Logistik-Abkürzungen
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Als die PROdelocx GmbH beschloss, drei Standorte ihres Tochterunternehmens Dataform Dialogservices GmbH zu einem einzigen Logistikzentrum zusammenzuführen, fiel die Entscheidung zugunsten eines Grundstücks in Buchschwabach im Landkreis Fürth. Von Anfang an mitgeplant: die Fotovoltaikanlagen (PV) auf den Dächern der insgesamt sechs Logistikhallen.
Im August 2021 wurde der neue Logistikbau in Betrieb genommen. Damit fiel auch der Startschuss für die Installation der ersten von zwei PV-Anlagen. Bereits im März hatte Dataform Dialogservices die Zusammenarbeit mit dem Anbieter Greenovative aus Nürnberg per Handschlag besiegelt. Im ersten Schritt wurden 1.950 Solarmodule auf einem Hallendach installiert, insgesamt eine Leistung von 750 Kilowatt-Peak. Die Anlage ist seit März 2022 in Betrieb und 85 Prozent des produzierten Stroms decken tagsüber den Eigenbedarf des Standorts Buchschwabach. Der Rest wird ins öffentliche Netz eingespeist.
„Vergangenes Jahr lag die Höchstleistung, die man laut Gesetzgeber für den Eigenbedarf installieren darf, bei 750 Kilowatt-Peak. Diese Obergrenze wurde im April dieses Jahres auf 1.000 Kilowatt-Peak angehoben“, erläutert Markus Buortesch, einer von drei Gründern und Geschäftsführer von Greenovative. Mit dem Betrieb der Fotovoltaikanlage, die auf 7.000 Quadratmetern Dachfläche installiert wurde, könne Dataform – angesichts der derzeitigen hohen Strompreise – mindestens 100.000 Euro an Stromkosten im Jahr einsparen, so Buortesch. Gekostet hat die Anlage in Verbindung mit der zweiten größeren Anlage 400.000 Euro. Für seine Kunden rechnet Greenovative konservativ und verspricht eine Amortisationszeit von maximal sechs bis sieben Jahren.
Umweltfreundlichkeit im Fokus
Das Logistikzentrum von Dataform Dialogservices südwestlich von Fürth sollte von Anfang an als CO2-neutraler Standort errichtet werden und grünen Strom generieren. Daher wurde zusätzlich zu der Anlage, die Strom für den Eigenbedarf erzeugt, eine zweite, größere PV-Anlage mit geplant; diese ist seit Ende Juli in Betrieb. Hierfür wurden insgesamt 13.000 Solarmodule auf fünf Hallendächern mit einer Bruttofläche von fünf Hektar installiert. Der Strom, den die 5.000 Kilowatt-Peak jährlich erzeugen, wird direkt ins öffentliche Stromnetz zu einem festen Abnahmepreis eingespeist. Den genauen Zuschlagswert je Kilowattstunde, den die Dataform sich im Rahmen einer Ausschreibung bei der Bundesnetzagentur gesichert hat, verrät Mathias Mendel, Gründer und Gesellschafter der Prodelocx GmbH, nicht.
Derzeit profitieren Anlagenbetreiber vom hohen Strompreis. Dieser wird sich laut Greenovative-GeschäftsführerBuortesch noch mindestens zwei Jahre halten. Der Vorteil: Der Anlagenbetreiber erhält pro erzeugter Kilowattstunde mindestens den im Rahmen einer Ausschreibung zugesicherten Zuschlagswert der Bundesnetzagentur. Da der Strom am freien Börsenmarkt verkauft wird, kann dieser Preis wesentlich höher liegen, im Juli dieses Jahres lag der Marktwert Solar beispielsweise bei 26 Cent, weiß Markus Buortesch.
Bleibt der Strompreis aufgrund der aktuellen Krisensituation hoch, ist die Anlage also schneller abbezahlt als anfangs kalkuliert. 3,3 Millionen Euro hat die fünf Hektar große Fotovoltaikanlage gekostet. Und da man sich mit dem Zuschlag bei der Bundesnetzagentur eine feste Einspeisevergütung, die einem Mindestabnahmepreis gleichkommt, über einen Zeitraum von 20 Jahren gesichert hat, ist auch die Bank zufrieden. „Die Bank finanziert die Anlage in dem Wissen, dass es 20 Jahre lang einen gesicherten Erlös gibt“, erklärt Mathias Mendel, Gründer und Gesellschafter von Prodelocx.
Greenovative kann interessierten Nutzern von Fotovoltaikanlagen zwei Modelle anbieten. Bei Variante 1 verkauft Greenovative die Anlage direkt an den Immobilienbesitzer; der Eigentümer kann den Strom entweder nur für den Eigenbedarf nutzen oder er kümmert sich selbst darum, alles, was darüber hinaus produziert wird, ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen. Dataform hat sich für diese Variante entschieden und eigens eine Tochterfirma, die Dataform Greenpower GmbH, gegründet. Das Unternehmen kümmert sich selbst um alles Organisatorische, also darum, die PV-Anlage zu warten und den Strom zu vermarkten. „Die größere Anlage haben wir fürs grüne Gewissen installiert“, sagt Prodelocx-Geschäftsführer Mendel. Doch er fügt hinzu: „Wenn nebenbei ein Profit herauskommt, sind wir so gestrickt, dass wir uns deswegen nicht genieren.“
Dach als Einnahmequelle
Bei Variante 2 verpachtet der Kunde einen Teil des Daches an Greenovative, und das Nürnberger Unternehmen kümmert sich auch nach der Installation und Inbetriebnahme um die Anlagenwartung und darum, den Strom auf dem freien Börsenmarkt zu verkaufen. Buortesch: „Es gibt Logistikunternehmen, die sagen, 5.000 Quadratmeter reichen mir für den Eigenverbrauch; aber wir haben insgesamt eine Dachfläche von 30.000 Quadratmetern verfügbar. Dann schlüpft Greenovative in die Rolle des Pächters. Es wäre ja schade, wenn der Rest der Dachfläche nicht genutzt werden würde.“
Der Immobilienbesitzer erhält im Gegenzug eine jährliche Pachtvergütung oder eine prozentuale Ertragsbeteiligung. „Wenn wir den Strom smart vermarkten, dann hat auch der Flächeneigentümer etwas davon“, so der Greenovative-Geschäftsführer.
Logistikverantwortliche könnten noch viel mehr zur Energiewende beitragen als bisher – davon ist der Geschäftsführer des Nürnberger Anbieters von Solarparks und Dachanlagen überzeugt. Sowohl wirtschaftlich als auch umwelttechnisch wäre es wichtig, dass mehr Flächen mit PV-Modulen belegt werden, appelliert Buortesch und sagt: „Viele in der Branche brauchen noch einen Weckruf. Der Hebel der Logistiker, die Energiewende voranzutreiben, ist enorm! Es steckt noch so viel Potenzial in den Dachflächen!“
Wie hoch das Potenzial ist, veranschaulicht Buortesch so: „850 Privathaushalte müssten sich für eine Fotovoltaikanlage entscheiden, um den gleichen Beitrag zur Energiewende zu leisten wie Dataform mit der Belegung seiner Hallendächer mit einer Fläche von 50.000 Quadratmetern.“Buortesch rechnet aus, dass Dataform mit der größeren Anlage 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr einspart gegenüber dem Strommix aus Kohle, Gas und Atomstrom. Hierfür nimmt er als Berechnungsfaktor 420 Gramm pro Kilowattstunde, die eingespart werden.
Je mehr aus Fotovoltaik erzeugter Strom ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird, desto günstiger wird der gesamte Strompreis in Deutschland. Sind die Anlagen einmal abbezahlt, sind die Betriebskosten geringer als etwa bei Windkraftanlagen. Vergangenes Jahr wurden bundesweit Anlagen mit einer Gesamtleistung von fünf Gigawatt in Betrieb genommen. Markus Buortesch erläutert: „Um die Energieziele der Bundesregierung zu erreichen, brauchen wir bis 2030 pro Jahr einen durchschnittlichen Zubau von 15 Gigawatt, damit wir den Anteil der Fotovoltaik im Energiemix hinbekommen.“
Prodelocx geht mit gutem Beispiel voran. Der Geschäftsführer betont, dass sie keinen Logistikstandort ohne PV-Anlage planen und auch überlegen, wo sich zusätzlich Windräder installieren lassen. Derzeit in Planung: ein großes Logistikzentrum in der Nähe von Wilhelmshaven mit einer Dachfläche von 90.000 Quadratmetern. Im Oktober beginnen die Hochbauarbeiten, Anfang 2024 soll der Bau fertiggestellt sein und die Fotovoltaikanlage in Betrieb genommen werden. „Der Klimawandel spricht für die Fotovoltaikanlage. Auch wenn die Module heute teurer sind als noch vor zwei Jahren, ist jetzt eine gute Zeit zum Investieren“, resümiert Mathias Mendel. mp
Autorin: Susanne Frank,freie Fachjournalistin, München.
PV-Anlage mit 1.900 Modulen
Dachfläche: 7.000 Quadratmeter
Anlagenleistung: 750 Kilowatt-Peak, 380 Watt pro Modul
Seit März 2022 in Betrieb
PV-Anlage mit 13.000 Modulen
Dachfläche: 50.000 Quadratmeter
Anlagenleistung: 5.000 Kilowatt-Peak
Seit Ende Juli 2022 in Betrieb
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