7. Air Cargo Conference: Wohin geht die Luftfracht?
Die Branche trifft sich im HOLM: Rund 200 Mitglieder der Luftfracht-Community kamen am 7. September im Frankfurter House of Logistics and Mobility (HOLM) zusammen, um sich über Herausforderungen und Chancen der deutschen wie internationalen Luftfracht auszutauschen. Rund hundert Gäste verfolgten am ersten Kongresstag die englischsprachigen Vorträge und Diskussionen zu den Fokusthemen „New Agility“ und „News from Sciene“, laut Veranstalter im Live-Stream. Geladen hatte zu der Veranstaltung die Air Cargo Community Frankfurt. Am zweiten Kongresstag, dem 8. September, stehen Start-ups im Sektor sowie Neuigkeiten vom Standort im Fokus der dann überwiegend auf Deutsch abgehaltenen Veranstaltung.
In welchen Spannungsfeldern sich die Luftfracht aktuell bewegt, illustrierte am 7. September bereits ein hochkarätig besetztes Diskussionspanel: Jürgen Schultheis, Senior-Manager Hessen Mobility am HOLM, umrundete mit den Diskutanten dabei die Frage „How markets change?“ aus makroökonomischer, aber auch nachhaltigkeitsgetriebener Perspektive. Dass die allgemeine Situation schwierig ist, jedoch ebenfalls verschiedene Potenziale birgt, darüber herrschte Einigkeit im Panel.
„Die deprimierenden makroökonomischen Aussichten verdecken viele positive Trends wie etwa ein zunehmendes Sicherheits- und Wohnstandsniveau. Jetzt bleibt abzuwarten, wie stark der ökonomische Einbruch tatsächlich ausfällt“, sagte etwa Dr. Charles E. Schlumberger, Lead Air Transport Specialist der World Bank in Washington DC.
Dietmar Focke, Chief Operating Officer und Chief Human Ressources Officer von Lufthansa Cargo, räumt ein, dass die Frachtfluggesellschaft – anders als ihre Konzernmutter – sich in den Corona-Jahren zwar im andauernden Troublefighter-Modus befand, zugleich aber Rekordumsätze erzielen konnte.
Die Gefahr, dass China und Russland im Zusammenschluss eine neue Weltordnung etablieren könnten, sieht er nicht:
„China ist viel zu marktorientiert, um sich nur auf Russland allein zu verlassen. Es braucht vielmehr die westlichen Absatzmärkte, um als großer Player bestehen zu können.“
Zumal die russische Volkswirtschaft, wie Schlumberger einschob, kleiner ist als die von Italien.
Entscheidet der Kostenfaktor oder menschliche Trägheit?
Muss sich die Luftfracht-Community angesichts zahlreicher Lieferkettendisruptionen auf mehr Nearshoring einstellen? Kommt darauf an, so die Experten.
„Hier stehen sich das Bedürfnis nach Zuverlässigkeit und die Frage der Kosteneffizienz gegenüber“, sagt Timo Stroh, Head of Global Air Freight bei Dachser. „Ich denke, wir werden einiges an neuer Ausbalancierung sehen.“
Wie die Entscheidung für oder gegen Re-Shoring ausfalle, hänge von der jeweiligen Commodity ab.
Niall van de Wouw, Chief Air Freight Officer von Xeneta, rechnet mit dem Faktor menschliche Trägheit:
„Die Entscheidung über eine eventuelle Relokalisierung müssen ja einzelne Personen treffen. Ich glaube, dass die negative Erfahrung der gestörten Lieferketten bald vergessen sein wird und die Menschen an etablierten Modellen festhalten wollen werden.“
In Sachen Nachhaltigkeit sehen die Diskutanten noch einiges an Nachholbedarf. Speziell der Hoffnungsträger Sustainable Aviation Fuel (SAF) kommt nicht so richtig aus den Puschen. „Wir brauchen SAF, um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, und setzen es als Lufthansa Cargo auf Mittelstreckenflügen bereits ein“, sagt Focke. Doch es fehle massive die Unterstützung der Regierungsbehörden. Charles Schlumberger von der Weltbank sieht in der fehlenden Grundlage für ein SAF-Ökosystem gar den größten Hemmschuh für die Weiterentwicklung des Luftfrachtsektors.
Timo Stroh von Dachser hat einen anderen Hemmschuh ausgemacht: Es seien die Menschen, die überall als Fachkräfte fehlten:
„Sind die richtigen Menschen nicht da, gibt es auch keinen Fortschritt. Die Digitalisierung kann schließlich nicht alles erledigen.“
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