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Forschung für die Logistik: Innovationen für Lebensmittellieferketten

Vom Anbau bis hin zum Verbraucher: Die 60 Bachelorstudenten des Studiengangs „Lebensmittellogistik und -management“ und ein halbes Dutzend Promovenden am Institut für Frischproduktlogistik der Hochschule Geisenheimhaben die gesamte Food Supply Chain im Blick.

Der Studiengang „Lebensmittellogistik und -management“ an der Hochschule Geisenheim deckt die komplette Food-Lieferkette ab. Bild: Hochschule Geisenheim / Woody T. Herner
Der Studiengang „Lebensmittellogistik und -management“ an der Hochschule Geisenheim deckt die komplette Food-Lieferkette ab. Bild: Hochschule Geisenheim / Woody T. Herner
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Matthias Pieringer
Studium

Gegen Food Waste – so lässt sich die Forschung am Institut für Frischproduktlogistik an der Hochschule Geisenheim auf einen Nenner bringen. Im Fokus der Lehre und der Forschungstätigkeiten stehen die Lieferketten von frischen Lebensmitteln und wie sich diese so gestalten lassen, dass möglichst wenig Ware verdirbt und weggeworfen werden muss. Dieses Anliegen verfolgt man parallel in mehreren von der Bundesregierung geförderten Forschungsprojekten und in Projekten, die mit Partnern aus Industrie und Handel vorangetrieben werden.

Einige der Fragestellungen, die die Studierenden und ihre Professoren in der hessischen, am Rhein gelegenen Hochschulstadt umtreiben: Wie gelingt es, die Regalverfügbarkeit in den Filialen hoch zu halten und gleichzeitig die Ausschüsse zu verringern? Wie wirkt sich eine Verpackung auf die Haltbarkeit eines Produkts aus? Welche Art von Label kann anzeigen, wie lange das frische Produkt noch haltbar sein wird?

Seit wenigen Wochen können die Studenten des Studiengangs Lebensmittellogistik und -management ihre Forschungen in Geisenheim noch praxisnäher durchführen: Ein neues Gebäude für Lebensmittellogistik und Nachhaltigkeit bietet Räumlichkeiten und die richtige Ausstattung für das wissenschaftliche Arbeiten rund um die Food Supply Chain. Die Professorenschaft ist einhellig der Meinung, das sei ein großer Schritt für die Lehre und Forschung im Bereich Lebensmittellogistik und -management.

„In der Industrie sehr gefragt“

Die zukünftigen Lebensmittellogistiker – derzeit belegen rund 60 Studentinnen und Studenten den Studiengang – können sich während des Studiums spezialisieren, je nachdem ob sie sich mehr für die logistischen Fragestellungen, die Produktverarbeitung und -qualität, die Vermarktung oder das Management interessieren. „Unsere Abgänger haben ein gutes Verständnis für die verschiedenen Akteure entlang der Supply Chain und warum sie wie agieren. Daher sind unsere Bachelorabsolventen in der Industrie sehr gefragt. Einige unserer Alumni sind in der verarbeitenden Industrie als Produktionsleiter tätig, arbeiten im Einkauf, Vertrieb oder Qualitätsmanagement“, sagt Prof. Dr. Judith Kreyenschmidt, stellvertretende Leiterin des Instituts für Frischproduktlogistik. Prof. Dr. Andreas Holzapfel, der das Institut leitet, ergänzt: „Manche gehen in die Logistikberatung oder übernehmen die Regionalvertriebsleitung bei einer Handelskette.“

Den Bachelorstudiengang „Lebensmittellogistik und -management“ gibt es seit 2019. Damals wurden zwei Professuren neu geschaffen: die Professur für Logistikmanagement, auf die Andreas Holzapfel berufen wurde, und die Professur für Qualität und Verarbeitung frischer Lebensmittel, die Judith Kreyenschmidt innehat. Das Professoren-Trio am Institut wird komplettiert von Gartenbauökonom Prof. Dr. Kai Sparke, der die Themen rund um die Vermarktung abdeckt und generell das Augenmerk auf die Verbrauchersicht hat.

Als „Hochschule neuen Typs“ legt die Hochschule Geisenheim Wert darauf, beides zu verknüpfen: die Praxisorientierung, wie sie an Hochschulen üblich ist, und die Forschungstätigkeiten, wie sie an Universitäten betrieben werden. Zwar gibt es (noch) keinen Masterstudiengang Lebensmittellogistik, aber am Institut entstehen auch Doktorarbeiten. Derzeit betreuen die drei Professoren insgesamt sechs Promovenden. Untersucht werden etwa die Verknüpfung von stationärem und Onlinehandel im Lebensmittelbereich oder die Einflüsse der Digitalisierung auf die Supply Chains von Sekt. Während die Doktoranden die primäre wissenschaftliche Arbeit leisten, erheben und analysieren die Bachelorstudenten Daten und bringen sich in die Projekte mit ein. Die Zeit, um an Projekten mitzuarbeiten, ist fix im Curriculum verankert.

Ein Beispiel für ein größeres aktuelles Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird, ist eine Kooperation mit zehn Händlern und Produktionsbetrieben aus gartenbaulichen Wertschöpfungsketten und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. In dem Projekt hat man sich das Ziel gesetzt, Bestell- und Produktionsvorgänge von Zierpflanzen und Schnittblumen datengetrieben zu optimieren. Das Team um Andreas Holzapfel entwickelte ein System, das kleine und mittelständische Einzelhandelsunternehmen bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützt.

„Der Prototyp ist einsatzfähig. Um ihn jetzt zur Marktreife zu bringen, müsste man im nächsten Schritt standardisierte Datenschnittstellen ‚basteln‘ und ein Unternehmen finden, das das Tool im größeren Stil vermarktet“, erklärt Holzapfel. Außerdem beleuchtet das Team um Kai Sparke die Anforderungen an die Mitarbeiter bei einer stärkeren Digitalisierung und Automatisierung der Wertschöpfungsketten. Zwar sei das Praxisprojekt formal abgeschlossen, aber die wissenschaftlichen Veröffentlichungen dazu entstehen gerade. „Unsere Studierenden sind praktisch die ersten außer der wissenschaftlichen Community, die die Forschungsergebnisse vorgestellt bekommen und mitdiskutieren können“, betont Holzapfel.

Bei einem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekt arbeitet man gemeinsam mit vier Partnern an einer Bewertungs- und Informationsplattform für nachhaltige Verpackungen. „Die Lebensmittelindustrie konzentriert sich bei der Nachhaltigkeitsbewertung häufig allein auf die Verpackung selbst. Aber um die Nachhaltigkeit des Verpackungsmaterials beurteilen zu können, muss auch der Einfluss der Verpackung auf die Haltbarkeit des Produkts in Betracht gezogen werden“, erläutert Judith Kreyenschmidt.

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App für die Verbraucher

Das im Projekt „PackAn“ (siehe Kasten) entwickelte Tool soll weiterhin berücksichtigen, in welcher Lieferkette das Produkt beziehungsweise die Verpackung eingesetzt wird: Wird das Fleisch über einen Direktvermarkter vertrieben oder wird argentinisches Rindfleisch nach Deutschland transportiert? Auch hier ist Kai Sparke involviert, weil neben dem Bewertungstool für die Industrie auch eine App für die Verbraucher entwickelt werden soll. Sie sollen während des Einkaufs prüfen können, wie nachhaltig die Verpackung des Produkts ist, das sie gerade in Händen halten. Häufig herrsche bei den Verbrauchern noch ein Schwarz-Weiß-Denken, eine Verpackung sei per se schlecht. „Das ist aber keineswegs so“, betont Kreyenschmidt.

Kreyenschmidt forscht schon lange im Bereich der intelligenten Verpackung, beispielsweise an Etiketten, die kontrollieren, ob die Kühlkette eingehalten wurde. Eine Entwicklung hat es auch über den Großen Teich geschafft. In Zusammenarbeit mit der Uni Bonn wurde ein Label kreiert, das in Abhängigkeit von Temperatur und Zeit die Farbe ändert. Entwickelt wurde es zusammen mit dem Industriepartner Freshpoint, der jetzt unter dem Namen Evigence firmiert. „Das Label ist preiswert und wird im B2B-Bereich bei Lebensmittelhändlern in den USA eingesetzt“, so Kreyenschmidt. Sie betont: „Mit unserer Forschung tragen wir langfristig dazu bei, Ausschüsse von frischen Produkten im Lebensmittelbereich zu reduzieren.“ mp

Autorin: Susanne Frank, freie Autorin, München.

Halbzeit beim Projekt PackAn

Im Rahmen des Projekts PackAnsoll ein Zertifizierungsstandard entwickelt werden, um Unternehmen die Möglichkeit zu geben, ihre Verpackungen zertifizieren zu lassen.

Neben der Agrizert Zertifizierungs GmbH sind an dem Projekt noch die CBS Cologne Business School, Snoopmedia – zuständig für die Entwicklung der App und der Plattform – und Thurnfilm beteiligt. Letztere dreht Videoclips, um dem Verbraucher die Zusammenhänge verständlich zu machen. Das Projekt wird über eine Laufzeit von drei Jahren – noch bis November 2025 – vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit 1,2 Millionen Euro gefördert.

Die gesamte Fördersumme beträgt 1,8 Millionen Euro. Die beteiligten Industrieunternehmen übernehmen einen Eigenanteil und erhalten je nach Finanzierungsplan Fördersummen zwischen 40 bis 60 Prozent. Die Hochschule Geisenheim erhält 383.000 Euro.

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Artikel Forschung für die Logistik: Innovationen für Lebensmittellieferketten
Seite 24 bis 25 | Rubrik PROFILE
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