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Chinahandel: Wird Corona erneut zur Gefahr für weltweite Lieferketten?

Welche Auswirkungen haben die rasant steigenden Covid-Infektionszahlen in der Volksrepublik auf die internationalen Supply Chains? Experten beurteilen die Situation unterschiedlich.  

Zum Hafen von Shenzen gehören mehrere der umschlagstärksten Containerterminals der Welt. (Bild: Weiming / AdobeStock)
Zum Hafen von Shenzen gehören mehrere der umschlagstärksten Containerterminals der Welt. (Bild: Weiming / AdobeStock)
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Therese Meitinger

Im Dezember 2022 hat die chinesische Staatsführung ihre No-Covid-Politik aufgegeben, die strikte Lockdown-Maßnahmen für ganze Städte bereits bei niedrigen Infektionszahlen vorsah. Bedingt auch durch einen mangelhaften Impfschutz großer Teile der Bevölkerung stiegen die Infektionszahlen in der Volksrepublik im Zuge der Öffnung deutlich an. Seit dem 8. Januar ist nun eine Einreise nach China auch ohne Quarantäne möglich, Chinesen können im Inland und Ausland reisen – eine Gelegenheit, die sie zum chinesischen Neujahrsfest vom 21. Januar bis 7. Februar sicher verstärkt nutzen werden. All das könnte dem Infektionsgeschehen eine zusätzliche Dynamik verleihen.

Doch was bedeuten die steigenden Coronazahlen im Reich der Mitte für die globalen Lieferketten, in denen chinesische Vorprodukte, Pharma-Wirkstoffe oder Industrieprodukte nach wie vor eine zentrale Rolle einnehmen? Droht – wie vor einem Jahr angesichts drohender Lockdowns – eine erneute Disruption der Supply Chains im Zuge der rasant ansteigenden Infektionszahlen?

Einbrechende Lieferketten?

Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier argumentiert in diese Richtung. Chinesische Häfen und Fabriken könnten geschlossen werden, wenn Beschäftigte ausfallen – mit dramatischen Folgen.

„Die Lieferketten werden wieder einbrechen. Das dürfte die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte in die Höhe treiben“, warnte die Ökonomin der US-Universität Berkeley in einem am 3. Januar im „Handelsblatt“ veröffentlichten Interview.

Deutschland brauche angesichts dessen einen „China-Schutz-Crashkurs“, so Malmendier, den sie in dem Handelsblatt-Interview allerdings nicht genauer spezifizierte.

Ruhe vor dem chinesischen Neujahrsfest?

Jochen Freese, EVP Procurement & Business Development der digitalen Spedition Forto, beurteilt die Situation etwas anders. Er sieht in einem Statement vom 9. Januar aktuell eine noch verhältnismäßig ruhige Lage in China.

„In der Zeit bis zum chinesischen Neujahr ist der asiatisch-europäische Handel traditionell ruhig“, so Freese. „Covid trifft China zu einer Zeit, in der die Nachfrage gering ist, was bedeutet, dass die Unternehmen, selbst wenn es an Arbeitskräften mangelt, die Aufträge erfüllen können.“

Trotz der hohen Inzidenzrate in China und der Saisonalität habe die digitale Spedition Forto im Dezember 2022 und beginnenden Januar 2023 mehr Volumen von Asien nach Europa verschoben als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Freese fordert in dem Statement Unternehmen auf, in die Diversifizierung ihrer Lieferketten zu investieren – sowohl mit Blick auf Produktionsstätten außerhalb Chinas als auch auf alternative Handelswege und Transportarten. Deutsche Unternehmen hätten schon viel dazugelernt, wenn es darum gehe, die eigene Versorgungssicherheit zu schützen, so das Beratungsunternehmen Kloepfel Consulting – das sich in einer Pressemitteilung vom 4. Januar ebenfalls auf die Einschätzung der Ökonomin Malmendier berief. Doch der Fachkräftemangel im Einkauf stelle angesichts möglicher Lieferkettendisruptionen aus China eine zusätzliche Herausforderung dar.   

„Daher sollten die Unternehmen ihre Einkaufsabteilungen vorübergehend um die Manpower durch interimistische Manager beziehungsweise Einkaufsberatungen ergänzen“, heißt es in dem Statement.

Langfristig empfehle es sich, in den Einkaufsabteilungen Kapazitäten beispielsweise durch die Digitalisierung oder das Outsourcing von einfachen Einkaufsprozessen zu schaffen.

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