Lexikon der Logistik
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Kosten reduzieren und Netzwerke aufbauen. Damit möchten Unternehmen aus dem Bereich Intralogistik durch die Rezession kommen. Welche Wege die Firmenchefs sonst noch einschlagen wollen, zeigt eine aktuelle Studie.
Zahlungsausfälle, Auftragseinbrüche, Kurzarbeit. Die Wirtschaftskrise hat spätestens seit Ende vergangenen Jahres auch den Bereich Intralogistik erfasst. Aber nicht alle Unternehmen sind davon gleich betroffen. Während so mancher Dienstleister Kurzarbeit angemeldet hat, profitieren Hersteller von Lagertechnik oder Software noch von Aufträgen aus 2008. Etwas mehr Transparenz in die Marktlage bringt eine aktuelle Studie des Ulmer Logistikberaters IWL, die Vorstand Ralph Ehmann unlängst der Öffentlichkeit vorstellte. Insgesamt beteiligten sich 120 Dienstleister, Berater, Anwender und Hersteller an der Blitzumfrage. Um es vorwegzunehmen: Aus der Analyse lässt sich ablesen, dass der Großteil der Logistiker den Kopf nicht hängen lässt und damit rechnet, aus der Krise mit einem blauen Auge davonzukommen. Zwar erwarten 85 Prozent der Umfrage-Teilnehmer „maximale Auswirkungen“ auf einige Wirtschaftsbranchen. „Für den Intralogistik-Bereich ist die Tendenz aber positiver“, betont Ehmann im Gespräch mit LOGISTIK HEUTE. In Zahlen heißt das: Mehr als drei Viertel der Befragten sehen ihre Situation positiv und erwarteten für das eigene Unternehmen nur „mäßige Beeinträchtigungen“ durch die Rezession. Verzögerte Auswirkungen Als Faustregel lässt sich aus der Studie ableiten, dass sich die Krise stärker auf größere als auf kleinere Unternehmen auswirkt. Besonders betroffen seien Betriebe mit mehr als 5.000 Mitarbeitern. Wer die Gruppe der Teilnehmer genau unter die Lupe nimmt, stellt zudem fest, dass Dienstleister sowie Berater am stärksten unter der weltweiten Konjunkturflaute leiden. Noch nicht so betroffen sind derzeit Intralogistik-Hersteller. Das führt Ehmann darauf zurück, dass für diese Firmen noch Aufträge aus 2008 vorliegen. „Die Hersteller werden die Auswirkungen der Krise wohl erst mit einem Jahr Verzögerung merken“, vermutet der Berater. Soweit die Folgen. Mindestens genauso interessant sind die Wege, wie Unternehmen am besten aus der Misere kommen wollen. Sie setzen dabei auf mehrere Strategien:
Welche Maßnahmen Unternehmen auch immer ins Visier nehmen: Fest steht, dass sie sich deutlich mehr Mühe geben müssen bei der Akquise als in Boomzeiten. Wer (noch) in der glücklichen Lage ist, Aufträge in der Schublade zu haben, sollte sich nicht zurücklehnen. Denn die Studie zeigt, dass fast der Hälfte aller Unternehmen schon Stornierungen ins Haus flatterten. Und wenn die Kunden doch grünes Licht für Aufträge geben, dann sind die Vorlaufzeiten „deutlich länger“ als bisher, heißt es in der Analyse. Deutliche Veränderungen spüren die Befragten auch in puncto Zahlungsmoral der Kunden. Knapp die Hälfte klagt über Zahlungsverzögerungen – bei den Beratern und Planern sind es sogar fast 70 Prozent. Dabei sind verspätete Überweisungen leichter zu verschmerzen als Totalausfälle. Knapp ein Drittel der Befragten hatte jüngst schon sehr damit zu kämpfen. Der Geldhahn für Unternehmen bleibt weiter offen Geld von den Kunden zu bekommen, ist das eine. Selbst an Kapital für die laufenden Kosten oder gegebenenfalls Investitionen zu kommen, das andere. Glaubt man den Angaben der Teilnehmer, dann hat das Gros der Banken, Krise hin oder her, den Geldhahn weiter offen. Lediglich knapp 20 Prozent der Befragten geben an, dass Kredite sich verteuerten. Und nur bei zehn Prozent der Unternehmen wurde der Kreditrahmen gekürzt. Analyst Ehmann glaubt, eine Begründung dafür zu haben: „Die meisten der Befragten sind Mittelständler, die in der Vergangenheit für eine gute Eigenkapitalquote gesorgt haben.“ Eine Branche sei von der Verallgemeinerung jedoch in vielen Fällen ausgenommen: der Automotive-Sektor. Eine Frage, die derzeit die ganze Wirtschaft bewegt, lautet: Wird die aktuelle Rezession in der Retrospektive anders bewertet werden als vorherige Krisen? Die Antwort wissen wir erst in ein paar Jahren, aber schon jetzt steht fest: Nur eine Minderheit der Unternehmen aus der Intralogistik hat aus vergangenen Konjunkturflauten etwas gelernt und beispielsweise mit einem Krisenplan vorgesorgt. Die Studie zeigt hier jedoch einen deutlichen Unterschied zwischen großen und kleinen Betrieben: Immerhin die Hälfte der Betriebe mit mehr als 5.000 Mitarbeitern hatte Notfallpläne in der Schublade. Bei Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern waren es gerade noch fünf Prozent. Ob die meisten Unternehmen nach dieser Krise für die nächste vorsorgen, lässt sich nicht vorhersagen. Aber offensichtlich beschäftigt sich das Gros intensiv mit der derzeitigen Wirtschaftslage. Das spiegelt auch die Nachfrage nach der IWL-Studie wider. Schon kurz nach der Veröffentlichung luden sich zahlreiche Interessierte die Studie von der Seite www.iwl.de herunter. „Auch am Telefon bekamen wir viele Anfragen“, resümiert Ehmann. Das rege Interesse ermutigt ihn, die Umfrage Anfang Januar 2010 erneut durchzuführen. „Ob sich die Ergebnisse ändern, steht noch in den Sternen. Noch weiß keiner, wann die Talsohle erreicht ist.“ Jö
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