Logistik Wörterbuch
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Noch vor einem halben Jahr schien die Welt von Lager- und Staplerherstellern in bester Ordnung. Ende 2008 ist die Nachfrage aber bei vielen Unternehmen eingebrochen. Der Auftragsbestand ist indes nicht bei allen schlecht – und so warnen die Firmen vor Schwarzmalerei.
Subprimekrise, Kreditklemme, Banken im Schwanken. Schon Anfang 2008 verhießen die Auguren nichts Gutes: Von dunklen Wolken über dem Konjunkturhimmel war die Rede. Doch dann kam der Wirtschaftsmotor 2008 noch mal auf Touren – zumindest in manchen Branchen. Beispiel Maschinenbau: Hier übertraf die Produktion zwischen Januar und Oktober 2008 das Vorjahresniveau um 7,3 Prozent. Noch im Spätherbst ging der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) davon aus, im Gesamtjahr 2008 einen Produktionszuwachs von fünf Prozent vermelden zu können. Für 2009 prognostizierte er damals keine negativen Entwicklungen. Aber dann eskalierte die Krise, die Autobranche kam ins Schlingern und die Aufträge der Maschinenbauer nahmen seit November deutlich ab. 2008 präsentierte der Verband die Jahreszahlen bereits im Januar. Dieses Jahr wurden die Prognosen kurzfristig auf Mitte Februar verschoben. Bei Anfragen heißt es lediglich: vorab keine Auskunft.
Was sagen die Unternehmen aus der Intralogistik-Sparte über künftige Entwicklungen? Einige halten sich lieber bedeckt – etwa ein Lagerhersteller aus der Schweiz. Aus Angst vor Panikverkäufen der Aktionäre heißt es auf Anfrage: „Bis zur Bekanntgabe der Quartalszahlen geben wir keine Auskunft.“ Einer, der in diesen Zeiten redet, ist Dr. Helmut Limberg, Vertriebsvorstand bei Jungheinrich in Hamburg. „Wir befinden uns in einer Krise, die es so noch nie gab“, sagte er bei einer Pressekonferenz Ende Januar und verwies auf aktuelle Zahlen.
Den World Industrial Trucks Statistics (WITS) zufolge verzeichnet der Markt, erstmals seit Jahren, einen spürbaren Rückgang. Das Volumen 2008 verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent. Weltweit verkauften die Hersteller nur 872.000 Fahrzeuge im Vergleich zu 951.000Einheiten imVorjahr.Den größten Einbruch erlebten die Unternehmendemnachimnordamerikanischen Markt, der Wiege der Finanzkrise.
Weniger Stapler verkauft
Um satte 17 Prozent brach der Staplerverkauf dort ein. Europa schrammt knapp an der Minus-Zehn-Prozentmarkevorbei. Die negative Entwicklung lässt sich auch an den weltweiten Auftragseingängen ablesen. Im Januar 2008 lagen sie noch weit über 80.000 Einheiten. Bereits im Oktober sanken sie auf 50.000 Flurförderzeuge. Auch Toyota verzeichnet Rückgänge bei
den Bestellungen.
Zahlen werden keine genannt. „Aber wir spüren die Auswirkungen“, sagt Matthias Fischer,Geschäftsführer von Toyota Material Handling Deutschland in Langenhagen. Allzu pessimistisch will er aber nicht in die Zukunft blicken. „Noch besteht kein Anlass zur Sorge“, betont er und verweist auf den großen Autohersteller Toyota im Rücken.
Weil weder Staplerhersteller noch die Wirtschaftsweisen vorhersagen können, wann die Talsohle der Krise erreicht sein wird, haben viele Unternehmen umgehend reagiert. Das Gros hat Zeitarbeiterstellen gestrichen und Mitarbeiter länger in den Weihnachtsurlaub geschickt, um so die Überstunden aus 2008 abzubauen. Kündigungen von Festangestellten haben die Unternehmen, im Gegensatz zu Spediteurenetwa,nichtausgesprochen.
Die Kion-Group in Wiesbaden (Linde, Still, OM) hat auch noch keine festen Mitarbeiter entlassen und dies laut Unternehmensangaben derzeit nicht vor. AufAnfragebestätigteindesKion-Sprecher Michael Hauger, dass Teile der Belegschaft aus derProduktion in Kurzarbeit geschickt werden. „Wir verzeichneten im schlechten Monat Dezember zwar Marktanteilsgewinne, insgesamt gingen die Aufträge aber zurück“, so Hauger.
Kion zufolge beziehen sich die Planungen zunächst nur auf die Monate Februar und März. Beschlossen ist, dass bei Linde in Aschaffenburg rund 1.000 Mitarbeiter nur vier statt fünf Tage produzieren. Ähnlich lauten die Planungen für Still in Hamburg. Kion sieht die Kurzarbeit als „vorausschauende Maßnahme, um Produktionsschwankungen auszugleichen“. Hauger zufolge ist das Unternehmen immer noch „sehr gut“ aufgestellt.
Kurzarbeit begonnen
Dass die Staplerhersteller die Krisenauswirkungen schnell zu spüren bekommen, kann Ralph Ehmann, Vorstandsvorsitzender der IWL AG in Ulm, erklären. „Während Lager von langer Hand geplant werden, fallen Entscheidungen über einen Staplerkauf kurzfristig.“ Aus den ersten Eindrücken einer Umfrage unter Intralogistikanbietern weiß der Berater, dass die Kunden der Staplerhersteller besonders im Wartungsbereich „ganz extrem“ sparen. Er vermutet, dass es hier auch zu einem Personalabbau kommen könnte, falls die Lage längerfristig schlecht bleibt. Die Studienergebnisse stellt das Beratungsunternehmen IWL ab 3. März auf der Messe LogiMAT in Stuttgart vor.
Projekte verschoben
Deutlichaufgehellteristdie Großwetterlage in anderen Bereichen der Intralogistik. So betontbeispielsweiseKnappin Graz,dassdieFirmainder „glücklichen Lage ist, im Moment den größtenAuftragsstand der Firmengeschichte aufweisen zu können“. Die Folgen der Wirtschaftskrise gehen jedoch auch an den Österreichern nicht spurlosvorbei.„Wirstellenfest,dass Investitionen derzeit nicht zur Gänze umgesetzt werden und einige Kunden in Finanzierungsschwierigkeiten sind“, so Sprecher Christian Schumi. Grund für die gute Auslastung sei, dass Knapp breit aufgestelltseiundkundenspezifische Finanzierungspakete schnüre. Ähnlich äußert sich auch Damaris Grütter, Marketingchefin von Stöcklin im Schweizer Dornach: „Bis Mitte 2009 sind wir mit Aufträgen voll.“ Bei anderen Lagertechnikanbietern sind die Folgen der Krise offensichtlich etwas deutlicher zu spüren. „Wir merken einen Auftragsrückgang seit Herbst 2008“, sagt Christoph Hahn-Woernle, geschäftsführender Gesellschafter von Viastore Systems in Stuttgart. Projekte, die kurz vor der Vergabe gestanden hätten, seien bis in das dritte Quartal 2009 oder auf unbestimmte Zeit zurückgestellt worden.
Wie Knapp und Stöcklin sieht aber auchViastoreSystemskeinenAnlass, schwarzzumalen. Ihre Hoffnung nährt sich aus Gesprächen mit Unternehmen, dieZukunftspläne haben. „Das Auftragsvolumen der Projekte, die in der Pipeline sind,istrekordverdächtig“,soHahn-Woernle. IWL-Chef Ehmann kann die noch gut gefüllten Auftragsbücher vieler Lagertechnikhersteller bestätigen. „Hier ist die Vorlaufszeit bis zu zwölf Monate“, sagt er. „Sie werden die Folgen der Krise erst 2010 spüren.“ Aus seinen Umfragen kann der Berater ablesen, aus welchen Branchen künftig am ehesten Aufträge zu erwarten sind. „Dem Handel geht es noch relativ gut, aber den stark exportabhängigen Maschinenbau wird die Krise wohl deutlich treffen“, so Ehmann.
Egal, ob Lagertechnikproduzenten oder Staplerhersteller: Unternehmen wie Jungheinrich oder Stöcklin gehen davon aus, dass es zu einer starken Konzentration von Anbietern kommen wird. Einen Grund, sofort Alarm zu schlagen, sehen sie aber nicht. Noch hoffen sie auf ein baldiges Ende der Krise. Da schließen sich die Unternehmen ganz der Meinung von VDMA-Präsident Dr. Manfred Wittenstein an: „Selbstverständlich kann sich auch der deutsche Maschinen- und Anlagenbau nicht den Folgen der internationalen Finanzkrise entziehen. Es besteht aber überhaupt kein Grund zu übertriebenem Pessimismus.“
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