Automotive: Dieselfahrzeuge müssen nachgerüstet werden

Hersteller und Politik wollen Fahrverbote verhindern.
Das von der Deutschen Umwelthilfe und anderen Umweltverbänden geforderte Fahrverbot wollen VDA und Bundesregierung mit technischen nachrüstungen umgehen. (Foto: DUH)
Das von der Deutschen Umwelthilfe und anderen Umweltverbänden geforderte Fahrverbot wollen VDA und Bundesregierung mit technischen nachrüstungen umgehen. (Foto: DUH)
Redaktion (allg.)

Die Hersteller im VDA haben sich zu einer zügigen und umfassenden Nachrüstung von über fünf Millionen Fahrzeugen verpflichtet. Darüber hinaus werden sie sich am geplanten Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ beteiligen. Das geht aus einer Erklärung des VDA zum heutigen „Nationalen Forum Diesel“ hervor. Die Automobilindustrie sei sich mit der Politik einig in dem Ziel, die Luftqualität weiter zu verbessern, so der Verband. Fahrverbote könnten und müssten in Deutschland vermieden werden.

Vertrauen zurückerlangen

Der Verband, der zugleich für eine Versachlichung der Debatte plädierte, sieht sich neben berechtigten Fragen und Kritikpunkten zunehmend mit pauschalen Vorwürfe gegenüber der Dieseltechnologie und der Industrie gegenüber: „Die Automobilindustrie ist sich bewusst, dass sie erheblich an Vertrauen verloren hat. Wir müssen und werden daran arbeiten, dieses Vertrauen wiederzugewinnen. Das ist ein Kernanliegen der Branche – im eigenen Interesse, im Interesse unserer Kunden und Beschäftigten sowie im Interesse unseres Landes.“

Land nachhaltiger Mobilität

Zugleich betonten die Hersteller ihren Ehrgeiz, gemeinsam mit der Bundesregierung und den Ländern alles dafür tun zu wollen, dass Deutschland ein „Land zukunftsfähiger und nachhaltiger Mobilität ist und bleibt“. Die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer seien global aktiv und erfolgreich. Die Produkte seien weltweit gefragt und anerkannt.

Freiwillige Nachrüstung

Der Erklärung zufolge bieten die Hersteller bieten an, freiwillig einen Großteil ihrer Euro-5- und teilweise Euro-6-Diesel-Pkw über Software-Updates nachzurüsten. Ziel dieser Initiative sei die durchschnittliche Stickoxidreduzierung von 25–30 Prozent der nachgerüsteten Fahrzeuge. Der Verband bezeichnet das als einen wesentlichen Beitrag für eine bessere Luftqualität und zitiert wissenschaftliche Studien, die zeigen sollen, dass damit die Schadstoffbelastung mindestens genauso stark reduziert werden könne wie durch Fahrverbote. Darüber hinaus werden die deutschen Hersteller spezifische Vertriebsmaßnahmen ergreifen, um die Flottenerneuerung mit Blick auf ältere Diesel mit Nachdruck anzugehen. Darüber hinaus sind die Automobilhersteller BMW, Daimler und Volkswagen auch bereit, sich an dem geplanten Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ der Bundesregierung zu beteiligen.

Diesel gehört zum Antriebsmix

Zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Antriebsmix gehört nach Auffassung des VDA auch der Diesel. Moderne Diesel-Pkw hätten im Schnitt bis zu 15 Prozent geringere Kohlenstoffdioxid-Emissionen als vergleichbare Fahrzeuge mit Otto-Motor, ihr Kraftstoffverbrauch sei um bis zu 25 Prozent geringer, teilte der Verband mit.

Deutliche Abweichungen

Die vom europäischen Gesetzgeber vorgeschriebenen NOx-Grenzwerte für Euro-5-Diesel-Pkw und die erste Generation von Euro-6-Diesel-Pkw waren auf dem Prüfstand in einem Fahrzyklus nachzuweisen. Der reale Straßenverkehr weicht aber von diesem für alle Hersteller gesetzlich vorgeschriebenen Prüfzyklus deutlich ab, was sich auf das Emissionsverhalten nachteilig auswirkt. Diese Abweichung wollen die Hersteller nun über die Nachrüstung verringern. Jedoch bezeichnete der Verband die Forderung, alle Diesel-Pkw müssten heute den Laborwert auf der Straße erfüllen als „nicht sachgerecht“. Zum Zeitpunkt der Entwicklung dieser Fahrzeuge habe das „weder dem Stand der Technik noch der Gesetzgebung“ entsprochen. Mit der entwickelten zweiten Generation von Euro-6-Diesel gehöre das NOx-Thema der Vergangenheit an, da diese Fahrzeuge die sehr niedrigen NOx-Emissionen auch auf der Straße einhalten.

Weniger Verunsicherung

Ausdrücklich begrüßte der VDA, dass Bundesregierung und Länder der Vermeidung von generellen Fahrverboten Priorität einräumen. So könne die Verunsicherung bei den Dieselfahrern und im Automobilmarkt beendet werden. Umfassende Maßnahmenpakete für die Luftreinhaltung seien notwendig, die die freiwillige Nachrüstung durch deutsche Hersteller ergänzen. Schnell hinzukommen müsse eine bedarfsgerechte Infrastrukturpolitik für Städte und Ballungsräume sowie eine rasche Flottenerneuerung älterer Taxen und Busse. (ha)