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Bilanz nach zwei Jahren: Deutsches Lieferkettengesetz zeigt Wirkung

Eine Studie von IntegrityNext und BME sieht in der praktischen Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes auch Chancen mit Blick auf die kommende EU-Lieferkettenrichtlinie.

Das deutsche Lieferkettengesetz wurde häufig für seinen bürokratischen Mehraufwand kritisiert. (Symbolbild: TheVisualsYouNeed / stock.adobe.com)
Das deutsche Lieferkettengesetz wurde häufig für seinen bürokratischen Mehraufwand kritisiert. (Symbolbild: TheVisualsYouNeed / stock.adobe.com)
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Zwei Jahre nach Inkrafttreten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) präsentieren IntegrityNext und der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) die Ergebnisse ihrer vierten gemeinsamen Studie. Die Studie bietet laut einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 23. Januar praxisnahe Einblicke in die Umsetzung des LkSG, analysiert dessen Mehrwert für Unternehmen und Nachhaltigkeitsinitiativen und beleuchtet die Auswirkungen auf zukünftige Regulierungen wie die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD). Obwohl das LkSG seit seiner Einführung vielfach kritisiert wurde, zeige sich hier deutlich, dass es in der Praxis Wirkung entfalte und nachhaltige Fortschritte ermögliche, heißt es vonseiten der Studienautoren.

Unternehmen setzen Richtlinie freiwillig um

Die vierte Edition der Studie liefert laut der Pressemitteilung erstmals Erkenntnisse von Unternehmen, die seit 2024 den Anforderungen des LkSG unterliegen. Ein Drittel der befragten Firmen unterliegt demnach zwar nicht direkt dem Gesetz, dennoch setzen 81 Prozent von ihnen die Anforderungen teilweise freiwillig um.

Als Hauptgründe für diese freiwillige Umsetzung nennen Unternehmen laut der Studie die Vorbereitung auf die CSDDD, die von 71 Prozent der Unternehmen als treibender Faktor genannt wird, sowie den wachsenden Druck durch Kunden (65%). Dies zeigt, dass Nachhaltigkeitsanforderungen nicht nur regulatorisch bedingt, sondern auch stark marktgetrieben sind.

„Die Ergebnisse unserer Studie verdeutlichen, dass das LkSG mehr ist als eine regulatorische Pflicht – es bietet die Chance, globale Lieferketten transparenter, fairer und nachhaltiger zu gestalten. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv mitgestalten, stärken nicht nur ihre Zukunftsfähigkeit, sondern setzen ein starkes Zeichen für verantwortungsvolles Wirtschaften und sind so auf die kommende EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) ideal vorbereitet“, erklärt Nick Heine, CCO von IntegrityNext.

Großunternehmen setzen auf digitale Lösungen

Unternehmen, die seit dem 1. Januar 2023 den Anforderungen des LkSG unterliegen, berichten der Studie zufolge von deutlichen Fortschritten bei der Umsetzung: Viele Unternehmen setzen in der Zusammenarbeit mit Lieferanten auf Kontrollmechanismen wie Selbstauskünfte, Präqualifizierungen und vertragliche Zusicherungen, um die Einhaltung der Sorgfaltspflichten sicherzustellen.

Und auch digitale Lösungen spielen laut BME und IntegrityNext eine zunehmend wichtige Rolle: 85 Prozent der Großunternehmen setzen bei der Umsetzung des LkSG auf Softwarelösungen und Automation, primär von Drittanbietern. Im Vergleich dazu ist der Anteil bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (mit weniger als 1.000 Mitarbeitern) mit 40 Prozent noch deutlich geringer, was auf unterschiedliche Ressourcen und Kapazitäten schließen lässt.

Hebel für mehr Nachhatigkeit

Für 69 Prozent der Großunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern stellen Lieferketten einen entscheidenden Hebel für mehr Nachhaltigkeit dar, so die Studie. Gleichzeitig bleibt die Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg eine zentrale Herausforderung: 47 Prozent der befragten Unternehmen geben an, keine ausreichenden Kenntnisse über die Nachhaltigkeitsrisiken mittelbarer Lieferanten zu haben.

Die Studie zeige deutlich, dass das LkSG einen positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit in Lieferketten habe, heißt es. Rund die Hälfte (51 Prozent) der befragten Unternehmen sieht das Gesetz als Unterstützung, um Nachhaltigkeit in der Lieferkette voranzutreiben. Zu den wichtigsten positiven Effekten zählen eine erhöhte Transparenz (79 Prozent), die Prävention von Risiken (68 Prozent) sowie die erleichterte Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsziele und -standards. Das LkSG wurde seit seiner Einführung vielfach kritisch hinterfragt, insbesondere hinsichtlich seiner praktischen Umsetzbarkeit und der Belastung für Unternehmen, doch die Ergebnisse zeigen nach Überzeugung der Studienautoren, dass regulatorische Rahmenbedingungen nicht nur Herausforderungen mit sich bringen, sondern auch konkrete Fortschritte ermöglichen und einen wichtigen Beitrag zu verantwortungsvollem Wirtschaften leisten.

Langfristige Auswirkungen auf Geschäftsstrategien

Sorgfaltspflichtengesetze wie das LkSG könnten langfristig tiefgreifende Veränderungen in der Unternehmenslandschaft anstoßen, so BME und IntegrityNext. 70 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen erwarten einen stärkeren Fokus auf Lieferkettenmanagement und -transparenz, während 56 Prozent von einer intensiveren Verankerung des Themas Nachhaltigkeit in der Geschäftsstrategie ausgehen. Dabei passen 52 Prozent ihre Ziele und KPIs an die neuen Anforderungen an.

Einige Unternehmen gehen sogar noch weiter und nehmen eine grundlegende Neuausrichtung ihres Produkt- und Serviceportfolios vor, was weitreichende Konsequenzen für die gesamte Lieferkette hat. Parallel dazu wird verstärkt in digitale Lösungen investiert, die eine effizientere Überwachung der Lieferketten ermöglichen sollen. Dabei setzten 80 Prozent auf die Nutzung moderner Technologien. Explizite KI-Tools setzen allerdings erst fünf Prozent der befragten Unternehmen ein.

Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) fasst die Ergebnisse zusammen:

„Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zeigt sich: Das LkSG setzt wichtige Impulse für Nachhaltigkeit und Menschenrechte, bleibt in der Umsetzung jedoch herausfordernd. Besonders die Transparenz in Lieferketten und die Einbindung mittelbarer Zulieferer stellen Unternehmen vor komplexe Aufgaben. Unsere Umfrage verdeutlicht: Mit klaren Leitlinien, digitaler Unterstützung und einer Harmonisierung von EU-Standards kann das Gesetz zu einem effektiven Werkzeug werden. Politik und Wirtschaft sind nun gefordert, gemeinsam die Voraussetzungen für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.“

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