Viereinhalb Tage oder 109 Stunden soll der angekündigte Mega-Streik im Güterverkehr der Berliner Deutschen Bahn AG (DB) dauern (LOGISTIK HEUTE berichtete). Jetzt hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ein Schlichtungsverfahren abgelehnt, das die DB zur Lösung des Tarifkonflikts vorgeschlagen hat. Medienberichten zufolge hält die GDL weiter an den angekündigten Streiks fest.
Sie treffen den Schienengüterverkehr in der sogenannten Herbstspitze, den Zeitraum mit den meisten Transporten im Jahr, teilt die DB mit. Als Reaktion darauf habe die Güterverkehrssparte DB Schenker Rail unter anderem ein Krisenteam in der europäischen Leitstelle in Frankfurt am Main eingerichtet. Dennoch sei damit zu rechnen, dass rund die Hälfte des Schienengüterverkehrs wegen des Streiks nicht gefahren werden kann.
Auswirkungen für die Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft bleibt deshalb in Alarmbereitschaft. Laut einem Bericht der Nordwest-Zeitung (NWZ) beobachtet etwa der Wolfsburger Autobauer Volkswagen AG in seinem Werk Emden die weitere Entwicklung sehr aufmerksam. „Unser Ziel ist es, die Produktion an unseren Standorten aufrechtzuerhalten“, sagte ein VW-Konzernsprecher am 5. November 2014 gegenüber der NWZ. Laut dem Bericht hängt VW in der Region neben der alltäglichen Logistik für den Autobau auch an den Seehäfen von der Schiene ab.
Ähnliches verlautet von der Konzerntochter Audi AGaus Ingolstadt: „Wir haben langfristig geplant und können entsprechend reagieren. Kritische Umfänge unserer Teilelieferungen und Fertigfahrzeuge werden wir auf den Lkw verlagern, sofern es nötig werden sollte. Für die Fahrzeuge, die unser Werk verlassen, haben wir außerdem entsprechende Pufferzonen eingerichtet", sagte ein Sprecher gegenüber LOGISTIKHEUTE. Das Werk in Ingolstadt wird demnach täglich von 15 DB-Zügen angefahren und verlassen.
Verbände schlagen Alarm
Auch für die deutschen Speditionen ist der GDL-Streik eine Herausforderung, der sie aber größtenteils gewachsen sein werden, teilt der Bonner Deutsche Speditions- und Logistikverband e.V. (DSLV) mit. „Zeitkritische Verkehre müssen über den Lkw transportiert und Massenguttransporte, soweit möglich, auf die Binnenschifffahrt verlagert werden. Kapazitäten sind nur eingeschränkt vorhanden. Auch private Eisenbahnverkehrsunternehmen werden behindert und können nur eingeschränkt arbeiten. Wo Züge noch rollen, zeigen sich die positiven Effekte des Wettbewerbs auf der Schiene“, erklärt DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. Er betont, dass die Arbeitskampfmaßnahmen negative Auswirkungen nicht nur auf nationale, sondern auch auf internationale Lieferketten und Produktionsprozesse haben.
Besonders betroffen von einem Bahnstreik ist laut dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA) in Berlin beispielsweise der Chemiehandel. Aber auch für die deutschen Stahl- und Metallhändler oder die Automobilzulieferer sei die Schiene wegen der zu transportierenden Masse unverzichtbar. Ausweichmöglichkeiten gebe es kaum. Es werde daher zu starken Verzögerungen in der Lieferkette kommen, prognostiziert der BGA.
Forderungen nach Konsequenzen
Einen Schritt weiter geht der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein (UVL): Verbandschef Michael Gröning regt eine Abkehr von bisherigen Verlagerungsbemühungen von Verkehren auf die Schiene an: „Unsere Forderung nach einem Umschlagterminal in Neumünster, bei dem die Güter vom Lkw auf die Bahn verlagert werden sollen, was gerade in der Ausbauphase der A7 Sinn macht, müssen wir aufgrund der anhaltenden Streiks überdenken“, erklärt Gröning.
Auch vonseiten der Politik mehren sich die Forderungen nach Konsequenzen: „Die Deutsche Bahn muss ihre Rechtsposition wahrnehmen und alle Rechtsmittel ausschöpfen. Eine Klage wegen Unverhältnismäßigkeit des Streiks ist im Interesse der Bahnkunden, der Beschäftigten und der Aufrechterhaltung der Güterversorgung in Deutschland geboten", sagt dazu Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt.
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