Automobilindustrie: Ab übermorgen „Just in Real Time“?

Neue Logistik- und Montagestrategien sollen die Branche für die Zukunft rüsten.
Vision aus dem Forschungsprojekt ARENA 2036: Das Groß-FTS (Fahrerloses Transportsystem) wird von kleinen Satelliten-FTS mit Material versorgt. (Bild: Institut für Fördertechnik und Logistik (IFT) an der Universität Stuttgart)
Vision aus dem Forschungsprojekt ARENA 2036: Das Groß-FTS (Fahrerloses Transportsystem) wird von kleinen Satelliten-FTS mit Material versorgt. (Bild: Institut für Fördertechnik und Logistik (IFT) an der Universität Stuttgart)
Matthias Pieringer

Modellvielfalt, Elektromobilität, Autonomes Fahren oder Digitalisierung – dass die Automobilbranche vor einem tiefgreifenden Wandel steht, zeigte sich jüngst auch auf dem Forum Automobillogistik 2016 in Frankfurt. Die vom Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) veranstaltete Fachkonferenz stand unter dem Motto: „Supply Chain 4.0 – stabil, synchron, skalierbar“. VDA-Präsident Matthias Wissmann zufolge heißt Supply Chain 4.0 auch, „dass alle Objekte der Lieferkette digital identifizierbar sind und verortet werden können“. Vom Containerschiff bis zum kleinen Transportbehälter – künftig sei jedes Element in der Lage, seine Position und seinen Zustand automatisch mitzuteilen. „So können Logistiker noch wesentlich genauer steuern und noch besser auf Störungen reagieren“, formuliert Wissmann die Vision.

Neue Erlösquellen

Laut einer McKinsey-Studie könnten sich die Umsätze der weltweiten Autoindustrie von heute jährlich 3,5 Billionen auf 6,7 Billionen US-Dollar im Jahr 2030 nahezu verdoppeln. Der Wandel schlägt sich aber auch in den Erlösquellen nieder. Mit 1,5 Billionen Dollar Umsatzpotenzial könnten neue Mobilitätsangebote und Konnektivitätsdienste 2030 bereits fast ein Viertel des Gesamtumsatzes der Branche ausmachen, sagen die McKinsey-Unternehmensberater.

Start bei Langstreckenlauf

Szenenwechsel: 7. März 2016, Olympiahalle München. Mit Pauken, Trompeten und einem Rückblick auf seine 100-jährige Firmengeschichte feiert sich der Autohersteller BMW selbst. Wandel ist ein großes Thema bei der Show, die in alle Werke per Videoschalte übertragen wird. Auf einen Langstreckenlauf hat sich auch Prof. Dr. Karl-Heinz Wehking eingestellt. Der Leiter des Instituts für Fördertechnik und Logistik (IFT) an der Universität Stuttgart macht sich Gedanken dazu, wie sich das Auto der Zukunft effizienter herstellen lässt. Wehking widmet seine Kraft dem Forschungsprojekt „ARENA2036 („Active Research Environment for the Next Generation of Automobiles)“. Mitstreiter sind namhafte Firmen wie zum Beispiel Daimler, BASF und Bosch.

Haben Takt und Band ausgedient?

Die Kernaussage von ARENA2036 lautet: Die Autobauer sollen sich gedanklich von Takt und Band verabschieden. Wenn Produktionsexperten nachhaken, wie die Zukunft konkret aussieht, sagen ihnen Wissenschaftler wie Wehking & Co: „Wir stellen uns künftig eine Halle ohne technische Ausrüstung vor. Dort wollen wir auf einem Spezial-FTS die Bodenmodule der Autos montieren. Es wird dabei nicht nach der Linie getaktet. Das Teil, das gerade benötigt wird, kommt mit einem kleinen Fahrerlosen Transportsystem (FTS) rechtzeitig an die Plattform und kann dann montiert werden.“ Das Ganze heißt dann nicht mehr „Just in Sequence“, sondern „Just in Real Time“.

Wie die Autohersteller und ihre Partner den neuen Herausforderungen begegnen wollen und wie neue Montagestrategien der Branche helfen sollen, die Zukunft zu meistern, lesen Sie in der Titelgeschichte von LOGISTIK HEUTE 3/2016. Die Ausgabe ist am 23. März erschienen.