SCM: Ein Tower für den aktuellen Überblick

Die BSH Hausgeräte GmbH hat in der Coronazeit ein„ControlTower“-Konzept entwickelt, mit dem sich in Echtzeit überblicken lässt, wie es in der Supply Chain aussieht. 
Mit dieser Lösung zog BSH ins Finale um den Supply Chain Management Award 2022 ein.

Mit der Control-Tower-Lösung von BSH lassen sich zum Beispiel die Backorders in Fabriken zu bestimmten Produktnummern nachvollziehen. Bild: BSH Hausgeräte GmbH
Mit der Control-Tower-Lösung von BSH lassen sich zum Beispiel die Backorders in Fabriken zu bestimmten Produktnummern nachvollziehen. Bild: BSH Hausgeräte GmbH
Gunnar Knüpffer
Konsumgüter

Die Veränderungen in der Supply Chain waren in den vergangenen drei Jahren extrem“, sagt Catrin Lampert, die bei der BSH Hausgeräte GmbH das Projekt GPL Control Tower leitet. „Dazu gehören zum Beispiel Covid-19, die Blockade des Suezkanals, das Thema Materialknappheit sowie Probleme mit Containertransporten aus Asien und USA.“ Zudem habe es in der Hausgerätebrancheim Jahr 2020 einen Boom gegeben, weil viele Menschen in der Coronazeit neue Küchengeräte kauften.

Die Anforderungen des Managements an detaillierte Informationen über die Supply Chain seien deshalb immer mehr gestiegen, sodass die Abteilung Supply-Chain-Planung und Logistik mit dem Management und demMarketing/Vertrieb kurzfristig klären musste, wie der Bedarf in den einzelnen Ländern gedeckt werden kann und wo Material verfügbar ist.„In dieser Situation sind wir mit PowerPoint, Excel und jeglichen SAP-Systemen einfach an eine Grenze geraten“, erläutert Lampert, „wir brauchten eine Lösung, die uns global jederzeit die gleichen Daten mit einem Klick zur Verfügung stellt, damit klar ist, was zu tun ist, um die Kundenwünsche zu erfüllen. Unsere Vision war, mit einer ‚ControlTower‘-Lösungein Tool zu schaffen, das einen Single Point of Truth bietet und über das alle Mitarbeiter sowie das Board ofManagement weltweit geeignete Informationen bekommen.“

Agiles Projektteam

BSH Hausgeräte entwickelte diese Lösung in einem agilen Projektteam, das aus internen Business-Mitarbeitern der Abteilung Performance Management des Bereichs Planung und Logistik besteht sowie Kollegen von Supply Chain und Logistik. Gemeinsam mit der internen IT realisierte das Team von Sabine Schwaiger, Head of Business Excellence Performance Management, die Control-Tower-Lösung auf Basis der Public-Cloud-Lösung „SAP Analytics Cloud“.

„Dabei war für uns wichtig, dass wir schnell einen Proof of Concept entwickeln und live gehen“, sagt Projektmanagerin Lampert. Denn es sei notwendig gewesen, Transparenz und tägliche Verfügbarkeit der Daten sicherzustellen, und dafür sei SAP Analytics das richtige Tool gewesen.Innerhalb eines Scrum-Projekts erstellte das Team im September 2021 ein Konzept und alle drei Wochen bearbeitete es in Sprints einzelne Themen. Dabei bezog es das oberste Management ein, das als Pilottester und Pilot-User fungierte. Diese Führungskräfte – auch auf C-Level – gaben Input, welche Informationen aus ihrer Sicht wichtig sind, wie die Lösung aussehen soll und welche Themen bearbeitet werden sollten. „Das hat die Akzeptanz des Projekts gesteigert“, berichtet Lampert. Die Pilotierung fand dann im April und Mai 2022 statt und der Go-live im Juni.

Kennzahlen darstellen

Mit dem „Control Tower“-Konzept zog BSH Hausgeräte bei den Supply Chain Awards, die in diesem Jahr erneut von LOGISTIK HEUTE, PwC und Strategy& vergeben werden, ins Finale ein. In der Finalrunde um den Supply Chain Management Award 2022 präsentierten Catrin Lampert und Sabine Schwaiger im November den Teilnehmern und der Jury in Frankfurt die Lösung. Sie besteht aus den zwei Teilen digitales Reporting und Operational Steering and Analytics. Dabei lassen sich die Kennzahlen global darstellen, die Informationen können jedoch auch bis auf die Produktebene heruntergebrochen werden: Wie hoch sind zum Beispiel die Bestände in einzelnen Fabriken oder Distributionszentren, wo gibt es Rückstände und Verzögerungen? Damit lässt sich überblicken, wie die Supply Chain funktioniert und welche Schwachstellen es gibt.

Konkret liefert die Lösung alle Informationen zum Kunden: Wie laufen die Kundenlieferungen, wie sehen die Rückstände aus,wie viele Bestellungen liegen vor und welche tagesaktuellen Bestände sind vorhanden?

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Heute schaut sich beispielsweise der Manager, der für das globale Bestandstracking zuständig ist, jeden Tag mithilfe des Control Tower die Entwicklung der Bestände an und kann konkrete Maßnahmen live verfolgen. Früher stand diesem Manager nur ein monatliches Reporting zur Verfügung, das heißt, die Entwicklung ließ sich nicht in Echtzeit nachverfolgen. Nun habe sich eine viel dynamischere Situation ergeben, weil eine Führungskraft täglich die Zahlen verfolgt. „Das ist eine echte Hilfe bei der operativen Steuerung, um zum Beispiel die Bestände zu verändern“, erläutert Schwaiger.

„Derzeit erhalten wir viel Feedback von anderen Abteilungen, die unsere Lösung sehen und sich ebenso ein derartiges Tool für ihre Zahlen wünschen, weil es ihnen helfen würde“, so Schwaiger. Der Mehrwert der Lösung sei, dass die Bereiche untereinander die Daten austauschen und streamen können. Control Tower ist aktuell eine BSH-Standardlösung; die Herausforderung für andere Bereiche besteht jetzt darin, auch ihre Daten in diese Cloud-Lösung zu integrieren.

In diesem Jahr entwickelt das Team die Lösung weiter und nimmt das Thema Predictions mit auf. Dies umfasst sowohl den Bereich Predictive Analytics mit Scenario Modeling als auch ein Geolocation Mapping. Diese Teillösungen will das Business-Team bis Ende 2023 erstellt haben, wenn das zweijährige Projekt zu seinem Abschluss kommt.

Gunnar Knüpffer

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