Expertenbeiträge online
Auf logistik-heute.de veröffentlichen Experten aus dem Wirtschaftskreis LOGISTIK Fachbeiträge zu relevanten Logistikthemen.
Peter Benthues, Mitglied der Geschäftsleitung der H. Gautzsch Firmengruppe, hatte das Problem bei der Ersatzteilversorgung für den Produktbereich Gartenmöbel und Gartengeräte, dass diese Teile nach Ende der Serienfertigung nicht mehr verfügbar waren. Bisher nutzte H. Gautzsch alle möglichen Fertigungsverfahren für diese Teile. Um jedoch das Working Capital zu reduzieren und das Kundenerlebnis zu erhöhen, entschied sich das Unternehmen schließlich für einen 3D-Druck durch Replique. Das berichtete Benthues beim digitalen LOGISTIK HEUTE-Forum „Top versorgt mit smarter Ersatzteillogistik“ im Dezember 2023, das von Chefredakteur Matthias Pieringer moderiert wurde.
Wie diese Lösung des Start-ups funktioniert, erläuterte der CEO und Co-Founder von Replique, Max Siebert, auf dem virtuellen Podium: Replique bindet einen Onlineshop an die Website des OEM an. Der Kunde bestellt dort ein Ersatzteil und diese Daten werden verschlüsselt an einen auditierten Partner übermittelt. Dieser Partner schickt das bestellte Produkt in einer Verpackung des OEM an den Kunden, nachdem eine Qualitätsprüfung stattgefunden hat. Auf diese Weise bleibt Replique im Hintergrund und der OEM behält die Kundenbeziehung.
Auch Julian Seifert, Geschäftsbereichsleiter Standardisierung und Digitalisierung der Seifert Logistics Group, zeigte auf, welche Rolle der 3D-Druck bei dem mittelständischen Logistikdienstleister spielt und wie das Unternehmen mithilfe des 3D-Drucks neue Wege in der Lieferkettenoptimierung geht. Seifert geht davon aus, dass der 3D-Druck disruptive Veränderungen für die Logistikdienstleistung bringen wird. Denn durch ihn können Teile schneller hergestellt und versendet werden.In seinem Unternehmen setzt Seifert Logistics 3D-Druck im Prototypenbau ein. Der Dienstleister stellt Hilfsmittel her, die er verstärkt in seinem Lager und in der Spedition verwendet. „Damit lassen sich Hilfen und Montageunterstützungen sehr schnell drucken, mit denen Arbeitsprozesse beschleunigt und Prozesszeiten reduziert werden können“, erläuterte der Geschäftsbereichsleiter.
Kosteneffizienz hat Priorität
Auf welche Weise eine On-Demand-Fertigung per 3D-Druck mit einem Lizenzmodell verbunden werden kann, erklärte Seifert anhand eines Projekts, das zusammen mit einem Automobilhersteller vor einem halben Jahr durchgeführt wurde. Im Rahmen eines Digital Rights Management können Kunden dabei einen Lizenzschlüssel erwerben, womit sie ein Bauteil entsperren und zum 3D-Druck in einem Pulverbett freigeben können. Diese Ersatzteile werden dann schnell an den Endkunden ausgeliefert. Neben der Ersatzteillogistik nutzt Seifert den 3D-Druck auch für Unternehmen aus der Orthopädietechnik, aus dem Maschinen- und Anlagenbau und aus der Automobilindustrie, wo beispielsweise Abdeckungen benötigt werden.
Laut Holger Lorenzen, Geschäftsführer der Metroplan Logistics Management GmbH, ist es das Ziel der Unternehmen, möglichst kosteneffizient mit einem geringen Ressourcenverbrauch zu arbeiten. Dazu wollten sie ihre Bestände optimieren, wobei die richtige Prognose für den Ersatzteilbedarf eine Rolle spiele. Dabei stellte Lorenzen zuletzt einen Nachholbedarf bei vielen Unternehmen in den Bereichen Bestands- und Prozesstransparenz sowie Senkung der Bestandskosten fest.
Was künstliche Intelligenz (KI) bei der Suche nach Ersatzteilen leisten kann, erläuterte anschließend Patrick Schneider, VP Sales Europe von Partium Technologies. Mittlerweile können durch die Lösung von Partium Ersatzteildatenbanken mithilfe von Texten oder Bildern durchforstet werden, ohne dass diese Bilder dort vorgehalten sind. Dies funktioniert laut Schneider auch mit unstrukturierten Daten in diesen Datenbanken. Dafür hat Partium eine KI mit rund 20 Millionen Ersatzteilen trainiert, sodass die Lösung diese Teile auch ohne Bild erkennt.
Wie er das Produkt von Partium verwendet, um in einer App für Nutzer von Landmaschinen die Ersatzteilsuche zu verbessern, berichtete Helmut Grammer, Leiter Vertrieb LexCom Industries, LexCom Informationssysteme GmbH. Dabei verbindet Grammer die Bilderkennung mit dem Konfigurationswissen von LexCom über die Geräte. Dadurch würden nur die Bilder von Teilen angezeigt, die tatsächlich in einer Maschine verbaut sind. So könne der Nutzer nach wenigen Klicks das Ersatzteil bestellen.
Vorteil der Stichprobeninventur
Viele Unternehmen würden dem Irrglauben unterliegen, sie müssten einmal im Jahr alle ihre Produkte zählen, sagte Christian Günther, Teamlead Stichprobeninventur bei Remira. Das Handelsgesetzbuch in Paragraf 41 erlaubt jedoch, diese körperliche Bestandsaufnahme zur Erlangung des Wertes für die Bilanz auch über vereinfachte Verfahren zu erzeugen, also über statistische Verfahren wie die Stichprobeninventur. Welche Vorteile der Energieversorger LEAG durch eine Stichprobeninventur mit der Lösung „STATCONTROL Cloud“ von Remira hat, erläuterte Andy Kowark, Leiter Materialwirtschaft LEAG. „Wir vermeiden die Schließung von Lagern, weil wir nur wenige Positionen zählen müssen“, sagte Kowark in einem für das Forum zur Verfügung gestellten Video. „Wir vermeiden den Aufwand, den wir hätten, wenn wir eine Vollaufnahme durchführen müssten, und wir können dem Wirtschaftsprüfer eine Kontinuität nachweisen.“
Lars Bertram, Director Sales & Business Development & Marketing, Encory GmbH, erklärte in dem Forum von LOGISTIK HEUTE zur Ersatzteillogistik, wie durch die Digitalisierung der gesamten Rückwärtslogistik signifikante jährliche Einsparungen durch die Vermeidung von Transporten realisiert werden können. Wenn ein Kunde zum Beispiel mit seinem Fahrzeug in der Werkstatt eine Reparatur benötigt, werde eine Bestellung beim Händler ausgelöst, sagte Bertram. Encory kombiniert in diesem Fall die Transporte für das neue sowie das defekte Teil und vermeidet Leerfahrten.
Gunnar Knüpffer
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