Digitalisierung: Deutsche Industrie setzt vor allem auf Industrial IoT

Eine Studie von Forsa und dem Anbieter Relayr sieht das IIoT in den Digitalisierungsstrategien deutscher Industrieunternehmen sogar vor künstlicher Intelligenz und Blockchain.

Die vernetzte Fabrik ist einer Umfrage von Forsa und Relayr zufolge für viele deutsche Industrieunternehmen ein Zielszenario. (Foto: Zapp2Photo / Fotolia)
Die vernetzte Fabrik ist einer Umfrage von Forsa und Relayr zufolge für viele deutsche Industrieunternehmen ein Zielszenario. (Foto: Zapp2Photo / Fotolia)
Therese Meitinger

Drei Viertel der Entscheider deutscher Industrieunternehmen sehen ihren Markt im Prozess der digitalen Transformation. Die Hälfte der Unternehmen setzt dabei bereits auf den Einsatz des Industrial Internet of Things (IIoT). Zu diesen Ergebnissen kommt die am 16. April veröffentlichte Studie des IIoT-Unternehmens Relayr, einem Subunternehmen von Munich Re. Die Umfrage von 200 Entscheidern der fertigenden Industrie in Deutschland wurde dem Unternehmen zufolge im Sommer 2020 von dem Marktforschungsunternehmen Forsa durchgeführt.

Die Studie „Industrial IoT in Deutschland: Transformation und Technologieeinsatz bei industriellen Unternehmen aus Entscheiderperspektive“ hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Status Quo der digitalen Transformation und den aktuellen sowie langfristigen Einsatz von IIoT in Industrieunternehmen zu untersuchen.

Der Großteil deutscher Industrieunternehmen (77 Prozent) beobachtet der Studie zufolge einen Transformationsprozess innerhalb ihres jeweiligen Marktes. Auf ihr eigenes Unternehmen bezogen, geben sogar 94 Prozent der Entscheider an, sich in einem Prozess der digitalen Transformation zu befinden. Die meisten Unternehmen verorten sich momentan in der „Phase der Maßnahmenplanung“ (27 Prozent) und in der „Phase der Erprobung, des praktischen Ausprobierens von Maßnahmen und Überprüfen der Wirksamkeit“ (34 Prozent).

Künstliche Intelligenz, Blockchain und Big Data gelten neben dem IIoT häufig als drei prägende Schlüsseltechnologien in der Industrie. IIoT wird in der Umfrage von 60 Prozent der Unternehmen als „wichtig“ bis „sehr wichtig“ eingeschätzt und setzt sich somit gegen Big Data-Technologien (46 Prozent) und Künstliche Intelligenz (36 Prozent) durch. Blockchain-Technologien werden im Vergleich nur von 10 Prozent der Industrieunternehmen als „wichtig“ bis „sehr wichtig“ bewertet.

Prozessoptimierung und Effizienz als Treiber

Zum Zeitpunkt der Befragung nutzten 49 Prozent der Unternehmen nach eigenen Angaben IIoT-Technologien. Die meisten Unternehmen setzen die Technologie seit ein bis zwei Jahren (35 Prozent) oder drei bis fünf Jahren (39 Prozent) ein. Als Hauptgründe für den Einsatz von IIoT werden wesentliche Aspekte wie Prozessoptimierung (24 Prozent), Effizienz (18 Prozent) sowie Anforderungen des Auftraggebers oder Marktes (17 Prozent) oder auch Modernisierung (15 Prozent) benannt. Das Ziel der Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung spiegelt sich Relayr zufolge auch im meistgenannten Anwendungsgebiet von IIoT wider: 84 Prozent der Unternehmen nutzen IIoT, um an ihren Maschinen oder Anlagen Datenanalysen anhand von Sensordaten vorzunehmen.

Von den Nicht-Nutzern planen 65 Prozent IIoT in Zukunft einzuführen. Ihre Hauptmotivation, IIoT neu zu implementieren, besteht in der Verbesserung betrieblicher Abläufe (87 Prozent) sowie der Erhöhung der Qualität (79 Prozent). Von denjenigen, die in der Zukunft keinen IIoT-Einsatz planen, würden 75 Prozent der Befragten bei einer Absicherung der Verbesserung ihrer Geschäftsergebnisse ihre Meinung ändern und IIoT einführen.

Deutsche Industrieunternehmen wurden in der Erhebung auch zu Herausforderungen in ihrem digitalen Transformationsprozess befragt. „Mangel an Mitarbeitern mit digitalem Fachwissen“ (63 Prozent), „veraltete/unpassende Datenarchitektur“ (60 Prozent), „notwendige strategische Investitionen“ (59 Prozent) werden hier von den Entscheidern am häufigsten genannt. Der Faktor Fachkräftemangel zeigt sich auch bei der konkreten Umsetzung von IIoT-Projekten als größtes Hindernis. „Mangel an spezialisiertem Know-how rund um IIoT“ und der „Mangel an qualifiziertem Personal“ stellt für 55 Prozent der Befragten ein Problem dar. Abhilfe verschaffen sich die Unternehmen durch Expertise von außen. Drei Viertel der Befragten haben bei der Einführung und Umsetzung von IIoT-Technologien auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern gesetzt.

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