Lexikon der Logistik
Das Logistik-Lexikon mit über 1.000 Einträgen erklärt alle logistikrelevanten Begriffe einfach und verständlich.
Wer passendes Equipment für das nächste Outdoor-Abenteuer sucht, findet bei Fenix eine breite Produktpalette im Premiumsegment – darunter die Marken Fjällräven, Hanwag, Brunton, Primus und Tierra. Zum Tochterunternehmen Frilufts Retail Europa AG gehören zudem die Filialisten Naturkompaniet (Schweden) und Partioaitta (Finnland) sowie der deutsche Einzelhändler Globetrotter.
Um die wachsenden Herausforderungen des Omnichannel-Geschäfts auf operativer Ebene langfristig meistern zu können, hat die Fenix Outdoor International AG innerhalb des Konzerns jüngst eine eigene Logistikgesellschaft ins Leben gerufen. Die in der Fenix Outdoor Logistics GmbH gebündelten Kompetenzen fokussieren sowohl die Belieferung der Shops in Deutschland und Skandinavien als auch der E-Commerce-Kunden, die möglichst rasch mitsamt geeigneter Ausrüstung Erlebnisse in der Natur sammeln wollen.
Die primäre Herausforderung besteht in der effizienten Abwicklung von Lieferungen an den stationären Handel sowie an eine steigende Zahl von E-Commerce-Kunden aus nur einem Lager. Um ein nahtloses Einkaufserlebnis sicherzustellen, sind eine hohe Warenverfügbarkeit und Effizienz trotz täglicher und saisonaler Auftragsschwankungen sowie die optimale Handhabung unterschiedlicher Spezifika der Vertriebskanäle entscheidend. Geht es bei der Shopbelieferung vor allem um die richtige Vorsortierung und Sequenzierung der Ware, zählen im E-Commerce eine schnelle Auftragsabwicklung von vielen kleinen Aufträgen und eine hocheffiziente Bearbeitung von Retouren.
In Modulbauweise angelegt
Das neue Distributionszentrum von Fenix Outdoor Logistics in Ludwigslust stellt die dafür essenziellen serviceorientierten Prozesse sicher. In einem ersten Bauabschnitt wurden auf rund 10.000 Quadratmeter Funktionsfläche die Intralogistiklösung und ein Verwaltungstrakt realisiert. Von hier aus werden zunächst die Versandaktivitäten für den Einzelhändler Globetrotter abgewickelt.
Das Kernstück der Logistiklösung ist der „SSI Carrier“. Über diesen in Modulbauweise angelegten Taschenförderer von SSI Schäfer lassen sich pro Stunde bis zu 4.500 verschiedene Artikel transportieren, stauen, puffern, sortieren und sequenzieren. Das tägliche Versandvolumen beläuft sich auf etwa 25.000 Filialartikel sowie 5.000 Pakete, die auf den Weg zu den Endkunden gebracht werden.
„Wir bauen hier eine ‚BestinClass‘-Logistik für die Zukunft auf“, sagt Felix Köhler, Warehouse Manager bei Fenix Outdoor Logistics. „In diesem Konzept ist der Taschensorter ein wichtiger Baustein. Denn über ihn lassen sich 90 Prozent der Aufträge aus dem Bestand heraus abwickeln. Die Folgen sind sehr kurze Durchlaufzeiten bei deutlich reduzierten Kosten und eine 100 Prozent sichere Abwicklung.“ Der Taschensorter überzeuge vor allem durch seine Skalierbarkeit und Flexibilität. Auch bediene das System die gewünschte Durchsatzleistung und das mit der Artikelstruktur einhergehende Anforderungsprofil.
Lösung aus einer Hand
„Entscheidend für die Auftragsvergabe war die Fähigkeit von SSI Schäfer, zusammen mit uns eine perfekt auf die Anforderungen abgestimmte und individuelle Lösung zu entwickeln und diese als Generalunternehmer aus einer Hand zu liefern“, führt Köhler weiter aus. Zum Lieferumfang zählen der SSI Carrier mit 25.000 Taschen, sechs ergonomischen Beladestationen und elf ergonomischen Entladestationen sowie zwei Konsolenheber, eine dreigeschossige Fachbodenregalanlage vom Typ R 3000 mit rund 92.600 Stellplätzen, eine Palettenregalanlage mit mehr als 1.500 Stellplätzen, drei Teleskopförderer und 1.500 Auftragsbehälter. Hinzu kommen zu- und abführende Fördertechnikstrecken für Liegewaren und Altkartons sowie Leerbehälter. Verwaltet und gesteuert werden die Prozesse der Fördertechnik durch die Logistiksoftware „WAMAS“ von SSI Schäfer.
Vereinnahmte kleinteilige Waren werden in Lagerkartons umgepackt und über die Fördertechnik sowie zwei Sequenzer unter der Fachbodenregalanlage zugeführt. Dort gelangen sie mittels Konsolenheber auf die zugewiesene Ebene und werden manuell eingelagert. Analog wird mit langsam drehenden Artikeln aus Retouren verfahren. Im Zuge der Kommissionierung befüllen Mitarbeiter bereitgestellte Auftragsbehälter in der Fachbodenregalanlage mittels RF Picking. Anschließend erfolgt der Transport der Auftragsbehälter zu den Beladestationen des Taschensorters. Dort werden die Produkte einzeln in die Taschen des Sorters zur weiteren Auftragsabwicklung oder Zwischenlagerung abgegeben.
Auftragsreine Behälter werden nach der RF-Kommissionierung direkt einem Value Added Services (VAS)-Bereich für die Belieferung von Shops zugeführt. Dort wird die Ware umgepackt und für den Versand an die Filialen aufbereitet. Darüber hinaus lassen sich die Behälter auch direkt über einen Konsolidierungsbereich dem Versand zuführen. Dieses Prinzip greift, wenn mehrere Behälter beziehungsweise größere Waren aus der Palettenregalanlage für einen Auftrag bestimmt sind.
Der Großteil der Waren durchläuft jedoch das SSI Carrier-System. „Der Taschensorter steht für geringen Platzbedarf, hohe Durchsätze und maximale Prozesssicherheit dank RFID“, unterstreicht Dietmar Röck, Projektleiter seitens SSI Schäfer. Für jeden einzelnen Artikel ist eine eigene, mit einem RFID-Transponder ausgestattete Tasche mit einem Fassungsvermögen von bis zu 2,5 Kilogramm vorgesehen. So ist es möglich, unterschiedliche Produkte wie Schuhe und Kleidungsstücke hängend zu transportieren. Jede Tasche wird an der Beladestation mit einem Artikel bestückt. Durch das Scannen des Artikels wird der Produktbarcode mit der jeweiligen Carrier-ID „verheiratet“ und die Software weiß, welches Produkt sich in welcher Tasche befindet.
Die beladenen Taschen durchlaufen Pufferbereiche, in denen Batches mit einer Größe von bis zu 216 Taschen gebildet werden. Schließlich gelangen sie in den Matrix-Sorter, das Hauptelement des SSI Carrier. Dieser dient der Sortierung der Taschen und erzeugt aus den Batches in geordneter Sequenz Kundenaufträge. Für Fenix wurde ein Matrix-Sorter installiert, der die Taschen in drei Sortierstufen zu je sechs Linien sortieren kann. Nach Sortierung der Taschen entsprechend der Aufträge leitet das System die Artikel in der richtigen Reihenfolge über einen Pack-Puffer zu den Entladestationen weiter.
Software kontrolliert Prozess
Der gesamte Prozess wird durch die Logistiksoftware WAMAS, die mit dem übergeordneten, kundenseitigen Lagerverwaltungssystem kommuniziert, gesteuert und kontrolliert. Schlussendlich werden die Waren aus den Taschen entnommen und in Versandkartons gepackt und anschließend direkt zum Warenausgang befördert, wo Teleskopförderer die Beladung der Lkw vereinfachen.
Der SSI Carrier ist auch für eine schnelle Retourenabwicklung ausgelegt. Zurückgesendete, stark nachgefragte Ware wird nach einer Prüfung nicht in die Fachbodenregalanlage, sondern direkt in den dynamischen Puffer des SSI Carrier eingelagert. Sie befindet sich damit sofort wieder im System und kann jederzeit vollautomatisch für andere Aufträge und den Wiederversand herangezogen werden.
Nachdem der Taschensorter die in ihn gesetzten Erwartungen den Angaben zufolge vollends erfüllt, wurde auch die zweite Baustufe realisiert, und das vorhandene SSI Carrier Modul soll zeitnah erweitert werden. Zudem wurde ein Servicevertrag mit der Customer Service & Support (CSS) Division von SSI Schäfer abgeschlossen. Auf dem Weg zu einer „BestinClass“-Logistik, die neben dem E-Commerce-Geschäft auch den stationären Handel stärken soll, plant Fenix Outdoor Logistics, eine dritte Halle zu errichten, welche voraussichtlich im Jahr 2021 mit der SSI Carrier-Technologie ausgestattet werden soll.
„Mit SSI Schäfer haben wir einen verlässlichen und langfristig orientierten Partner an unserer Seite und wir sind mit der maßgeschneiderten Lösung mehr als zufrieden. Aufgrund des großen Erfolgs unseres Geschäftsmodells planen wir daher den Ausbau unserer Intralogistiklösung und blicken positiv in die Zukunft“, resümiert Felix Köhler. mp
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