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Logistikregion Hannover: Knotenpunkt und Drehscheibe

Eine kleine Auswahl an Logistikimmobilien, die derzeit entstehen oder in die bereits erste Mieter einziehen, zeigt das breite Spektrum an Aktivitäten der Projektentwickler in der Logistikregion Hannover.

Der „Mittelweser Park“ in Estorf wird nach Fertigstellung des letzten Bauabschnitts aus zwölf Einheiten eine Gesamtlogistikfläche von 127.000 Quadratmetern bieten. Bild: BentallGreenOak
Der „Mittelweser Park“ in Estorf wird nach Fertigstellung des letzten Bauabschnitts aus zwölf Einheiten eine Gesamtlogistikfläche von 127.000 Quadratmetern bieten. Bild: BentallGreenOak
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Matthias Pieringer
Standortanalyse

Michael Krantz, Projektkoordinator Logistik der Region Hannover Wirtschaftsförderung, sagt nicht ohne Stolz: „Die Region Hannover hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten als Top-Standort für Investitionen in Logistik- und Produktionsimmobilien etabliert.“Doch gibt er zu bedenken, dass sich die hohe Nachfrage an marktgerechten Flächen nicht immer bedienen lässt.

„Der anhaltende logistische Flächenbedarf, der unter anderem aus der Energiewende und der Transformation in der Mobilitätswirtschaft resultiert, kann durch den bestehenden Flächenmangel im Green- und Brownfield-Segment nicht ausreichend befriedigt werden. Allerdings profitiert die Region Hannover noch von dem vor 15 Jahren entwickelten Logistikflächenkonzept und den bereits getroffenen Investitionsentscheidungen.“ So überrascht es nicht, dass sich allenthalben in der Region die Projektentwickler tummeln und derzeit eine ganze Reihe neuer Logistikflächen „in der Mache“ oder gerade fertig geworden sind.

Entgegen einem deutschlandweiten Trend mit einem vergleichsweisen niedrigen Neubauvolumen 2023 – Uwe Veres-Homm, stellvertretender Leiter der Abteilung Risiko- und Standortanalyse der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services am Fraunhofer IIS, sagt voraus, dass „auch das laufende Jahr eine ähnlich verhaltene Nachfragedynamik zeigen wird“ – konnte die Region Hannover ihr Neubauvolumen im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Mit einem Neubauvolumen von rund 250.000 Quadratmetern sprang die Region von Platz 14 im Jahr 2022 auf Platz 2 im Jahr 2023. Laut der Definition des Fraunhofer IIS umfasst die Logistikregion Hannover den Großraum Hannover sowie die östlich angrenzenden Städte Salzgitter, Braunschweig und Wolfsburg. Die größten Flächennutzer sind neben der Automobilindustrie der Möbel- und Textileinzelhandel und deren Kontraktlogistikdienstleister.

Tour durch die Region

Unternehmen wir eine kleine Tour quer durch die Region Hannover und schauen uns die entstehenden Logistikimmobilien ein wenig näher an: zwei Revitalisierungsprojekte im Zentrum von Hannover, eine spekulative Entwicklung in der ländlichen Samtgemeinde Mittelweser, ein neues Gewerbegebiet im Südosten von Hannover und eine Halle mit besonderem Sicherheitskonzept in Königslutter am Elm, 30 Kilometer südlich von Wolfsburg nahe der Werkstore von VW.

Bleiben wir zunächst im Zentrum von Hannover: Projektentwickler Panattoni hat 2022 ein 17 Hektar großes Brownfield-Gelände erworben und entwickelt dieses in drei Phasen. Hallenflächen mit insgesamt fast 60.000 Quadratmetern werden bis Anfang 2026 entstehen. Der Bestandsnutzer und künftige Ankermieter, das französische Kabelunternehmen Nexans, das schon seit mehr als 100 Jahren an dieser Stelle Kabel produziert, zog Anfang Juli in den ersten Neubau ein. Zwei weitere Hallen sollen Ende 2025 beziehungsweise Anfang 2026 bezugsfertig sein. Zu den vielfältigen Nachhaltigkeitsmaßnahmen gehören der Einsatz von Fassadenelementen aus Recyclingbeton, die Installation von Dachlichtbändern und einer Regenwasserzisterne. Investiert wurde ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag.

Unweit dieses Großprojekts entsteht im Stadtteil Linden-Limmer der Unternehmerpark „Altes Stahlwerk“ – ein Revitalisierungsprojekt in etwas kleinerem Maßstab, das mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird. Zielgruppe der Logistikflächen sind kleine und mittelständische Firmen. Projektentwickler ist Aurelis Real Estate. Das Unternehmen modernisiert Bestandsgebäude und realisiert auf dem 56.340 Quadratmeter großen Grundstücksareal in drei Bauabschnitten Hallenflächen von insgesamt 20.000 Quadratmetern. Die erste, 6.300 Quadratmeter große Halle ist inzwischen fertig. Davon hat als erster Mieter der Online-Supermarkt Picnic 2.000 Quadratmeter gemietet und einen Last-Mile-Hub eingerichtet. Vorteil der Lage in der Nähe des Lindener Hafens: Es können Transporte auch über den Wasserweg bewerkstelligt werden.

Eine Logistikimmobilie mit großen Dimensionen, die spekulativ entwickelt wird, entsteht im ländlichen Raum nordwestlich von Hannover in Estorf in der Samtgemeinde Mittelweser. Dort nahe der Autobahnen A1, A2, A27 und A7 entwickeln BentallGreenOak (BGO), ein Beratungsunternehmen für Immobiliendienstleistungen, und der Aachener Projektentwickler Thirteen Seven den Mittelweser Park. Nach Fertigstellung wird er eine Logistikfläche von etwa 127.000 Quadratmetern bieten.

Im Mai wurde der erste Bauabschnitt mit 40.000 Quadratmetern fertiggestellt und der erste Mieter hat den Mietvertrag unterzeichnet: Der Kontraktlogistikdienstleister ID Logistics wird eine Fläche von 17.000 Quadratmetern nutzen. Eine der größten Flächeneinheiten am Stück umfasst 80.000 Quadratmeter. Laut BGO werden die geplanten zwölf Einheiten nach höchsten ESG-Standards entwickelt und man strebt eine DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)-Platin-Zertifizierung an.

Vom Nordwesten der Region „fliegen“ wir kurz auf die andere Seite von Hannover, in das neue Gewerbegebiet Sehnde-Ost. Hier hat die E-Gruppe aus Herne – ebenfalls auf der „grünen Wiese“ – auf einer Grundstücksfläche von 90.000 Quadratmetern zwei Logistikhallen mit einer Fläche von 50.200 Quadratmetern gebaut. Die nach KfW-55-Standard errichteten Gebäude haben auch bereits Mieter gefunden: den Onlinehändler für Reifen Delticom, Picnic und Kühne+Nagel.

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Lithium-Ionen-Batterien lagern

Etwa 30 Kilometer südlich von Wolfsburg ist in Königslutter am Elm direkt an der A2 ein neues Gewerbegebiet entstanden. Dort hat Projektentwickler Bauwo auf einem Greenfield zwei Logistikhallen mit einer Nutzfläche von 50.660 Quadratmetern realisiert. Beim Bau der Hallen wurde ein besonderes Sicherheitskonzept umgesetzt, daher sind sie für die Lagerung von Lithium-Ionen-Batterien geeignet. Ein passender Mieter hat sich bereits gefunden: Als Erstes zog im März dieses Jahres die Volkswagen Group Services ein, die dort Speicher für E-Fahrzeugbatterien montiert und lagert. Mit weiteren Mietinteressenten sei man im Gespräch.

Durch seine zentrale Lage mitten in Norddeutschland – am Schnittpunkt nationaler und internationaler Verkehrsachsen und im Hinterland der deutschen Seehäfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven – ist die Logistikregion Hannover prädestiniert als Knotenpunkt und „Verteilstation“. Wichtiger Standortfaktor sind die Binnenhäfen; in Hannover gibt es gleich vier Stück davon. Somit existiert über den Mittellandkanal eine Anbindung an das europäische Binnenwasserstraßennetz. Der Hannover Airport übernimmt eine Hub-Funktion für Luftfrachtverkehre. Er verfügt über eine 24-Stunden-Betriebsgenehmigung und Landebahnen ohne Gewichtsbeschränkungen. Und seit gut vier Jahren ist der MegaHub Lehrte in Betrieb. Die laut Deutscher Bahn „modernste Umschlaganlage Europas“ liegt circa 20 Kilometer östlich von Hannovers Zentrum.

Verlader und Logistikdienstleister, die sich in der Region ansiedeln, profitieren also von der Infrastruktur und können von dort aus Waren nach ganz Deutschland und Europa transportieren. „Hannover übernimmt für die deutschen Seehäfen eine ähnliche Bündelungs- und Verteilfunktion im Hinterland wie es etwa in Duisburg für die ARA-Häfen der Fall ist“, sagt Uwe Veres-Homm und fügt an: „Da ist es logistisch charmant, alle Optionen offen zu haben.“ mp

Autorin: Susanne Frank, freie Autorin, München.

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Artikel Logistikregion Hannover: Knotenpunkt und Drehscheibe
Seite 46 bis 47 | Rubrik STANDORTE
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