Im Rahmen der GGS – Fachmesse Gefahrgut // Gefahrstoff 2022 wurde am 8. November die Studie „Einkauf von Logistikdienstleistungen in der Chemie. Wie der Einkauf vor dem Hintergrund von Kapazitätsengpässen im Transport zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen kann“ auf der Leipziger Messe vorgestellt. Erstellt wurde sie in einer Gemeinschaftsaktion des Instituts für angewandte Logistik (IAL) an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und der Managementberatung Camelot, unterstützt von Dachser Chem Logistics.
Prof. Dr. Christian Kille, Lehrstuhlinhaber am IAL und einer der Autoren der Studie, führte zunächst in das Thema ein. Er beleuchtete den Status quo der Chemielogistik, die sich nicht nur mit an zahlreichen Stellen disruptierten Lieferketten konfrontiert sieht, sondern auch mit einem Logistikdienstleistermarkt, der von einem Käufer zum Anbietermarkt geworden ist.
„Logistikdienstleister können sich ihre Kunden mittlerweile oft aussuchen. Das war lange Zeit anders“, sagte Kille.
Sechs Empfehlungen für mehr Resilienz
Die Studie, an der auch Dr. Andreas Backhaus, früherer Senior Vice President European Site Logistic Operations bei BASF, und Constantin Reuter, Principal & CC Head Sourcing and Network Enabling bei Camelot, mitschrieben, hat einen Einkaufsprozess für den Einkauf von loser und verpackter Ware entwickelt, der Impulse und Denkanstöße zur Anpassung geben soll. Als Input diente dabei eine Analyse der Güter und Prozesse in der Chemie, der Marktsituation inklusive der Teilsegmente der Logistik mit branchenrelevanten Logistikunternehmen sowie eine Tiefenbefragung von 21 Unternehmen der Chemiebranche. Daraus wurde ein siebenstufiger generischer Einkaufsprozess abgeleitet – und sechs Handlungsempfehlungen eruiert:
„Der Aufbau spezifischer logistischer Expertise sollte für den Einkauf von Chemielogistik ein elementarer Bestandteil sein, um die Potenziale der Logistik für das Chemieunternehmen vollständig heben zu können“, lautet etwa die Handlungsempfehlung Nummer 1.
Andere Empfehlungen zielen etwa auf das Einbeziehen des Bedarfsträgers der Chemielogistik in den Einkaufsprozess, die sorgfältige Erarbeitung der Ausschriebung, Market Intelligence, flexible Vertragsanpassungen und den partnerschaftlichen Umgang der beteiligten Akteursgruppen ab.
„Ein partnerschaftlicher Umgang ist speziell dann unumgänglich, wenn die Zeiten wie aktuell von Krisen geprägt sind“, sagte Andreas Backhaus in der anschließenden Diskussionsrunde. „Es ist jedoch leider immer noch so, dass Unternehmen im Krisenmodus anders ticken und nicht genug Resilienzen einbauen.“
Künftig müsse der Aufbau von Resilienz in Logistikstrategien als elementarer Bestandteil mitgedacht werden. Eine reine Fixierung auf Preise sei kontraproduktiv.
Die Rolle der Digitalisierung bei der Entwicklung von strategischem Denken im Einkauf wurde dabei kontrovers diskutiert:
„Digitalisierung ist zur Umsetzung strategischer Ziele ebenso hilfreich wie beim kurzfristigen Troubleshooting, wenn es beispielsweise darum geht, kurzfristig auf dem Spotmarkt einzukaufen“, so Constantin Reuter von Camelot. „Sie ist die Grundlage, um zu Prozessverbesserungen zu kommen.“
Im Gespräch mit LOGISTIK HEUTE gab Christian Kille zu bedenken, dass eine alleinige Ausrichtung auf digitale Möglichkeiten bei der Entwicklung strategischen Denkens die Perspektive auch verengen könne. „Schließlich geht man ja von den technischen Möglichkeiten aus, die aktuell gegeben sind“, so Kille.
„Die Studie gibt konkrete Handlungsempfehlungen, die jeder für sich nutzbar machen kann“, kommentierte Michael Kriegel, Department Head Dachser Chem Logistics, die Studie.
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