Brexit: Die Sorge wächst

EU-Austritt der Briten hat laut BVL weitreichende Folgen für die Logistik.
Sorgen für Wirbel in der Logistikwirtschaft: Der Austritt der Briten aus der Europäischen Union könnte laut BVL weitreichende Folgen für den Wirtschaftszweig haben. (Fotolia/Samott)
Sorgen für Wirbel in der Logistikwirtschaft: Der Austritt der Briten aus der Europäischen Union könnte laut BVL weitreichende Folgen für den Wirtschaftszweig haben. (Fotolia/Samott)
Sandra Lehmann

Der Austritt Großbritanniens aus der EU könnte weitreichende Folgen für die Logistikwirtschaft sowie die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland und Europa haben. Das geht aus einem Statement der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL), Bremen, vom 24. Juni 2016 hervor.

Extremsituationen möglich

Aus Sicht der BVL-Experten werden die Warenströme nach dem Austritt zwar erst einmal weiterfließen wie bisher, doch nach der vorgesehenen Übergangszeit von zwei Jahren seien unterschiedliche Szenarien möglich. Dabei nimmt die BVL nach eigenen Aussagen zwei Extreme in den Fokus: Bei einer sonst unveränderten Lage in der EU könnte es zu einem deutlichen Wachstum des Wirtschaftszweigs Logistik in Deutschland kommen, da die Logistikzentren aus dem Vereinigten Königreich zurück auf das Festland wandern würden.

Mit Einheit zu Wachstum

Käme es jedoch zu weiteren Austritten, wäre auch eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation nicht auszuschließen: „Bestehende, aber auch bereits vorbereitete Verträge wären hinfällig, denn den zurzeit größten Binnenmarkt der Welt gäbe es nicht mehr“, sagte Prof. Dr. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der BVL, zu diesem Szenario. Aus Sicht Klinkners wäre diese Entwicklung für die Logistikwirtschaft Europas ein entscheidender Wettbewerbsnachteil, der die Spitzenposition Deutschlands und anderer EU-Staaten in diesem Bereich gefährden könnte. Deshalb mahnte Klinkner zur Einheit: „Die Logistik nimmt in Europa Spitzenplätze ein – auf Augenhöhe mit der Metallverarbeitung (1,2 Billionen Euro Jahresumsatz), der Lebensmittelwirtschaft (900 Milliarden Euro) und der Automobilindustrie (800 Milliarden Euro). Deutschland, BeNeLux und Frankreich haben Schlüsselpositionen in der Logistik in Europa, die skandinavischen Länder sind im Markt bestens positioniert und die logistischen Dienstleistungen in Polen sind exzellent. Diese Vorteile im weltweiten Wettbewerb sollten die Mitgliedsstaaten gemeinsam weiter ausbauen.“

Spitzenposition ausbauen

Auch Prof. Dr. Thomas Wimmer, Vorsitzender der BVL-Geschäftsführung, betonte die Bedeutung einer EU-Mitgliedschaft für wirtschaftliches Wachstum im eigenen Land: „Die vier ökonomischen Grundfreiheiten sorgen für unkomplizierte wirtschaftliche Beziehungen und damit für eine positive Wirtschaftsleistung in den Mitgliedsstaaten: Der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital. Allein der Logistik-Markt Europa umfasst rund 960 Milliarden Euro Umsatz. Daran hat Deutschland mit 25 Prozent einen hohen Anteil. Das liegt nicht nur an der geografischen Lage im Herzen Europas - Deutschland nimmt eine internationale Spitzenposition in Infrastrukturqualität und Logistiktechnologie ein.“