Corona-Pandemie: GDP-Standard gewinnt wohl an Bedeutung

Die Dekra rechnet mit einer gesteigerten Nachfrage nach Produktionsstätten und Lagerkapazitäten im Pharma-Bereich.  

Gemäß dem neuen Arzneimittelgesetz können Behörden künftig eine Lagerhaltung bestimmter Präparate anordnen. (Bild: dimasobko / Fotolia)
Gemäß dem neuen Arzneimittelgesetz können Behörden künftig eine Lagerhaltung bestimmter Präparate anordnen. (Bild: dimasobko / Fotolia)
Therese Meitinger

In der Folge der Coronakrise erwarten Logistikexperten der Prüfgesellschaft Dekra neue Herausforderungen an die Pharma-Transportbranche. Laut einer Mitteilung vom 15. Juni gehen die Fachleute in Europa von einem deutlichen Zuwachs von Produktionsstätten für Pharmaprodukte und Lagerkapazitäten aus, um die Abhängigkeit aus Übersee zu verringern. Zudem können gemäß dem neuen Arzneimittelgesetz Behörden künftig eine Lagerhaltung bestimmter Präparate anordnen. Die hohen Qualitätsmaßstäbe im Hinblick auf Transport, Lagerung und Auslieferung von Humanmedizin könnten die europäische Logistikbranche an ihre Grenzen bringen, so die Prüfgesellschaft.

Um die stringente Kontrolle der Lieferketten für sämtliche Arzneimittel zu ermöglichen, gilt seit 2013 die EU-Leitlinie für die gute Vertriebspraxis von Humanarzneimitteln „Good Distribution Practice“ (GDP). Demnach müssen Großhändler, nachgelagerte Transportunternehmen und Kuriere die Lageranforderungen vom Hersteller auch beim Transport einhalten. Die Experten der Dekra verzeichnen nach Eigenangaben derzeit bereits eine erhöhte Nachfrage nach Zertifizierungen gemäß dem GDP-Standard.

Hohe Anforderungen an die Pharmalogistik

Unternehmen in der Pharmalogistik müssen dafür hohe Anforderungen erfüllen, argumentiert die Prüfgesellschaft: Dies betreffe etwa die Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle der Fahrzeuge und Lager oder die IT-seitige Vernetzung der Kühlketten mit Seriennummernverfolgung. Auch Fahrer und Lagermitarbeiter müssten für die besonderen Anforderungen im Umgang mit Arzneimitteln geschult und sensibilisiert werden. In der gesamten Supply Chain müssen demnach die Sorgfaltspflichten der Auftraggeber sowie der Auftragnehmer dokumentiert und überprüft werden.

In der Praxis erkennen Auditoren der Dekra nach Eigenangaben bei Lagerung und Transport häufig Schwachstellen. Arzneimittellieferungen gerieten beispielsweise zu Zwischenhändlern ohne Großhandelsgenehmigung oder in nicht geeignete Fahrzeuge mit mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen, so die Dekra. Medikamente seien während des Transportwegs zuweilen nicht vor Hitze und Kälte geschützt. Hinzu kommen der Prüfgesellschaft zufolge bauliche und technische Mängel bei Lagerhallen.