LogiMAT Daily: Herr Kazander, von 10. bis 12. April 2014 fand die Premiere der LogiMAT China in Nanjing statt. wie waren sie damit zufrieden?
Peter Kazander: Die Premiere besuchten 2.500 Fachbesucher. Wir hatten rund 60 chinesische Hersteller als Aussteller sowie 15 führende Unternehmen aus Ländern wie Deutschland, Italien, Österreich, den USA und der Schweiz. Darunter waren Anbieter wie Eisenmann, Linde Material Handling, Interroll, Räder-Vogel und SSI Schäfer. Insgesamt belegten sie mehr als 7.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Ich denke, das war ein erfolgreicher Auftakt der LogiMAT in China mit einer richtigen LogiMAT-Atmosphäre.
Was meinen sie mit LogiMAT-Atmosphäre? Unsere Partner, aber auch die Aussteller, haben es geschafft, eine ähnliche Atmosphäre zu schaffen, wie sie in Stuttgart schon lange zu beobachten ist. Dank des professionellen Rahmenprogramms und des breiten Ausstellerspektrums herrschte eine sehr positive Arbeitsstimmung.
Warum sind sie mit der Messe an den Standort Nanjing gegangen? Die ehemalige Hauptstadt der Republik China liegt, ähnlich wie Stuttgart übrigens, in einer Region, die stark von Industrieunternehmen geprägt ist. Mehr als 500 Firmen haben sich dort angesiedelt, darunter auch Schwergewichte wie etwa Bosch. Shanghai ist zwar die große Wirtschaftsmetropole, aber inzwischen sind sowohl die Löhne als auch die Umweltauflagen dort so hoch, dass sich Firmen außerhalb der Megacity ansiedeln – viele eben in der Provinz Jiangsu. Bekanntlich treibt auch die Politik die Ansiedlung von Firmen im Westen voran. Deshalb haben wir auch große Unterstützung aus der Politik für die neue Messe bekommen. Rund 60 Prozent der Messebesucher kamen aus Jiangsu, wobei auch viele Interessierte aus anderen asiatischen Ländern zur Messe reisten, etwa aus Japan.
Ist in der chinesischen Intralogistik- Messelandschaft noch Platz für eine Veranstaltung in Nanjing? China ist ein Land mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen. Und die Urbanisierung geht rasend voran. Allein die Masse der Menschen erfordert hohe Investitionen der Unternehmen und der Regierung in die Logistik. China ist mit weitem Abstand der größte Intralogistikmarkt der Welt. Da ist neben den drei etablierten Messen in Shanghai, Beijing und Guangzhou sicherlich noch Platz für eine weitere internationale Messe.
Reich der Mitte versus schwabenland: wie unterscheidet sich die LogiMAT China von der Logi- MAT in stuttgart hinsichtlich ihrer Ausrichtung? Die Messe in Stuttgart organisiert die Euroexpo Messe- und Kongress- GmbH allein, in China haben wir Partner. Das sind die Landesmesse Stuttgart GmbH und Nanjing Municipal Bureau of Commerce. Als durchführende Organisatoren sind auch die Messe Nanjing und die Nanjing Modern Service Federation beteiligt. Ansonsten haben wir das erfolgreiche Konzept aus Stuttgart im Prinzip auf das neue Messegelände in Nanjing übertragen. Wir veranstalten dort natürlich weniger Foren und die Fläche ist noch kleiner, aber die Qualität ist ähnlich hoch. Auch die Chinesen sind inzwischen voll auf das Thema Industrie 4.0 eingestiegen. Vor ein paar Jahren hinkten sie hier noch hinterher. Aber man sollte nicht vergessen: Wenn die Chinesen einen Plan beschließen, sind sie verdammt schnell.
Was haben sie an der Ausrichtung der LogiMAT China für 2015 verändert? Zeitlich gesehen wird die Messe nicht mehr von Donnerstag bis Samstag, sondern von Mittwoch bis Frei tag stattfinden. Damit kommen wir dem Wunsch der meisten Aussteller nach. Zudem werden wir die Themen im Rahmenprogramm deutlicher definieren als im Vorjahr. Wir beginnen am ersten Tag mit einem Forum von Prof. Dr. Dianjun Fang von der Tongji- Universität in Shanghai zu Industrie 4.0. An den Folgetagen konzentrieren wir uns auf die Bereiche Automotive, E-Commerce und Fashion.
Wie viele Aussteller und Besucher erwarten sie 2015? Ich denke, wir werden auf jeden Fall wachsen. Ich rechne mit rund 150 Ausstellern und 6.000 Besuchern. Die Bruttoausstellungsfläche wollen wir auf rund 10.000 Quadratmeter deutlich erweitern.
Warum ist der chinesische Markt auch für europäische Intralogistikhersteller interessant? Es gibt immer mehr Automatisierungsprojekte, weil zum einen die Löhne steigen und zum anderen auch die Qualität in der Logistik besser wird. Es gibt zwar auch chinesische Produkte für die Intralogistik, aber im Premium-Bereich genießen gerade Lösungen und Geräte aus Deutschland einen hervorragenden Ruf. Made in Germany ist gefragt. Zudem, ich wiederhole mich da, ist China der größte Intralogistikmarkt der Welt mit enormen Wachstumsraten. 2014 betrug der Umsatz nur in China alleine rund 97 Milliarden Euro. Da sind die anderen asiatischen Länder noch gar nicht eingerechnet. Das Gespräch führte Thilo Jörgl.
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