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Als das Onlinewarenhaus Galaxus Deutschland 2018 sein erstes Logistikzentrum mit 5.500 Quadratmeter Grundfläche im südlichen Stadtteil Krefeld-Fischeln bezogen hatte, rechnete das Management der Schweizer Muttergesellschaft Digitec Galaxus AG mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro. „Diese Rechnung ist aufgegangen“, sagt Steffen Beniers, Leader Logistics bei Galaxus Deutschland. „2021 erzielten wir einen Umsatz, der darüber lag.“
„Im vergangenen Weihnachtsgeschäft platzte das Lager aus allen Nähten“, berichtet Beniers, „der Lagerfüllgrad lag teilweise bei über 100 Prozent.“ Die operativen Flächen und die Sozialflächen seien zu klein gewesen, um den Peak zu Weihnachten 2022 in derselben Halle bewältigen zu können. Deshalb sei der Geschäftsführung frühzeitig klar gewesen, dass Galaxus Deutschland zu dieser Hochzeit mehr Logistikfläche benötigt.
Konkrete Planungen für ein neues Logistikzentrum stellte ein Kernteam aus Krefeld, das durch Mitarbeiter aus der Schweiz unterstützt wurde, im ersten Quartal 2021 an. Fündig wurde das Team in einem weiteren Objekt in Krefeld, das der Investor BGO Highbury ProCo S.àr.l. errichten ließ. Dieses befindet sich rund elf Kilometer von dem alten Lager entfernt im Norden der Stadt in der Odilia-von-Goch-Straße und erhielt bei Galaxus liebevoll den Namen „Odilia“.
Das Kernteam plante, das zu lagernde Sortiment aufzusplitten in drei verschiedene Größenordnungen: in Kleinteile (Mini), mittelgroße Teile (Midi) und Großteile (Maxi). Da im bisherigen Lager viele Palettenregale installiert waren, sollte dieser Bereich dort ausgebaut werden für die Lagerung von Großteilen. Die Kleinteile und das mittelgroße Sortiment wollte Galaxus im neuen Lager unterbringen. Dadurch sollten die Prozesse konkreter für die Erfordernisse der einzelnen Produktgrößen angepasst werden.
Odilia hat 50.000 Lagerplätze
Als Generalunternehmer für den Bereich Bau fungierte dabei die Firma GE Werk, die im ersten Quartal 2021 den symbolischen Spatenstich für das neue Galaxus-Objekt tätigte. „Für die Ausstattung des Lagers konnten wir einige Regalierungen unseres Mutterkonzerns in der Schweiz übernehmen“, erläutert der Logistikleiter. Dabei handelt es sich um Fachbodenregale von SSI Schäfer. Und bei den Flurförderzeugen setzt Galaxus Deutschland auf Produkte des Intralogistikanbieters Jungheinrich, mit dem bereits der Mutterkonzern kooperiert.
Bei der Inbetriebnahme gab es einzelne Kinderkrankheiten, vor allem in Bezug auf das Netzwerk. „Einzelne Arbeitsplätze sowie einzelne Prozesse im ERP-System des neuen Standorts funktionierten nicht sofort“, sagt Beniers.„Was uns das ganze Jahr über beschäftigt hat, war jedoch das Thema Lieferzeiten.“ Das gelte vor allem für die Beschaffung neuer Einrichtungen. „Wie bei vielen anderen in der Branche gibt es auch bei uns eine leichte Ungewissheit“, gesteht der Logistikleiter. Die komplette Fördertechnik soll noch rechtzeitig in Krefeld eintreffen, sodass sie im November für das Weihnachtsgeschäft zum Laufen gebracht wird.
Fertiggestellt wurde das Logistikzentrum in Krefeld am 1. September 2022. Bereits eine Woche später fanden der Umzug und der erste Wareneingang statt. Seitdem steigert Galaxus Deutschland kontinuierlich die Belegung mit Ware und das Onboarding neuer Fachkräfte, denn über 100 Mitarbeiter sollen an dem Standort tätig sein.
Mit der neuen Technik will Galaxus nach seiner aktuellen Prognose Pakete im niedrigen fünfstelligen Bereich an seinem stärksten Tag im Weihnachtsgeschäft ausliefern. Dieselbe Menge soll an einem Spitzentag im Wareneingang entgegengenommen werden. Derzeit verfügt Odilia, das eine Fläche von 14.000 Quadratmetern belegt, über rund 50.000 Lagerplätze. Möglich wurde dies durch eine Trennung der Produktsegmente Mini und Midi im Wareneingang, sodass diese zu passenden Lagerplätzen weitergeleitet werden.
„Wir haben jetzt genügend Platz für das Weihnachtsgeschäft in den nächsten zwei Jahren, ohne dass wir die volle Höhe des Lagers ausnutzen müssen“, erläuterte der Logistikfachmann. Danach könne dieser Raum für weiteres Wachstum bei den Lagerplätzen verwendet werden. In dem Logistikzentrum besteht zudem Platz für die Retourenbearbeitung von Galaxus Deutschland, die sich im bisherigen Standort klein dimensioniert auf einer Mezzaninfläche befand.
Sozialräume wurden vergrößert
Die größte Veränderung, die das neue Lager mit sich bringt, ist dabei die Automatisierung des Warenausgangs. Dafür errichtet der Onlinehändler eine Packstraße mit bis zu 48 Packplätzen, die die Ware vom Packplatz vollautomatisch bis in den Lkw transportiert. Die Fördertechnik der Firma Gawronski besteht dabei aus automatisiert angetriebenen Rollenbahnen, die in einen Teleskopförderer übergehen. „Dabei kann sich der Mitarbeiter auf eine Plattform stellen und wird dann mit dem Teleskopförderer für die lose Entladung in der Brücke nach oben gefahren“, erklärt Beniers.
Damit die Logistikcrew besonders am Montag und am Abend entlastet wird, hat Galaxus zusätzlich die Option „langsame Lieferung“ beim Check-out im Onlineshop eingeführt. Dadurch können Produkte, die auf Lager sind, einen Tag bis zwei Tage später beim Kunden ankommen. Auf diese Weise will der Onlinehändler sein Lieferversprechen verlässlicher einhalten und die Aufträge vom Wochenende, die am Montag auflaufen, besser auf die Mitarbeiter verteilen.
„Mit dem neuen Lager konnten wir auch unsere Sozial- und Büroräume an die Mitarbeiterzahl anpassen“, ergänzt der Logistikleiter. Nachdem es früher eine kleine Teeküche gab, wurde jetzt ein Pausenraum für bis zu 120 Mitarbeiter eingerichtet. Und Galaxus realisierte mehrere Konferenzräume. „Damit konnten wir am neuen Standort im Bereich der Mitarbeiterzufriedenheit einige Grundlagen verbessern“, sagt Beniers.
Im nächsten Jahr will Galaxus Deutschland eruieren, mit welcher Lösung das Unternehmen am neuen Standort bei der Lagerung von Produkten im Mini-Bereich wachsen kann. Im Midi-Bereich hat das Onlinewarenhaus jetzt schon fünf Meter hohe Regale im Logistikzentrum Odilia verbaut, in die künftig Hochkommissionierer die Ware bringen können. So ist der nächste Entwicklungsschritt vorbereitet, weil das Unternehmen einen etablierten Prozess implementieren kann.
Nach Österreich (galaxus.at) wird bereits seit Oktober 2021 aus Krefeld heraus geliefert. Künftig will Galaxus aus dem Lager auch Produkte in neue Märkte senden, in die expandiert werden soll.
Gunnar Knüpffer
In dem neuen Logistikzentrum von Galaxus Deutschland in Krefeld kommt eine Warenausgangsautomatisierung zum Einsatz, die die Ware vom Packplatz vollautomatisch bis in den Lkw transportiert. Bild: Galaxus Deutschland GmbH
Das Onlinewarenhaus Galaxus Deutschland GmbH bietet ein Sortiment mit Schwerpunkt Technikan. Dieses Angebot wird weiter ausgebaut und die Website offeriert derzeit eine Million Artikel aus unterschiedlichsten Kategorien, wozu auch Möbel, Haushaltsartikel und Spielzeug gehören. Seit dem Start im Jahr 2018 hat Galaxus Deutschland mehr als eine Million Kunden in Deutschland gewonnen. Das Onlinewarenhaus, das zu 100 Prozent im Besitz der schweizerischen Digitec Galaxus AG ist (diese gehört zu 70 Prozent zu Migros), beschäftigt rund 150 Mitarbeitende in Hamburg, Krefeld und Weil am Rhein. 2021 überstieg der Umsatz von Galaxus Deutschland die Schwelle von 100 Millionen Euro netto.
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