Wie verändern sich logistische Abläufe in Distributionszentren, wenn automatisierte Lagersysteme wie etwa AutoStore oder mobile Roboter wie AMR (Autonomous Mobile Robots) einen Teil der Aufgaben übernehmen? Und welche Auswirkungen hat eine stärkere Automatisierung auf die Belegschaft? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Fachsequenz „Wie automatisierte Systeme die Arbeit im Logistikzentrum verändern“, die im Rahmen der CONFERENCE DAYS 2023 stattfand und von LOGISTIK HEUTE-Redakteur Gunnar Knüpffer moderiert wurde.
Fokus auf Wertschöpfung
Als erster Speaker skizzierte Ulrich Beller, Lean Manager bei der Ifm Electronic GmbH, die Umstellung der eigenen Produktionslogistik auf AMR des Anbieters MiR. Ziel der Neuausrichtung der intralogistischen Prozesse war es Beller zufolge, mehr Wertschöpfung zu generieren, indem man auf eine manuelle Werkslogistik verzichtet. Darüber hinaus sollten die Geschwindigkeit der Warenbereitstellung sowie die Verfügbarkeit von Teilen erhöht werden. Diese Vorhaben konnte der Anbieter von Automatisierungstechnologien mit Unterstützung von sechs AMR erreichen, die vollautomatisch 14 Fertigungslinien bedienen. Zeitgleich hat Ifm die Situation für die Logistikbelegschaft optimiert. Beller zufolge sind Laufwege kürzer geworden, was die Fluktuation der Mitarbeiter reduziert habe.
„Zudem konnten wir Aufgaben anders verteilen. Bei Einschränkungen der Robotikflotte und Störungen, brauchen wir heute keinen Ingenieur mehr, um das Problem zu beheben, sondern können alles über einfachen technischen Support abwickeln“, so Beller.
Verbesserungen für die Mitarbeiter konnte auch der Lebensmittelonlinehändler FoodOase durch eine verstärkte Automatisierung erreichen. Als der Anbieter von Spezialnahrungsmitteln für Unverträglichkeiten ein neues Logistikzentrum in Geesthacht einrichtete, entschloss sich das Unternehmen für die Installation eines AutoStore-Systems.
„Zuvor hatten wir an unserem alten Standort in Meppen ausschließlich manuelle Prozesse in unserer Logistik. Diese haben uns sehr viel Zeit gekostet und waren wenig effizient“, erläuterte Henning Oste, Leiter der Logistik der FoodOase GmbH, im Rahmen des Panels. „Die Komissionierzeiten lagen pro Auftrag im Schnitt bei sechs Minuten, für einen kompletten Kommissionierwagen haben unsere Mitarbeiter eine Stunde benötigt. Zudem konnten wir aufgrund der vollbelegten Lagerfläche nur eine limitierte Zahl von SKUs anbieten.“
Am Standort Geesthacht kommissioniert der Händler nun vollständig aus dem AutoStore-System heraus und konnte seine Lagerfläche um 25 Prozent reduzieren.
„Pro Auftrag brauchen unsere Mitarbeiter nun lediglich ein bis zwei Minuten und können ihre Aufgaben darüber hinaus ergonomischer erledigen. Dadurch hat sich etwa unsere Krankenquote signifikant reduziert“, so Oste.
Zudem sei man nun in der Verteilung der Aufgaben deutlich flexibler als zuvor.
„Unsere Führungskräfte prüfen jeden Morgen, wo im System Nachschübe gebraucht werden und organisieren auf Basis dessen die Teams. Da die einzelnen Aufgaben schnell erlernbar sind, können wir unsere Belegschaft genau dort einsetzen, wo sie gerade gebraucht wird“, erläuterte Oste.
Ebenfalls auf ein AutoStore-System setzt der E-Commerce-Anbieter Arbeitsschutz-Express. Wie Gwen Lohr, Projektleiterin für das AutoStore-Projekt, dem Publikum erklärte, hat sich bei dem Spezialisten für Arbeitsbekleidung durch die Investition in Automatisierung Vieles verändert. Neben mehr Effizienz und Zeitersparnis in den logistischen Abläufen, wurden auch die Mitarbeiter des Leipheimer Unternehmens für neue Aufgaben befähigt.
„Automatisierte Lagersysteme erfordern oft neue Fähigkeiten und Kenntnisse von Fachkräften. Diese müssen in der Lage sein, das System zu überwachen und bei Bedarf Wartungsarbeiten durchführen zu können“, sagte Lohr.
Diese neuen Aufgabengebiete könnten sich Mitarbeiter allerdings leicht durch Schulungen aneignen, da das AutoStore-System an sich einfach zu bedienen sei. Überdies böte eine solche Fortbildung weitere Vorteile für die Belegschaft.
„Fachkräfte können sich dadurch wertvolle und für die Zukunft relevante Fähigkeiten aneignen, die sie in ihrer Karriere weiterbringen können“, so Lohr weiter. Und auch zu einer verbesserten Sicherheit trage die Lösung bei. „Weil Laufwege wegfallen und man auf Flurförderzeuge verzichten kann, verringert sich auch die Gefahr von Arbeitsunfällen.“
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