Coronavirus: Fraunhofer IML arbeitet an Pandemiekonzept für Flughäfen

Regeln sollen helfen, bei steigendem Flugverkehr Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Noch sind die Gates weitestgehend leer, doch das könnte sich mit der Aufhebung von Reisewarnungen ändern. Deshalb entwickelt das Fraunhofer IML ein Pandemiekonzept für Airports. Als Partner dabei ist unter anderem der Flughafen München. (Foto: Fraunhofer IML)
Noch sind die Gates weitestgehend leer, doch das könnte sich mit der Aufhebung von Reisewarnungen ändern. Deshalb entwickelt das Fraunhofer IML ein Pandemiekonzept für Airports. Als Partner dabei ist unter anderem der Flughafen München. (Foto: Fraunhofer IML)
Sandra Lehmann

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, Dortmund, entwickelt derzeit nach eigenen Angaben ein Pandemiekonzept für Flughäfen. Ziel ist es, bei steigendem Flugverkehr, der durch die Lockerungen von Reisewarnungen zu erwarten sei, weiterhin Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und eine zweite Pandemiewelle zu verhindern, teilte das Fraunhofer IML in einer Pressemeldung mit.

„Der Passagierbetrieb wird durch die teilweise Aufhebung der Reisewarnungen wieder zwangsläufig zunehmen. Wenn sich viele Menschen am Flughafen befinden, ist es eine Herausforderung, die Abstands- und Hygienevorgaben einzuhalten. Deshalb müssen wir die bisherigen Prozesse erweitern, um die Sicherheit der Reisenden zu garantieren und gleichzeitig die vorhandenen Kapazitäten effizient zu nutzen“, erklärt Lars Mehrtens, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Luftverkehrslogistik am Fraunhofer IML.

Darum entwickeln die Forscher eigenen Aussagen zufolge ein Sicherheitskonzept, das neue Risiken und Anforderungen im Hinblick auf Krankheitsübertragungen berücksichtigt. Bislang engagieren sich im Projekt bereits die Flughäfen in München, Frankfurt am Main und Rostock-Laage.

Lernen aus anderen Pandemien

Aufbauend auf bereits vorhandenen Studien zur Katastrophenlogistik sowie zur Ausbreitung und Maßnahmen bei Pandemien wie SARS analysieren die Wissenschaftler die bisherigen Prozesse, die Reisende am Flughafen durchlaufen. Sie untersuchen diese auf ihr Infektionsrisiko und beachten dabei die Art und Häufigkeit der zwischenmenschlichen Interaktionen sowie mögliche Berührungspunkte mit Gegenständen, heißt es seitens des Fraunhofer IML.

Einsatz digitaler Mittel

Aus den Beobachtungen entwickeln die Forscher Konzepte, die unter anderem einen ausreichenden Abstand zwischen den Fluggästen gewährleisten sollen. Ein Lösungsansatz sei die sogenannte »Active Crowd Control«: Dabei werden Sensoren eingesetzt, die melden, wenn sich zu viele Menschen an einer Stelle befinden.

Pushnachrichten für die beste Route

Denkbar für die Forscher seien außerdem Pushnachrichten auf dem Smartphone, die Passagiere über ihre persönliche Boarding-Zeit oder über weniger überfüllte Routen auf dem Weg zum Gate informieren. Langfristige, digitale Lösungen sollen Prozesse auch in Zukunft effizienter gestalten. Ein Beispiel dafür sind laut den Dortmunder Wissenschaftlern schnellere Gepäckkontrollen mittels CT-Scanner, bei denen Flüssigkeiten nicht mehr aus dem Handgepäck entfernt werden müssten.

Partner aus der Luftfahrt und der Mobilität bewerten nach Fraunhofer IML-Angaben die erweiterten Prozessanforderungen anschließend nach ihrer Umsetzbarkeit unter Berücksichtigung der bestehenden logistisch relevanten Kriterien sowie der bereits implementierten Luftsicherheitsanforderungen. Aus den Analysen und Bewertungen leiten die Forscher konkrete Maßnahmen und Empfehlungen für Flughäfen ab, die sie im Spätsommer veröffentlichen wollen.

Förderung durch Fraunhofer-Gesellschaft

Die Fraunhofer-Gesellschaft fördert das Projekt nach eigenen Aussagen im Rahmen der Initiative „Fraunhofer vs. Corona“. In dem Sofortprogramm entwickeln die Wissenschaftler der verschiedenen Institute Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen sowie zur Prävention zukünftiger Krisenereignisse.