Wie können Unternehmen die Blockchain-Technologie erfolgreich für ihre Supply-Chain-Prozesse nutzen? Und was müssen Entscheider tun, um Blockchain von unternehmensspezifischen Anwendungen auf eine übergeordnete Ebene zu heben und branchenübergreifend zur Verfügung zu stellen? Diese Fragen diskutierte das Panel „Blockchain vs. echte Lösungen? Klartext im Buzzword-Dschungel“ im Rahmen der EXCHAiNGE, die am 26. und 27. November 2019 auf dem Messegelände in Frankfurt am Main stattfand.
Digital und transparent
Dabei zeigte Thomas Müller, CEO der Evan GmbH, zunächst anhand des Pharma- und Laborzulieferers Sartorius AG, dass Blockchain-Lösungen in einzelnen Fällen bereits ihren Weg in die Realität gefunden haben. Das Unternehmen, das seine Zertifizierungsprozesse bisher meist papierbasiert und bilateral handhabte, konnte durch die Nutzung einer Blockchain-Anwendung die Abstimmung aller Partner auf ein automatisiertes und anonymes Level heben. Dabei, so Müller, habe die Herausforderung nicht in der technologischen Umsetzung gelegen, sondern eher darin, alle Lieferanten dazu zu bewegen, in die Blockchain-Lösung einzusteigen und den damit verbundenen Change-Prozess mitzutragen. Das zeige aus Sicht des Evan-CEO auch, dass es nicht nur unternehmensinterner Lösungen bedürfe, sondern dass mithilfe der Blockchain branchenübergreifende Anwendungen zur Verfügung gestellt werden müssten, um die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg zu erleichtern. Nur so könnten die Vorteile der Blockchain, wie etwa Transparenz, Effizienz und Verlässlichkeit, wirklich genutzt werden.
Offen und gleichzeitg geschützt
Um solche neutralen Blockchain-Konsortien zu schaffen und digitale Zusammenarbeit ohne Abhängigkeiten von einem Player zu ermöglichen, müsse man sich Müller zufolge vor allem der Mittel der dezentralen Kooperation bedienen. Das bedeute insbesondere, gemeinsame Standards zu entwickeln, nach denen sich alle Nutzer der Blockchain verhalten. „Eine solche Plattform muss offen für alle sein, es darf keine Dominanz einzelner geben und die Hoheit über den eigenen Datenkosmos muss trotzdem immer bei den beteiligten Unternehmen liegen. Denn Geschäftsgeheimnisse müssen auch in der Blockchain als solche behandelt werden“, erläuterte Müller dem Publikum. Um diese Vision umzusetzen, empfahl der Experte vor allem klein, aber mit konkreten Business Cases zu starten und so erste gemeinsame Standards zu definieren sowie die Praxistauglichkeit zu sichern. In einem zweiten Schritt sollten dann die gesammelten Erfahrungen möglichst schnell öffentlich gemacht und die Technologie auch mit Wettbewerben geteilt werden. Erst dann kann laut Müller in einer dritten Phase eine Governance-Struktur etabliert oder ein bestehendes Partnernetzwerk im Rahmen der Blockchain genutzt werden.
Wie ein solches Konsortium in der Realität funktionieren kann, erklärte Dr. Jan Christian Rode, Projektmanager Start-ups und Netzwerke der Logistikinitiative Hamburg Management GmbH, den Panelteilnehmern. Im Pilotprojekt „HANSEBlOC“ versuche man seit April 2018 eine Governance-Struktur für Blockchain-Anwendungen zu schaffen. „Das kann insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen von Vorteil sein. Denn diese stehen im Zuge der Digitalisierung sehr stark unter Druck und müssen sich nicht nur gegen agilere Start-ups durchsetzen, sondern verfügen im Gegensatz zu Konzernen auch über geringere Mittel“, sagte Rode.
Digitalisierung ist Teamsport
Der HANSEBLOC soll KMU deshalb nicht nur dabei unterstützen, unternehmensübergreifend und digital agieren zu können, sondern auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und höherwertige Logistiklösungen anbieten zu können. Dabei spiele für viele potenzielle Nutzer vor allem das Thema Vertrauen eine wichtige Rolle: „Wir haben inzwischen eine Lösung entwickelt, mit der nur in der Supply Chain miteinander agierende Firmen Einblick in die Blockchain-Prozesse bekommen. So möchten wir einerseits eine lückenlose Dokumentation in der Lieferkette ermöglichen und andererseits den Wunsch nach einem hohen Datenschutz erfüllen“, so Rode. Dennoch verwies der Experte darauf, dass Digitalisierung ein Teamsport sei und die Blockchain-Technologie neue Formen der Kooperation und des gegenseitigen Vertrauens erfordere. „Ich kann allen Unternehmen nur raten, nicht ständig über das Für und Wider der Blockchain nachzudenken, sondern in die Anwendung zu starten. Dafür kann man sich Partner suchen oder an entsprechenden Pilotprojekten teilhaben. Es gibt auf lange Sicht keine Alternative zur Blockchain, sie wird irgendwann Standard werden. Deshalb: nicht warten, sondern einfach machen“, sagte Rode.
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