Deutscher Logistik-Kongress 2022: Friendshoring of Knowledge

BVL-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Thomas Wimmer setzte in seiner Eröffnungsrede angesichts zahlreicher globaler Krisen auf die Vernetzung der Community.

BVL-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Thomas Wimmer auf der Eröffnung des Deutschen Logistik-Kongresses 2022. (Bild: Therese Meitinger)
BVL-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Thomas Wimmer auf der Eröffnung des Deutschen Logistik-Kongresses 2022. (Bild: Therese Meitinger)
Therese Meitinger

Der Deutsche Logistik-Kongress 2022 in Berlin ist eröffnet: Prof. Dr. Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), stellte am Morgen des 19. Oktober in seiner Eröffnungskeynote die Kraft der Verbindung in den Vordergrund. Der Kongress, der noch bis 21. Oktober in der Hauptstadt stattfindet, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Supply Chains matter!“.

 „Willkommen zu Hause in der Logistik-Familie“, begann Wimmer seine Rede – und arbeitete die Diversität der Logistik-Community heraus, indem er wechselweise „alte weise Männer“, Frauen und Menschen unter 40 Jahren in den Fokus stellte. Man lebe in irrationalen Zeiten, die von nationalen Egoismen geprägt seien, sagte Wimmer mit Blick auf den Ukrainekrieg und die No-Covid-Politik der chinesischen Staatsführung.

Die habe immense Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten, so der BVL-Vorstandsvorsitzende – passend zum diesjährigen Kongress-Motto.

„Die wirtschaftliche Rolle Chinas ist gefährdet, immer mehr Produktion wandert in die ASEAN-Staaten ab“, erläuterte Wimmer.

Reale und digitale Welten zusammenbringen

Die zunehmende Blockbildung sieht er als Zeitenwende, die seiner Überzeugung nach alle Staaten betrifft. Um sich für die Herausforderungen zu wappnen, warb er neben dem bewährten multiple Sourcing für ein „Friendshoring of Knowledge“ – auf dem Deutschen Logistik-Kongress. 121 Inspiratoren warteten bereits auf ihren Einsatz in Vorträgen und Diskussionspanels.  

„Wir müssen reale und digitale Welten zusammenbringen“, formulierte Wimmer als Herausforderung für das Wirtschaftsfeld. Er stellte einige Best Cases aus der Logistik-Community vor, darunter eine Brownfield-Anwendung im Universitätsklinikum Mannheim, die in dem 70er-Jahre-Fuktionsbau eine KI-basierte Steuerung im Patientenmanagement etablierte, die auf volatile Bedarfe reagiert. Auch das „Automatisierte Kleinteilelager“ für Container, Boxbay, stellte er heraus.

Für den 20. Oktober kündigte er den Go-Live des digitalen Lieferscheins „Cloud4Log“ an – ein Gemeinschaftsprojekt von G1 Germany und der BVL.

Die erste Keynote von Dr. Cornelius Patt, früherer CEO der Zooplus SE, nahm die Expansionspolitik des Heimtierbedarf-Onlinehandels in den Fokus. Dass das 1999 gegründete Unternehmen sich zum Unicorn, also zu einem mit über einer Milliarden Euro bewerteten Start-up entwickeln konnte, sieht Patt mehreren Faktoren geschuldet: Einerseits habe man das Geschäftsmodell frühzeitig europäisch ausgerichtet, andererseits in Kommissionierung und Distribution stark auf externe Logistikpartner gesetzt. Hinzukommt ein Ansatz, der vor allem auf Umsatzorientierung setzte.

Voraussetzungen für die Kreislaufwirtschaft

Prof. Dr. Katja Windt, CDO der SMS Group GmbH, sprach über die „Dekarbonisierung für eine innovative Kreislaufwirtschaft“. Am Beispiel des auf Stahlherstellung spezialisierten Anlagenbauers warb sie dafür, technologieoffen an die Neutralisierung von CO2-Emissionen heranzugehen – und so die Grundlage für eine Kreislaufwirtschaft zu schaffen. So können man über Carbon-Capture-Verfahren CO2 als Rohstoff nutzen oder jeweils das als grüne Energie vor Ort verwenden, das in dem Produktionsland gefördert wird. Vor allem müsse man die Wertschöpfung aus den Materialien der Stadt, wie etwa Lithium-Ionen-Batterien, vorantreiben.

„Aus dem Urban Mining ergeben sich auch neue Anwendungsfelder für die Logistik“, so Windt.