Logistik-Abkürzungen
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Lieferengpässe meistern, digitale Technologien in allen geeigneten Bereichen einführen und gleichzeitig die relevanten Risiken im Auge behalten – die Anforderungen an die moderne Produktionslogistik sind zuletzt stark gestiegen. Im Rahmen des digitalen LOGISTIK HEUTE-Fachforums „Von Innovation bis Risikomanagement – neue Wege in der Produktionslogistik“ standen am 8.September nun die Möglichkeiten im Vordergrund, sich für aktuelle wie künftige Herausforderungen zu wappnen. Dabei gaben Experten aus Industrie, Logistikdienstleistung sowie Wissenschaft auf dem virtuellen Podium fundierte Einblicke und erläuterten Best Practices.
Wie die Krise nutzbar machen?
„Willkommen zu unserem digitalen Forum“, begrüßte LOGISTIK HEUTE-Redakteurin Sandra Lehmann, die als Moderatorin durch die Veranstaltung führte, das virtuelle Publikum – um dann die herausfordernden Rahmenbedingungen zu erläutern, denen sich produzierende Unternehmen gegenübersehen: Auf der einen Seite multiple Krisen wie etwa der Ukrainekonflikt oder erwartete Energieengpässe, auf der anderen Seite anspruchsvolle Verbraucher, die mittlerweile an die kurzen Lieferzyklen des Onlinehandels gewöhnt sind.
„Krisen nutzen“, empfahl etwa Dr. Christian Jacobi, Geschäftsführender Gesellschafter der Agiplan GmbH, im ersten Vortrag. Er stellte unter anderem die Ergebnisse des „Agiplan Produktions- und Logistikreports 2022“ vor, für den das Beratungsunternehmen im Winter 2021 rund 150 Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen befragt hatte. Dabei sollten relevante Planungsfragen aufgegriffen und beantwortet werden. „Digitalisierung und Automatisierung waren, sind und bleiben hochgradig relevant“, fasste Jacobi eines der Ergebnisse zusammen – und gab einen Ausblick: „Wir erwarten für 2023 einen Anstieg bei der Resilienz.“ Dank Lieferkettenanalysen, die mehr und mehr Betriebe unternähmen, werde Risikomanagement zunehmend vom reaktiven zum aktiven Prozess.
„Lieferketten waren noch nie intransparenter als heute, zugleich sehen sich Unternehmen immer komplexeren regulatorischen Anforderungen gegenüber“, erklärte Harald Nitschinger, Co-Founder & Managing Director von Prewave, in seiner Präsentation. Das kommende deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sei da nur eine von international zahlreichen vergleichbaren Vorgaben. Viele der fehlenden Informationen sind Nitschinger zufolge über öffentliche Informationsquellen verfügbar. Das Start-up Prewave analysiert für seine SCRM-Plattform beispielsweise Social-Media-Aktivitäten in mehr als 50 Landessprachen.
Johannes Jakobi, Sales Manager bei Idealworks, gab unter dem Motto „The Future Is Now!“ Einblicke in das Robotik-Ökosystem des Unternehmens. Dieses umfasst neben autonomen mobilen Robotern (AMR) auch die zentrale, cloudbasierte Steuerungssoftware „Any Fleet“. „Es sind bereits viele autonome Technologien verfügbar, aber viele Unternehmen trauen sich noch nicht so recht ran. Dabei gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Use Cases“, so Jakobi. Man könne den Schritt zu AMR und FTS also ruhig wagen – zumal diese Technologien durch den Verzicht auf Infrastruktur erhöhte Freiheitsgrade mit sich brächten.
Viele Firmen zögern noch
Dr. Giovanni Prestifilippo, Geschäftsführer der PSI Logistics GmbH, diskutierte im Gespräch mit Moderatorin Sandra Lehmann konkrete Ansätze, wie sich Unternehmen gegen Lieferkettenstörungen und die Energiekrise aufstellen können. „Vieles lässt sich auch über klassische Supply-Chain-Planungssysteme abbilden“, erklärte Prestifilippo. Als Beispiel nannte er Szenarioberechnungen für das jüngste Niedrigwasser am Rhein. Trotz der zunehmenden Volatilität in den weltweiten Supply Chains beobachtet Prestifilippo immer noch ein Zögern bei vielen Unternehmen, wenn es darum geht, in Software zur Risikoabwehr zu investieren. Dass der Leidensdruck noch immer nicht groß genug ist, kann er sich nicht vorstellen. „Die Elektroniklieferketten beispielsweisewaren schon vor der Coronakrise sehr angespannt.“ Langfristig geht er davon aus, dass der Wettbewerbsdruck diejenigen Unternehmen bevorzugt, die entsprechende Softwarelösungen einsetzen.
Wie Wege von der klassischen Fließbandproduktion hin zur Matrix- und schließlich fluiden Produktion aussehen können, erkundete Prof. Dr. Robert Schulz, Leiter des Instituts für Fördertechnik und Logistik an der Universität Stuttgart. „Der Trend zu mehr Autonomie in Fertigung und Intralogistik war bereits vor der Coronakrise da und wird sich weiter fortsetzen“, prognostizierte er in seinem Vortrag zu „Flexibilität und Wandlungsfähigkeit in der Produktionslogistik“.
Trends wie sinkende Losgrößen bei einer steigenden Komplexität der Prozesse fordern nach Schulz’ Worten den Wandel von einer reaktiven zu einer aktiven Logistik. Großes Potenzial sieht der Forscher beispielsweise in dem Ansatz „Plug & Supply“, der eine Koppelung der Logistik- und Produktionssysteme durch vorkonfigurierte Settings vorsieht.
Therese Meitinger
Wie AutoStore seine Lieferfähigkeit in der Coronakrise aufrechterhielt – und zugleich seinen Wachstumskurs fortsetzen konnte, fasste Israel Losada Salvador, COO der AutoStore System GmbH, in seiner Präsentation zusammen. Um seine Supply Chain flexibel und resilient zu halten, setzte der norwegische Anbieter von Lagerrobotik auf drei Grundprinzipien: Standardisierung, langfristiges Planen und eine passende Unternehmenskultur.
„Einer der wesentlichen Faktoren war die Modularität unseres Systems, das sich aus fünf standardisierten Komponenten zusammensetzt“, so Losada Salvador. Dass immer nur Roboter, Grids, Behälter, Ports und Controller zu bespielen gewesen waren, habe die Abhängigkeit von Zulieferern deutlich reduziert.
Hinzukommt dem AutoStore-COO zufolge ein Mindset, das eine schnelle Entscheidungsfindung priorisiert – wobei die Entscheidung selbst dann zugunsten der Langfristigkeit ausfiel. „Als wir in der Coronakrise zunehmende Lieferkettendisruptionen festgestellt haben, sind wir bereits im dritten Quartal 2020 dazu übergegangen, die Bestellungen für die nächsten zwölf Monate zu platzieren, wobei jeweils direkt zugestellt werden sollte.“ Auch in der Krise wollte man für Wachstum gewappnet bleiben.
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