Automobillogistik: Mercedes-Benz will mit Microsoft-Plattform Lieferkettenprobleme schneller beseitigen

Mithilfe einer einheitlichen Datenplattform von Microsoft namens MO360 Data Platform will Mercedes-Benz seine digitalen Produktions- und Lieferkettenprozesse verbessern.

Mercedes-Benz nutzt die neue MO360 Data Platform von Microsoft, um künftig Probleme in der Produktion und der Logistik zu verringern. (Bild: Mercedes-Benz)
Mercedes-Benz nutzt die neue MO360 Data Platform von Microsoft, um künftig Probleme in der Produktion und der Logistik zu verringern. (Bild: Mercedes-Benz)
Gunnar Knüpffer

Mercedes-Benz hat eine neue Partnerschaft mit der Microsoft Corporation abgeschlossen und vernetzt mit der neuen MO360 Data Platform seine rund 30 weltweiten Pkw-Werke mit der Microsoft Cloud. Damit will der Stuttgarter Automobilhersteller die Transparenz und Prognostizierbarkeit entlang der digitalen Produktions- und Lieferkettenprozesse verbessern, kommunizierte das Unternehmen am 12. Oktober in einer Presseaussendung.

Mit der einheitlichen Datenplattform kann das Automobilunternehmen ein virtuelles Abbild des Produktionsprozesses für seine Fahrzeuge erstellen. Dabei werden Informationen aus Montage, Produktionsplanung, Werkslogistik, Lieferkette und Qualitätsmanagement kombiniert. Die virtuelle Simulation und Optimierung von Prozessen vor der Umsetzung in der Fabrik soll dabei helfen, die operative Effizienz zu steigern und Energieeinsparungen zu erzielen.

Mercedes-Benz will Probleme in der Lieferkette schneller beseitigen

Das Mercedes-Benz Operations Logistics Team wird nach Unternehmensangaben Engpässe in der Lieferkette deutlich schneller beheben können. Das Team kann demnach die Verfügbarkeit von Bauteilen wie zum Beispiel Halbleiterkomponenten mit Produktionsaufträgen abgleichen und diese Daten mit Produktionsparametern wie beispielsweise Betriebsablaufplänen verknüpfen. Somit könne der Produktionsleitstand die Produktion aufrechterhalten und relevante Fahrzeuge priorisieren, selbst wenn Schwierigkeiten in der Lieferkette auftreten.

„Die neue Partnerschaft zwischen Microsoft und Mercedes-Benz wird unser globales Produktionsnetzwerk in Zeiten geopolitischer und makroökonomischer Herausforderungen intelligenter, nachhaltiger und resilienter machen“, sagte Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, verantwortlich für Produktion und Supply Chain Management. „Die Fähigkeit, Probleme in Produktion und Logistik zu prognostizieren und zu vermeiden, wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf dem Weg ins vollelektrische Zeitalter.“

Die MO360 Data Platform ist die Weiterentwicklung des digitalen Produktions-Ökosystems MO360 von Mercedes-Benz. Die einheitliche Datenplattform basiert auf Microsoft Azure. Sie bietet Mercedes-Benz die Flexibilität und Cloud-Rechenpower, um künstliche Intelligenz (KI) und Data Analytics global einzusetzen und gleichzeitig jeweils regionale Cybersicherheits- und Compliance-Standards zu erfüllen. Die Plattform ist bereits für Teams in der EMEA-Region verfügbar und wird auch in den USA und China ausgerollt.

Laut Mercedes-Benz vereinfacht die Plattform die parallele Produktion von Elektrofahrzeugen und Verbrennern auf derselben Linie, während sich die Marktnachfrage sukzessive in Richtung einer vollelektrischen Zukunft verschiebt.

Um Engpässen bei Komponenten entgegenzuwirken und Lieferverzögerungen zu vermeiden, soll es die einheitliche Datenplattform Teams ermöglichen, eine Vielzahl von Produktionsszenarien zu analysieren. Diese Szenarien basieren auf der Verfügbarkeit von Komponenten wie zum Beispiel Halbleitern und Echtzeitdaten über die Qualität von Bauteilen und Ausstattungsmerkmalen. Bis 2025 erwartet Mercedes-Benz dadurch eine Produktivitätssteigerung von 20 Prozent in der Pkw-Produktion. Zudem würden die Simulationen dabei helfen, ungeplante Ausfallzeiten zu verhindern und Wartungsarbeiten rechtzeitig sowie klimaschonend einzuplanen.

Als Bestandteil der MO360 Data Platform hat Mercedes-Benz ein Analysetool implementiert, um seinen ökologischen Fußabdruck bei der Fahrzeugproduktion zu überwachen und zu senken: Dies ist nach Angaben des Unternehmens ein Meilenstein auf dem Weg zur „Ambition 2039“ – dem Ziel, bis 2039 CO2-neutral zu werden. Mit dem Daten-Analysetool würden die Teams die CO2-Emissionen, den Energie- und Wasserverbrauch sowie das Abfallmanagement verfolgen und prognostizieren können. Best Practices könnten sie dann im gesamten Produktionsnetzwerk etablieren.

Mercedes-Benz plant, bis 2030 mehr als 70 Prozent seines Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien zu decken. Dazu will der Automobilhersteller Solar- und Windenergie an den eigenen Standorten ausbauen sowie Stromabnahmeverträge schließen. Zudem plant das Unternehmen, seinen Wasserverbrauch durch die Wiederverwendung von Wasser in der Produktion um 35 Prozent zu senken.