Die Zukunft stand am 9. November im Fokus der drei Keynotes im Eröffnungsplenum des 55. Symposium Einkauf und Logistik DIGITAL. Wie lässt sich die Zukunftsfähigkeit deutscher Unternehmen langfristig sichern? Welche Initiativen und Rahmenbedingungen braucht es dafür? Und welche Rolle spielt dabei der Einkauf? Auf Einladung des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) gaben Cathrina Claas-Mühlhäuser (Claas), Marcus A. Wassenberg (Heidelberger) und Hanno Höhn (Mann+Hummel) Einblicke in die Strategien ihrer jeweiligen Unternehmen.
Wie sich politische Rahmenbedingungen auf international agierende Unternehmen auswirken können, stellte Cathrina Claas-Mühlhäuser, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Claas KGaA mbH, in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Sie berichtete von den Erfahrungen des Landmaschinenbauers mit der deutschen Industriepolitik. Seit Längerem hat das Unternehmen ein hohes wirtschaftliches Interesse am russischen Markt. „100 Millionen Hektar Land bewirtschaften sich nicht von allein“, erläuterte Claas-Mühlhäuser das Absatzpotenzial für das Unternehmen.
Doch der Plan des Unternehmens, eine eigene Fertigung vor Ort in Russland aufzubauen, kollidierte mit der politischen Entwicklung: Als 2014 die Bauarbeiten im Gang waren, annektierte Russland die Krim-Halbinsel – was zu Sanktionen vonseiten der EU führte, auf die Russland mit weiteren Sanktionen reagierte. Für Claas ging wenig mehr. Dass die Fertigung nicht scheiterte, lag letztlich an einem langwierig ausgehandelten Investment-Vertrag, den der Landmaschinenbauer als eines der ersten Unternehmen direkt mit der russischen Regierung schloss. Als Konsequenz wünscht sich Cathrina Claas-Mühlhäuser von der Politik Augenmaß bei der Verhängung von Sanktionen: Diese wirkten sich verheerend auf die Dialogbereitschaft aus.
Künstliche Intelligenz setzt Zielvorgaben
Als Marcus A. Wassenberg als Vorstand Finanzen & Financial Services zur Heidelberger Druckmaschinen AG stieß, war die Zukunft des Unternehmens akut gefährdet: Das Traditionsunternehmen sah sich mit sinkenden Umsatz auf einem schrumpfenden Markt konfrontiert. Hinzukamen eine hohe Schuldenlast, eine ausgeprägte Teilekomplexität sowie schwindendes Banken- und Lieferantenvertrauen. Wie befreit man sich aus dieser festgefahrenen Situation? Wassenberg entschied sich dafür, beim Einkauf anzusetzen. „Die Transformation beginnt im Einkauf“, legte er als Devise fest.
Das Unternehmen entschied sich ein Maßnahmenpaket, in deren Zentrum eine KI-gestützte Verhandlungsinitiative stand. Jeder einzelne Lieferant zunächst mithilfe eines KI-Verhandlungstools analysiert und mit konkreten Zielvorgaben versehen. Erst dann nahmen die Einkäufer den Kontakt zum Zulieferer auf. Über einen Zeitraum von drei Monaten wurden so Ausgaben von rund 762 Millionen Euro optimiert bei 633 Lieferanten verteilt; 59 Einkäufer zogen mit.
„Die Algorithmen, die wir genutzt haben, können im Prinzip nichts, das unsere Einkäufer nicht auch können“, erläuterte Marcus A. Wassenberg auf dem BME-Symposium. „Doch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz hat die Prozesse deutlich beschleunigt."
Ein „Performance Office“ soll hingegen die Transformation beim Filtrationsspezialisten Mann+Hummel antreiben, wie Hanno Höhn, Chief Supply Chain Officer und Mitglied der Geschäftsführung, berichtete. Diese bereichsübergreifende, neun Mitarbeiter starke Einheit verantwortet die Implementierung der Unternehmensstrategie „top 8/8/20“, die zentrale Richtungsvorgaben umfasst: die Rationalisierung des bestehenden Portfolios, die Größenoptimierung von Struktur und Footprint, die Prozessoptimierung sowie deren Integration in die Organisation und das Vorantreiben von Digitalisierung wie Transformation. Auch für die interne und externe Kommunikation der Ziele und die agile Zusammenarbeit bei deren Implementierung ist das Performance Office als „single source of truth“ verantwortlich. Eine Aufgabe, für die sich Einkäufer nach der Überzeugung von Hanno Höhn besonders eignen:
„Wir haben das Kosteneinsparungsgen und sind gewohnt crossfunktional und End-to-End zu denken.“
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