Containerschiffe: Rotterdam und Singapur planen grünen Korridor

Die Hafenbetreiber kündigen ein Pilotprojekt für alternative Kraftstoffe in der Seeschifffahrt an. Ein digitales Fahrtgebiet zwischen Rotterdam und Singapur soll die Effizienz ebenfalls verbessern.

Von links nach rechts: Allard Castelein (CEO Port of Rotterdam), Ahmed Aboutaleb (Bürgermeister der Stadt Rotterdam), S. Iswaran (Verkehrsminister und zuständiger Minister für Handelsbeziehungen, Singapur) und Quah Ley Hoon (Chief Executive of Maritime and Port Authority Singapore). (Foto: Port of Rotterdam)
Von links nach rechts: Allard Castelein (CEO Port of Rotterdam), Ahmed Aboutaleb (Bürgermeister der Stadt Rotterdam), S. Iswaran (Verkehrsminister und zuständiger Minister für Handelsbeziehungen, Singapur) und Quah Ley Hoon (Chief Executive of Maritime and Port Authority Singapore). (Foto: Port of Rotterdam)
Therese Meitinger
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Die Hafenbetreiber in Singapur (MPA) und Rotterdam wollen den längsten grünen und digitalen Korridor der Welt  schaffen, der einen kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Schiffsverkehr ermöglicht. Anfang August haben Quah Ley Hoon, Geschäftsführer der MPA, und Allard Castelein, CEO des Hafens von Rotterdam, dazu eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Ziel sei, so eine gemeinsame Presseerklärung vom 3. August, die Akteure der gesamten Lieferkette zusammenzubringen, damit bis 2027 die ersten nachhaltigen Schiffe die geplante Route befahren können. Singapur und Rotterdam gehören zu den größten Bunkerhäfen der Welt. Viele wichtige Schiffsrouten zwischen Asien und Europa laufen über diese beiden Häfen.

Bisher werden in der internationalen Schifffahrt hauptsächlich Marinegasöl (MGO) und schwefelarmes Heizöl verwendet. Inzwischen gibt es aber zunehmend auch nachhaltige Alternativen wie Biokraftstoffe, einschließlich Biogase. Andere Alternativen wie synthetisches Methan, Wasserstoff und wasserstoffbasierte Kraftstoffe, einschließlich Ammoniak und Methanol, befinden sich in verschiedenen Stadien der Forschung und Entwicklung für zukünftige Versuche und Einsätze.

Jeder alternative Kraftstoff hat seine eigenen Probleme in Bezug auf Kosten, Verfügbarkeit, Sicherheit und eingeschränkte Reichweite aufgrund der geringeren Energiedichte im Vergleich zu fossilen Brennstoffen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, haben die beiden Hafenbehörden vereinbart, eine breite Koalition aus Verladern, Kraftstofflieferanten und anderen Unternehmen zusammenzubringen, um gemeinsam an möglichen Lösungen zu arbeiten.

Digitales Fahrgebiet zwischen Rotterdam und Shanghai

Neben alternativen Kraftstoffen zielt die Vereinbarung darauf ab, die Effizienz, die Sicherheit und den transparenten Warenfluss im Seeverkehr zu verbessern. Dafür wollen Rotterdam und Shanghai ein digitales Fahrtgebiet schaffen, in dem relevante Daten, elektronische Dokumente und Standards gemeinsam genutzt werden. Dies werde die nahtlose Bewegung von Schiffen und Fracht erleichtern und die Just-in-time-Ankunft von Schiffen von Hafen zu Hafen optimieren, sind die Betreiber der beiden Häfen überzeugt.  

Indem die Hafenbehörden mit zahlreichen Akteuren aus der Schifffahrt und bei den Energiekonzernen kooperieren, wollen sie das Vertrauen in das Projekt „Grüner und digitaler Korridor“ stärken, umweltfreundliche Finanzierungen anziehen und gemeinsame Bunker-Pilotprojekte und Versuche zur Digitalisierung und zur Verwendung von kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Kraftstoffen entlang der Route in Gang setzen.

S. Iswaran, Verkehrsminister und zuständiger Minister für Handelsbeziehungen in Singapur, sagte:

„Die Dekarbonisierung der Schifffahrt ist eine dringende Klimaschutzpriorität, die die gemeinsamen Anstrengungen des gesamten maritimen Sektors erfordert. Als zuverlässiges globales Schifffahrtszentrum trägt Singapur aktiv zu den Bemühungen der IMO bei, die internationale Schifffahrt nachhaltiger und die globalen Lieferketten widerstandsfähiger zu machen. Diese Absichtserklärung mit dem Rotterdamer Hafen zeigt, wie gleichgesinnte Partner zusammenarbeiten können, um die Bemühungen der IMO zu ergänzen. Sie wird als wertvolle Plattform für die Erprobung von Ideen dienen, die sich für einen nachhaltigeren internationalen Seeverkehr ausweiten lassen.“

Allard Castelein, CEO des Rotterdamer Hafens, fügte hinzu:

„Die Schifffahrt ist aufgrund ihrer großen internationalen Reichweite und ihres stetig wachsenden Volumens einer der wichtigsten Wirtschaftszweige für die Dekarbonisierung. Indem wir die Parteien der Lieferkette entlang einer der größten Handelsrouten der Welt zusammenbringen, können wir es den Reedereien ermöglichen, auf kohlenstofffreie Kraftstoffe umzusteigen und den Übergang zu einer nachhaltigeren Schifffahrt zu beschleunigen.“

Quah Ley Hoon, Geschäftsführerin der MPA, erklärte:

„Das Pilotprojekt wird die Bemühungen der Schifffahrtsbranche, einschließlich Partnern wie Google Cloud, und der IMO ergänzen, um die Dekarbonisierung und den Übergang zur Digitalisierung in der internationalen Schifffahrt zu unterstützen, während wir an der Entwicklung und Skalierung grüner und digitaler Lösungen für eine breitere Akzeptanz arbeiten.“