbewerbsfähigkeit durchlaufen haben. Als Referenzzeitraum dienen der am 7. September veröffentlichten Erhebung dabei die letzten drei Jahre. Der 2020 erstmals veröffentlichte Report misst die beiden Kerndimensionen der digitalen Wettbewerbsfähigkeit, also Ecosystem und Mindset, anhand von jeweils fünf Items aus dem „Global Competitiveness Report“ des World Economic Forum (WEF).

Innerhalb der G7 konnte Frankreich bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit zwischen 2017 und 2019 der Studie zufolge am meisten zulegen, was das Land zu zum führenden digitalen Aufsteiger in dieser Gruppe macht; Italien und Deutschland sind hier hingegen am stärksten zurückgefallen.  Das Ranking weist zudem eine deutliche Dynamik in Bezug auf die beiden großen digitalen Supermächte auf: China hat der Erhebung zufolge bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit deutlich hinzugewonnen, während die USA im gleichen Zeitraum zurückgefallen sind. Der Report zeigt auch, dass die Spitzenreiter unter den digitalen Aufsteigern eines gemeinsam haben: Sie hätten umfassende und schnell umgesetzte Pläne mit einer langfristigen Vision rund um Digitalisierung und Entrepreneurship verfolgt, argumentiert das European Center for Digital Competitiveness.

Investitionsprogramme ermöglichen schnelle Steigerung

„Insbesondere das Beispiel Frankreich zeigt, dass Regierungen, die stark in Start-ups und Leuchtturmprojekte wie La French Tech investieren, die digitale Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes in kurzer Zeit erheblich steigern können“, sagt Professor Philip Meissner vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School Berlin.

Digital etablierte Länder sehen sich Meissner zufolge zunehmend mit neuen und dynamischen Konkurrenten aus aller Welt konfrontiert. Während Länder wie die USA, Schweden und Singapur oft als digitale Champions wahrgenommen würden, zeigten die Ergebnisse, dass sie nicht notwendigerweise dynamische digitale Aufsteiger seien, so Meissner weiter. Nur Singapur hat in der Erhebung seine relative Position in den letzten drei Jahren leicht verbessert (mit aggregiert +16 Rängen). Im Gegensatz dazu haben die USA (-33 Ränge) und Schweden (-83 Ränge) in der gleichen Zeit sogar relativ verloren.

„Es ist faszinierend, dass die führenden digitalen Aufsteiger zwar sehr unterschiedlich groß sind und ihre individuellen Wirtschaftsgeschichten haben, aber Regierungen viel von ihnen lernen können“, sagt Dr. Christian Poensgen vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School in Berlin.

Erstens neigten digitale Aufsteiger dazu, die Bedeutung von digitaler Bildung zu betonen. Zweitens seien jeweils umfangreiche Investitionen in Digitalisierung üblich.

„Drittens ist ein Engagement für Entrepreneurship von entscheidender Bedeutung. Viele unserer Spitzenreiter scheinen dem Beispiel der chinesischen Regierung gefolgt zu sein, die Entrepreneurship in den Mittelpunkt gestellt hat, indem sie es zum Teil des 'Chinesischen Traums' gemacht hat.“