Brexit: Ausstieg der Briten bietet auch Chancen

Bundesvereinigung Logistik sieht Brexit in vielen Fällen als Treiber der digitalen Transformation.

Der Brexit wird negative Auswirkungen haben, bietet für Logistiker aber auch Chancen, so die BVL. (Foto: Eisenhans/Fotolia)
Der Brexit wird negative Auswirkungen haben, bietet für Logistiker aber auch Chancen, so die BVL. (Foto: Eisenhans/Fotolia)
Sandra Lehmann

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., Robert Blackburn, sieht anlässlich des Brexit-Termins am 31. Januar 2020 auch Vorteile für Logistik- und Supply-Chain-Verantwortliche. In einem Interview, das die BVL am 30. Januar veröffentlicht hat, sagte Blackburn:

„Der schwebende Brexit hat dazu geführt, dass Unternehmen diesseits und jenseits des Ärmelkanals ihre etablierten Supply Chains genau analysiert haben. Und damit ist stets die Chance verbunden, Abläufe nicht nur anzupassen, sondern auch zu optimieren. Für viele Unternehmen war der Brexit außerdem ein wichtiger Treiber der digitalen Transformation ihrer Prozesse, und die positiven Auswirkungen dieser Entwicklung werden noch weit über den Austritt Großbritanniens aus der EU hinaus spürbar sein.“

Darüber hinaus, so der BVL-Vorsitzende, werde derzeit auf EU-Ebene diskutiert, neue Fährverbindungen zwischen Irland und dem europäischen Festland einzurichten, um den Zwischenstopp über England zu vermeiden. Zudem würde sich der Markt auch auf anderen Verkehrswegen den veränderten Gegebenheiten anpassen und etwa europäische statt englische Häfen zukünftig erste Anlaufstelle für Frachttransport sein.

Hinsichtlich des Ausstiegstermins sieht Blackburn die europäische Logistik als gut vorbereitet. Wo möglich hätten Unternehmen ihre Warenströme verlagert und ihre Läger für die Übergangszeit gut bevorratet, so der BVL-Vorsitzende im Interview. Und auch die Zollabfertigung zwischen Frankreich und Großbritannien sei von beiden Landesbehörden bereits getestet und über die Nutzung von Barcodes zeitlich optimiert worden.

Auswirkungen noch nicht klar

Welche Auswirkungen der Austritt der Briten aus der EU hat, werde man Blackburn zufolge wahrscheinlich erst am Ende des Jahrzehnts abschätzen können. Klar müsse aber auch sein, dass der Brexit eine Bruchstelle im ansonsten freien Warenverkehr der EU darstellt und trotz Freihandelsabkommen negative Auswirkungen sowohl auf Briten als auch auf die EU haben wird.

Handelskriege und Protektionismus

Neben dem Brexit wird die Logistik aus Blackburns Sicht im laufenden Jahrzehnt insbesondere durch Handelskriege und protektionistisches Verhalten bestimmt werden. Weitreichende Freihandelsabkommen und neue Zölle stünden laut dem BVL-Vorsitzenden in krassem Widerspruch zu funktionierenden globalen Lieferketten. Dennoch gäbe es Anlass zur Hoffnung: Der Arbeitsmarkt zeige sich nach wie vor stabil und die Investitionen in den Klimaschutz geben der Wirtschaft Auftrieb, so Blackburn.