Lexikon der Logistik
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ERP-Software bildet das Rückgrat für die wichtigsten Geschäftsprozesse vieler Unternehmen. Das Consultinghaus Trovarit AG untersucht vor diesem Hintergrund regelmäßig in der Studie „ERP in der Praxis“, wie zufrieden die Anwender mit ihren Systemen sind. Unlängst stellten die Analysten die aktuellen Ergebnisse vor: Mehr als 1.700 Anwenderunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum haben für „ERP in der Praxis 2024/25“ ihre Lösungen für das Enterprise Resource Planning bewertet. Die Studie, die 2024 nach dem Start im Jahr 2004 zum zwölften Mal durchgeführt wurde, weist Zufriedenheitsbewertungen für mehr als 40 ERP-Lösungen aus.
Die ERP-Systeme in der aktuellen Studie bekamen eine durchweg gute Bewertung. Mit einer Durchschnittsnote von 1,8 (Schulnotenprinzip) zeigt sich laut Trovarit, dass die Software selbst weiterhin auf hohem Niveau zur Optimierung der Unternehmensprozesse beiträgt. Traditionell als Schwachstellen eingestuft, wurden den Analysten zufolge vor allem die Themen „Schnittstellen“ sowie „Formulare und Auswertungen“ von den Nutzern in diesem Jahr besser bewertet als noch 2022. Dies weise auf technische Verbesserungen in diesen Bereichen hin, so die Berater. Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass die Zufriedenheit selbst in hohem Maße von der Komplexität der Installation abhängt. Kleinere und spezialisierte ERP-Lösungen schneiden demnach häufig besser ab als Systeme, die in großen, international aufgestellten Unternehmen zum Einsatz kommen. Denn hier ist Trovarit zufolge die Komplexität der Installationen deutlich höher – bedingt durch größere User-Zahlen, vielschichtige Strukturen und oft auch hohe angestrebte Automatisierungsgrade.
Serviceleistungen der Anbieter
Die Studie untersucht zudem, wie zufrieden die Anwender mit den Serviceleistungen der Softwareanbieter sind. Die durchschnittliche Bewertung der Anbieterdienstleistungen liegt bei 1,96, was verglichen mit den Vorjahren einem leichten Rückgang entspricht.
Besonders unzufrieden zeigen sich laut Trovarit die Anwender mit der Hotline und dem Support der Anbieter, insbesondere bei der Erreichbarkeit, der Kompetenz der Support-Mitarbeiter und der Reaktionsgeschwindigkeit. Die Nutzer sehen auch bei Updates und Releasewechseln häufig Schwierigkeiten. Viele Anwender bemängeln – so ein weiteres Ergebnis der Analyse –, dass die Anpassungsdokumentation lückenhaft sei und die Unterstützung beim Implementieren neuer Funktionen oder Releases oft nicht ausreiche.
Die mobile Einsatzbarkeit der ERP-Systeme bildet wie bereits in den Vorjahren einen Schwachpunkt: „Trotz technischer Fortschritte sind die Erwartungen der Anwender noch nicht erfüllt. Der zunehmende mobile Zugriff auf ERP-Installationen – auch bedingt durch verstärkte Nutzung aus dem Homeoffice – führt dazu, dass begrenzte Bandbreiten und instabile Internetverbindungen die Stabilität und Leistung der Systeme insgesamt beeinträchtigen“, fasst man bei Trovarit zusammen.
Weiteres Ergebnis: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz im ERP-Umfeld ist ein zentraler Trend, der sich mit einer Verdoppelung der Relevanz in der aktuellen Studie besonders bemerkbar macht. Rund 29 Prozent der befragten Unternehmen sprechen demnach KI-Anwendungen eine hohe Relevanz zu. Vor allem im Bereich der Automatisierung von Routineaufgaben wie der Datenpflege, der Anpassung von Dispositionsparametern und der vorausschauenden Instandhaltung zeige sich großes Potenzial, so die Marktanalysten.
„KI-basierte Systeme, die beispielsweise Stammdaten automatisch korrigieren oder aktualisieren, tragen dazu bei, die Effizienz von Prozessen zu steigern und die Qualität der Unternehmensdaten zu sichern. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass KI zunehmend ein unverzichtbarer Bestandteil moderner ERP-Systeme wird“, teilte Trovarit mit.
Für LOGISTIK HEUTE hat das Unternehmen eine SpezialauswertungLogistik erstellt. Als „ERP-Installationen mit Logistikcharakter“ werden solche ERP-Installationen bezeichnet, die – neben anderen Aufgabenbereichen – für Logistikaufgaben wie die Lagerverwaltung, PPS, Logistik Execution, Manufacturing Execution, Zollabwicklung sowie dafür notwendige grundlegende Aufgaben eingesetzt werden. Aus dem Teilnehmerkreis der Gesamtstudie lassen sich rund 1.450 Installationen diesem Bereich zuordnen.
ERP-Installationen mit Logistikcharakter haben Trovarit zufolge oft eine branchenspezifische Ausrichtung und weisen einen deutlich überdurchschnittlichen Anpassungsgrad im Hinblick auf unternehmensspezifische Anforderungen auf. Da insbesondere viele Industrieunternehmen, die solche Lösungen nutzen, auch international tätig sind, ist der Internationalisierungsgrad dieser Installationen ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Laut den Marktanalysten weisen ERP-Installationen mit Logistikcharakter eine deutlich überdurchschnittliche Komplexität auf.
Kleinere Installationen
In der Logistikspezialauswertung liegt „ISSOS PRO“ der APS delta GmbH, Villingen-Schwenningen, sowohl bei der Gesamtzufriedenheit mit der Software als auch bei der Gesamtzufriedenheit mit dem Anbieter vorne (siehe obere Grafik). Die ERP-Lösung wird mit dem Einsatzschwerpunkt „kleinere Installationen“ mit jeweils weniger als 25 Usern geführt.
Trovarit zufolge wird auch bei den Logistikinstallationen ersichtlich, dass Lösungen mit überdurchschnittlich großen Installationen systematisch schlechter abschneiden als solche mit kleineren Installationen. Zudem zeige sich, dass es Anbietern mit kleinerem Kundenkreis gelinge, über eine sehr individuelle Kundenbetreuung sehr gute Zufriedenheitsresultate zu erzielen.
Das Management Summary zur Gesamtstudie mit den wichtigsten Ergebnissen gibt es als kostenlosen Download:www.trovarit.com/erp-praxis/
Matthias Pieringer
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