Corona: Logistikweise rechnen mit langsamer Erholung der Logistik

Ein "Massensterben" von in der Logistik aktiven Unternehmen ist dem Expertenrat zufolge nicht zu erwarten, auch wenn es zu Bereinigungen kommen könnte.

Im zweiten Halbjahr wird sich laut einer Prognose der Logistikweisen der Wirtschaftsbereich Logistik wieder etwas erholen. (Foto: Tiero, Adobe Stock)
Im zweiten Halbjahr wird sich laut einer Prognose der Logistikweisen der Wirtschaftsbereich Logistik wieder etwas erholen. (Foto: Tiero, Adobe Stock)
Therese Meitinger

Der Expertenkreis „Die Logistikweisen“ hat am 13. Mai auf dem Online-Kongress „Restart Logistics“ der Bundesvereinigung Logistik (BVL) die Ergebnisse einer Befragung unter den Mitgliedern des 32-köpfigen Gremiums zur Corona-Krise präsentiert. Unter dem Motto „Die Wirkung der Corona-Krise auf den Wirtschaftsbereich“ erläuterten Prof. Dr. Christian Kille von der Hochschule Würzburg und AEB-Geschäftsführer Markus Meißner Erkenntnisse und Zukunftserwartungen der beteiligten Experten. Am Schluss stand eine Prognose über die künftige Entwicklung des Wirtschaftsbereichs Logistik.

Die Corona-Krise hat der Mitgliederbefragung zufolge eine Zeit der grenzenlosen Freiheit und des unbekümmerten Wachstums zum Ende gebracht. Resilienz, Schutzmaßnahmen und Einschränkungen dominieren demzufolge aktuell die Unternehmensentscheidungen im Geschäftsbereich Logistik. Die Rolle des Risikomanagements werde künftig zunehmen, so die Logistikweisen, während die Nachhaltigkeit diesem künftig wohl untergeordnet zu sehen sei. Transparenz und Kommunikation bilden den Logistikweisen zufolge künftige Erfolgsfaktoren. Die erforderliche Flexibilität sei nur zu gewährleisten, wenn Logistiknetze und Supply Chains perspektivisch kürzer würden.

„Jeder Unternehmer muss sich Gedanken machen, wie er sein Unternehmen für künftige Krisen aufstellt“, unterstrich Christian Kille.

Bremsspur durch Digitalisierung

Der viel zitierte Krisenretter Digitalisierung kommt im Wirtschaftsfeld Logistik mit einer gewissen Verzögerung an, prognostiziert der Expertenrat.

„Die Digitalisierung zieht zunächst eine Bremsspur nach sich, da sie erst einmal Ressourcen in den Firmen bindet“, sagte Markus Meißner.

Hinzukommt: Auch wenn viele Unternehmen in der Logistik ihre Digitalisierungsmaßnahmen vorantreiben, pausieren sie laut der Befragung bei der Mehrheit der Unternehmen im Wirtschaftsbereich. Der Expertenrat erwartet jedoch, dass die die Digitalisierung in der Logistik nach der Krise verstärkt umgesetzt wird.

Insgesamt gehen die Logistikweisen nicht von einer schnellen Erholung des Geschäftsfelds aus. Es gebe jedoch Hoffnungsschimmer, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder aufwärtsgehen werde. Auf Basis der aktuellen Entwicklung prognostizieren die Logistikweisen dem Wirtschaftsbereich für  das Gesamtjahr 2020 ein reales Minuswachstum von minus fünf Prozent; für 2021 nehmen sie ein reales Wachstum von drei Prozent an. Ein „Massensterben“ drohe aber auch 2020 nicht, so Kille. Die sehr große Mehrheit der Logistikdienstleister werde am Markt bleiben, auch wenn einer deutlichen Zunahme der Zahl an Insolvenzen bei kleinen und mittleren Unternehmen ausgegangen werden müsse.  Als Wachstumstreiber sieht das Gremium künftig weniger die Globalisierung, sondern vor allem die Inlandsnachfrage und der Binnenmarkt der EU.