BME-Gehaltsreport: Gender Pay Gap wächst im Einkauf mit Berufserfahrung
Identische Arbeit, identische Verantwortung, identischer (Aus-)Bildungsabschluss: Frauen im Einkauf verdienten 2024 rund 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Zu diesem Ergebnis kommt der BME-Gehaltsreport Einkauf 2024, einer Umfrage unter 924 Einkäuferinnen und Einkäufern in Deutschland. Er wurde an 14. November im Rahmen des 59. Symposiums Einkauf Logistik des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) vorgestellt.
„Trotz Ruf nach einer Gleichstellung der Geschlechter, genügt ein Blick auf den Arbeitsmarkt, um festzustellen, dass Deutschland weit davon entfernt ist“, kommentiert Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des BME, die Ergebnisse.
BME-Chefin: „Ergebnis ist ein Skandal“
Das aktuelle Brutto-Grundgehalt zeigt die Differenz: Männer erzielen mit 87.225 Euro ein signifikant höheres Einkommen als Frauen, deren Medianeinkommen bei 68.500 Euro liegt. Bezieht man zusätzliche Leistungen wie Sonderzahlungen, Boni und Gehaltszuschüsse mit ein, kommen Frauen auf ein Gesamteinkommen von 73.800 Euro, während Männer 98.000 Euro erreichen. In den Schlüsselbranchen Elektrotechnik und Elektronik, Maschinenbau, Chemie und Pharma sind die geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede besonders groß.
„Im Grunde genommen ist dieses Ergebnis ein Skandal“, urteilt die BME-Chefin und fügt hinzu: „Wir gehen davon aus, dass das auch in anderen Berufsgruppen der Fall ist.“
Je größer die Berufserfahrung, je höher der Bildungsgrad, desto mehr nimmt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland zu. Während Männer mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung im Median 56.000 Euro pro Jahr verdienen, steigt ihr Einkommen nach über 25 Jahren um etwa 70 Prozent. Frauen hingegen starten mit einem Medianverdienst von 50.000 Euro, doch selbst nach 25 Jahren liegt ihr Einkommenszuwachs nur bei 58 Prozent. „Dieses Ergebnis zeigt, dass mit zunehmenden Jahren, die Frauen keine Chance mehr zu haben scheinen, diesen Gehaltsabstand aufzuholen“, sagt Melnikov.
Männer mit einem Masterabschluss profitierten sogar mehr. Sie verdienen im Median 100.000 Euro, während Frauen mit vergleichbarer Qualifikation auf 77.112 Euro kommen. Das gleiche gilt für Personalverantwortung: Männer mit Verantwortung für ein bis zehn Mitarbeitende verdienen im Median 90.000 €, Frauen erreichen in ähnlichen Positionen nur 75.285 Euro. Zusätzlich verdiente Boni und Sonderzahlungen vergrößern die Differenz weiter.
Forderungen für mehr Gerechtigkeit
„Um die Lohnlücke zu schließen, muss sich auch gesamtgesellschaftlich einiges ändern”, schlussfolgert Helena Melnikov. Was es jetzt brauche, seien strukturelle Veränderungen. Dazu zählen ihrer Ansicht nach eine bessere Kinderbetreuung, eine fairere Verteilung der Elternzeit und flexiblere Arbeitszeitmodelle, die Eltern eine ausgewogene Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. „Die Arbeitgeber sind gefordert, Transparenz und ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen, um Frauen ihre berufliche Weiterentwicklung ohne Gehaltseinbußen zu ermöglichen“, schließt Melnikov ab.
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