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BVL Supply Chain CX 2024: Das bürokratische ESG-Paradoxon entschlüsseln

Die Herausforderungen und Chancen hinter der Nachhaltigkeitsberichterstattung waren am 24. Oktober Thema eines Diskussionspanels auf dem Kongress.

Diskutierten auf dem Kongress (von links): Philipp Unger (Schnellecke Logistics), Moderatoin Helen Tacke (Cozero), Isa Kohn (Wilo) und Frank Huster (DSLV). (Bild: Meitinger)
Diskutierten auf dem Kongress (von links): Philipp Unger (Schnellecke Logistics), Moderatoin Helen Tacke (Cozero), Isa Kohn (Wilo) und Frank Huster (DSLV). (Bild: Meitinger)
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Zehnkampf oder Marathonlauf? Diese Frage warf Moderatorin Helen Tacke, Gründerin und Geschäftsführerin von Cozero, mit Blick auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Lauf der Panels „Das bürokratische Paradoxon“ auf der BVL Supply Chain CX  2024immer wieder auf. „Irgendwie beides“ kristallisierte sich am 24. Oktober in der Diskussion heraus. Wer den „wirtschaftlichen Wert von Nachhaltigkeits-Berichtspflichten entschlüsseln will“ (wie der Paneltitel versprach), braucht nach der Erfahrung der Diskutanten sowohl detaillierte Daten für verschiedene Anforderungen als auch einen langen Atem, um ESG-Vorgaben vorzubereiten und umzusetzen.

Neben dem deutschen und dem europäischen Lieferkettengesetz, der EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) gehören beispielsweise auch die EU-Entwaldungsverordnung und der „Carbon Border Adjustment Mechanism“ (CBAM) der EU hinzu.   

Wie können Unternehmen diese bewältigen? „Datenseitig mit einer Single Source of Truth zu arbeiten, ist bei dem Thema nicht möglich, da je nach Richtlinie sehr unterschiedliche Daten benötigt werden. Es braucht viele verschiedene Quellen“, erklärte Philipp Unger, Head of Group Sustainability bei Schnellecke Logistics. Getrieben von Kundenanforderungen und dem Engagement der Besitzerfamilie hat der Logistikdienstleister 2017 begonnen, erste Pflöcke in das Thema einzuschlagen und ein zentrales Nachhaltigkeitsteam aufgebaut. Mittlerweile umfasst es acht Mitarbeiter, von denen zwei nur für Reporting-Themen zuständig sind. Man sei gerne bereit, Erfahrungen aus gemachten Fehlern auch an Kunden weiterzugeben, so Unger, ein Geschäftsmodell in Richtung Beratung sieht er für Schnellecke allerdings nicht.

Lieferanten brauchen Nachhaltigkeits-Rating

„Bei uns lenkt mittlerweile die Nachhaltigkeitsstrategie die Geschäftsstrategie“, berichtete Isa Kohn Manager Climate Strategy & Disclosure beim Pumpenhersteller Wilo. Der Stellenwert des Themas ergibt sich auch daraus, dass der Betrieb von Pumpen sehr energieintensiv ist. Nachhaltigkeit im Sinne von Energiesparen hatte Wilo so frühzeitig auf der Karte, andere Schattierungen des Themas kamen hinzu. Das Unternehmen hat das Ziel formuliert, ab 2030 nur noch mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die über die ESG-Rating-Plattform EcoVadis zertifiziert sind. Man wolle damit niemanden überfordern, betont Kohn. Gerne unterstütze man bestehende Zulieferer in dem Zertifizierungsprozess. Auf der anderen Seite versuche man über Verbände wie den VDMA oder Europump auch Einfluss auf die Auslegung von Vorgaben wie der CSRD zu nehmen.

Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV) sprach von einem Trickle-Down-Effekt, demzufolge viele der Anforderungen aus Regulierungen auch an Unternehmen weitergegeben werden, selbst wenn sie nicht direkt davon betroffen sind. „Bei Dienstleistern werden von Auftraggebern oft völlig unqualifiziert Daten abgefragt, auch wenn diese gar nicht relevant sind“, so Huster. Die Schnittstellen seien häufig noch nicht hinreichend definiert. Generell sehen ihm zufolge viele DSLV-Mitglieder ESG-Vorgaben kritisch. Die aktuell angespannte wirtschaftliche Lage mache alles schlimmer. „Der Markt entzieht den Unternehmen zunehmend das Kapital, das sie für ihre Transfomation bräuchten.“    

Die BVL Supply Chain CX 2024 ist die Netzwerkveranstaltung für Entscheider und Experten in Logistik und Supply Chain Management in Industrie, Handel und Dienstleistung. Sie wird von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) veranstaltet und fand 2024 vom 23. bis 25. Oktober erstmals statt.

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