Coronakrise: Produzierende KMU fürchten Komplett-Lockdown

Mittelständische Unternehmen haben laut einer Umfrage aber auch bereits vieles aus der Coronakrise gelernt und sich entsprechend angepasst.

Ob ein kompletter Lockdown kommt, hängt von der Entwicklung der Coronapandemie ab. (Foto: Shawn Hempel / AdobeStock)
Ob ein kompletter Lockdown kommt, hängt von der Entwicklung der Coronapandemie ab. (Foto: Shawn Hempel / AdobeStock)
Therese Meitinger

Am 28. Oktober verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel umfassende Beschränkungen für das öffentliche Leben, auf die sich zuvor alle 16 Ministerpräsidenten geeinigt hatten. Sie sollen als „Wellenbrecher“ für die sich mit hoher Dynamik ausbreitende Coronapandemie fungieren. Das wirtschaftliche Leben soll in vielen Bereichen jedoch so ungehindert als möglich weitergehen. Ob es bei den Beschränkungen bleibt oder zu einem späteren Zeitpunkt ein härterer Lockdown droht, ist offen.

Wie problematisch ein der Sperre vom Frühjahr ähnlicher Lockdown für die produzierende Mittelschicht wäre, legt eine Blitzumfrage nahe, die Kloepfel Consultung vom 22.10.2020 bis zum 28.10.2020 unter 246 deutschen Führungskräften durchgeführt hat. Die auf Lieferketten spezialisierte Unternehmensberatung befragte sie einer Meldung vom 28. Oktober zufolge nach ihren Befürchtungen vor einem zweiten Lockdown. Das branchenübergreifende stichprobenartige Stimmungsbild wurde demnach per anonymer Online-Umfrage erhoben. Die Teilnehmer kommen laut Kloepfel aus produzierenden mittelständischen Unternehmen bis zu 500 Mio. Euro Jahresumsatz.

Jeder vierte Befragte rechnet der Umfrage zufolge nicht mit einem vollständigen Lockdown. 38 Prozent glauben hingegen, dass es dazu binnen der kommenden vier Wochen kommen könnte. Jeder Zehnte meint, dass ein Lockdown in den kommenden acht Wochen erfolgt. 18 Prozent rechnen damit, dass ein Lockdown kommt, können aber nicht sagen wann.

Mit 48 Prozent gibt in der Erhebung fast jeder zweite Befragten an, sich aktuell keine Sorgen zu machen. 14 Prozent der Umfrage-Teilnehmer fürchten sich derzeit vor Arbeitslosigkeit. Keiner der Teilnehmer ist derzeit ohne Arbeit. 31 Prozent machen sich ein wenig Sorgen.

Produktions- und Umsatzausfälle drohen

Falls es zu einem Lockdown wie Anfang des Jahres kommt, glauben laut der Befragung nur zwölf Prozent, dass es nicht zu Produktionsausfällen kommt. 14 Prozent rechnen damit, dass ihre Produktion sich um bis zu zehn Prozent reduziert. 39 Prozent denken, dass die Produktion im Falle eines Lockdowns um ein Viertel einbricht. 13 Prozent geben an, dass sie um die Hälfte weniger produzieren können. An einen Rückgang der Produktion um 75 Prozent glauben drei Prozent. Acht Prozent gehen davon aus, dass sie im Falle eines zweiten Lockdown überhaupt nicht mehr produzieren können.

Mit Blick auf mögliche Umsatzausfälle gehen in der Erhebung sieben Prozent der Teilnehmer nicht von Umsatzausfällen durch einen Lockdown aus. Hingegen befürchten 17 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte Umsatzausfälle bis zu zehn Prozent, 31 Prozent prognostizieren Umsatzeinbußen um bis zu 25%. 14% gehen von einem Rückgang der Umsätze um die Hälfte aus. 10% glauben, dass ihre Umsätze um bis zu 75% einbrechen. 13% sagen sogar, dass der Umsatz komplett einbrechen könnte. 8% der Stichprobe konnten keine Einschätzung abgeben.

Marc Kloepfel, CEO Kloepfel Consulting, sagt:

„Die Sorgen vor einem zweiten Lockdown wie Anfang des Jahres sind groß. Wir merken in unserem täglichen Beratungsgeschäft aber auch, dass sich viele Unternehmen der Corona-Lage angepasst haben. Sie haben ihre Lager aufgefüllt, kommunizieren viel sowohl mit ihren Kunden als auch Lieferanten und sie haben ihre Lieferketten robuster aufgestellt.“

Teilnehmer nach Jahresumsatz

•           Unter 10 Millionen: Euro 45 Prozent

•           10 bis 499 Millionen: Euro 55 Prozent

Teilnehmer nach Position

•           Eigentümer: 24 Prozent

•           Geschäftsführer: 28 Prozent

•           Finanzen/Controlling/Buchhaltung: 9 Prozent

•           Einkauf/Logistik/Supply Chain Management: 20 Prozent

•           Produktion/Konstruktion: 12 Prozent

•           Marketing/Vertrieb: 7 Prozent