Der Chief Operating Officer des Roboterherstellers Starship Technologies, Allan Martinson, zeichnete ein optimistisches Bild über die Zukunft von Lieferrobotern. (Foto: Dobos)
László Dobos

Urbane Logistik wird zur immer größeren Herausforderung, die es innovativ zu lösen gilt. Das kristallisierte sich bei der Session „Urbane Logistik“ heraus, die am 20. Oktober im Rahmen des 33. Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin stattfand. Die Rahmenbedingungen der urbanen Logistik zeigten Moderator Wolfgang Lehmacher vom World Economic Forum in New York und der Verkehrsforscher Dr. Jens Klauenberg vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. in Berlin auf.

Mehr Verkehr auf der gleichen Infrastruktur

Demnach macht Güterverkehr etwa ein Drittel des städtischen Verkehrs aus. Klauenberg zeigte, dass das Volumen des städtischen Güterverkehrs beständig wächst und vor allem die KEP-Verkehre enorm zugenommen haben. Die Kunden würden schnelle Lieferungen wollen, die Städte einen umweltfreundlichen Güterverkehr. In diesem Spannungsfeld befänden sich Logistiker. Zudem dürfte sich Klauenberg zufolge die Verkehrsinfrastruktur in Zukunft kaum ändern. Deshalb laute der richtige Lösungsansatz, Verkehr zu vermeiden, umzuleiten und zu verbessern. Eine Möglichkeit sei es, auf Lastenfahrräder zu setzen. Auch wenn diese nur ein paar Prozent des Verkehrsaufkommens ersetzen könnten, wäre schon viel gewonnen. Bei all den Herausforderungen appellierte er an Logistiker, die Citylogistik aktiv selbst zu gestalten und sich nicht nur von Konflikten mit Kunden und Kommunen treiben zu lassen. Eine Möglichkeit zur Gestaltung ist die Zustellung mit Robotern.

Roboter sind beliebt, aber auch platzsparend?

Hierzu referierte der COO von Starship Technologies, Allan Martinson. Die Starship-Lieferroboter hätten schon 16.700 Kilometer zurückgelegt, 3.500 Kilometer davon sogar autonom. Dabei habe es keinen einzigen Unfall gegeben. 1,7 Millionen Passanten wären den Robotern begegnet, die meisten von ihnen hätten auf sie neutral oder begeistert reagiert. Martinson zeichnete ein optimistisches Bild: Roboter könnten in naher Zukunft kostengünstig liefern, da die Personalkosten geringer seien als bei traditionellen KEP-Dienstleistern. Ob sie auch Platz sparen würden, konnte er jedoch nicht für alle überzeugend zeigen. Ein kritischer Kongressteilnehmer rechnete vor, dass es 100 Roboter brauche, um einen Kastenwagen mit 100 Paketen zu ersetzen. Da bleibe die Frage, ob das nicht sogar eher mehr Platz einnimmt. Martinson argumentierte, dass die Roboter keinen Platz auf der Straße brauchen, weil sie auf den Bürgersteigen fahren. Damit würden sie die Verkehrsinfrastruktur in der Stadt nutzen, die ihm zufolge am schlechtesten ausgenutzt ist. Das Beispiel zeigt, dass auch die Kommunen bei der Gestaltung der Citylogistik gefragt sind.

Innovative Kommunen

Die Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH (wmr), Essen, gehört den Kommunen des Ruhrgebiets und arbeitet aktiv an einer besseren Citylogistik. Zum Beispiel dadurch, dass sie den Bau eines 101 Kilometer langen Radschnellweges von Duisburg nach Hamm vorantreibt. Laut dem wmr-Vorsitzenden Rasmus Beck sei das Ruhrgebiet mit seinen fünf Millionen Einwohnern und dem dichten Straßennetz ein Versuchslabor für Citylogistik. So startete UPS sein Pilotprojekt mit Lastenrädern statt Dieselwagen für Zustellung in Herne. Und Bochum sei die größte deutsche Stadt, in der DHL seine elektrischen Lieferwagen erprobe. Zum Citylogistik-Labor Ruhrgebiet passt auch, dass die Bundesvereinigung Logistik in Dortmund am 1. Dezember 2016 ihren ersten Citylogistik-Roundtable für Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft veranstaltet.