Beschaffung: EU kündigt 100 Millionen Covid-19-Impfdosen pro Monat an

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagiert auf Kritik an der Impfstoff-Procurement-Strategie und stellt die nächsten Pläne vor.

Nähert sich die Zeit des knappen Covid-19-Impfstoffs mittefristig ihrem Ende? Zweifel sind erlaubt, auch wenn EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen optimistisch ist. (Foto: Andreas Prott / Adobe Stock)
Nähert sich die Zeit des knappen Covid-19-Impfstoffs mittefristig ihrem Ende? Zweifel sind erlaubt, auch wenn EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen optimistisch ist. (Foto: Andreas Prott / Adobe Stock)
Therese Meitinger

Die Europäische Union steht wegen ihrer Beschaffungspolitik von Covid-19-Vakzinen aktuell stark in der Kritik. Vielfach wurde kritisiert, die EU habe zu spät geordert und zu geringe Impfstoff-Mengen bestellt sowie Frontrunner wie Biontech zu wenig berücksichtigt. Auch den zentralen Ansatz, mittels dessen die EU das Impfstoff-Procurement für ihre Mitgliedsunternehmen übernimmt, hinterfragten viele. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat nun laut einer Mitteilung vom 9. März die Pläne der EU verteidigt. Die EU baue nun die Strukturen auf, um die bereits entwickelten Vakzine an Mutationen des Virus anpassen zu können, sagte von der Leyen in der Stuttgarter Zeitung und dem Standard aus Wien.

Ab April sei mit etwa 100 Millionen Dosen pro Monat eine deutliche Beschleunigung der Lieferungen zu erwarten, argumentierte von der Leyen. In der Wirtschaftswoche betonte die Kommissionspräsidentin, dass die EU-Kommission bei allen Lehren, die in der Rückschau zwar gezogen werden sollten, nicht bereit sei, als Sündenbock für langsame Lieferungen insbesondere von AstraZeneca zu dienen. Das Unternehmen habe zwischen Dezember und März weniger als 10 Prozent der bestellten Menge geliefert. Der neue Exportmechanismus der EU schaffe deshalb einen Überblick über Exporte von Impfstoff in andere Länder.

Von der Leyen denkt, dass regelmäßige Impfungen gegen Corona und seine Varianten auf Dauer zur Norm werden könnten, weswegen die EU eng mit Pharmafirmen zusammenarbeite.

„Ich treffe mich regelmäßig mit den Vorstandsvorsitzenden der sechs erfolgreichsten Impfstoffproduzenten. Die Firmen wollen mit dem neuen Hera-Inkubator zusammenarbeiten, der unsere Antworten auf das sich verändernde Virus beschleunigen kann“, so von der Leyen im österreichischen Standard.

Straffere Prüfverfahren für die Europäische Arzneimittelagentur

Neben der Unterstützung der Industrie und erhöhten Produktionskapazitäten nennt von der Leyen als weiteren Schwerpunkt ein strafferes Prüfverfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Ihrer Ansicht nach hat die Wissenschaft die Industrie bei der Entwicklung der Impfstoffe überholt. Engpässe bei Rohstoffen oder in Zulieferketten schnellstmöglich zu beseitigen stellte sich ihrer Einschätzung nach schwerer und holpriger dar als erwartet. Darin sieht sie auch den Grund für einen schleppenden Start der Impfkampagne.

Dem Standard gegenüber äußerte von der Leyen sich auch zu möglichen Learnings aus der israelischen Impfkampagne. Deren Erfolg sei im Wesentlichen auf einen hohen Digitalisierungsgrad des Gesundheitswesens zurückzuführen. Hier müsse die EU nachziehen und die Digitalisierung der einzelnen Gesundheitssysteme vorantreiben, um künftig schneller auf Risiken reagieren zu können. Denkbar sei auch, EU-Gelder aus dem Europäischen Aufbauplan „Next Generation EU“ dafür einzusetzen. können.“ Sie habe ihre ganze Überzeugungskraft gegenüber den anderen Mitgliedstaaten eingesetzt, um die Lieferungen vorzuziehen.

Export-Mechanismus soll Export von Impfstoffen verhindern

Die Kommissionspräsidentin erwartet, dass weitere EU-Staaten vom neu eingeführten Export-Mechanismus Gebrauch machen werden, um den Export von Impfstoffen aus der EU zu verhindern. Der Stopp für eine Lieferung von AstraZeneca nach Australien werde „kein Einzelfall“ bleiben, sagte sie in der Wirtschaftswoche. Sie betonte aber auch, dass andere Unternehmen zuverlässig liefern. „Biontech/Pfizer arbeitet wirklich hart daran, das Lieferziel für das erste Quartal zu erreichen. So sollte das sein.“

Der Impfstoffmechanismus schaffe Transparenz, erklärte von der Leyen und betonte auch, dass in Europa hergestellte Impfstoffe bereits in über 30 Länder ausgeliefert worden seien.