Gastkommentar: Wie additive Fertigung den Druck aus den Lieferketten nehmen kann

Dr. Henrike Wonneberger ist COO und Co-Founder von Replique. (Foto: Replique)
Dr. Henrike Wonneberger ist COO und Co-Founder von Replique. (Foto: Replique)
Redaktion (allg.)

In den letzten beiden Jahren setzten Pandemien, steckengebliebene Containerschiffe und geopolitische Spannungen globale Lieferketten unter extremen Druck. Hier zeigte sich: Die Optimierung der letzten Jahrzehnte hatte den Schwerpunkt auf Kosteneffizienz gelegt, nicht so sehr auf Ausfallsicherheit. Die Auswirkungen dieser Strategie spüren nun Verbraucher, Handel und Industrieunternehmen aus allen Branchen.

Um flexibler zu werden, ohne die hart erarbeitete Effizienz zu verlieren, sind innovative Technologien und Ansätze nötig. Hier bietet die additive Fertigung/3D-Druck in Kombination mit einem digitalen Warenlager und dezentralem Produktionsnetzwerk eine Lösung. In der additiven Fertigung kann eine Maschine schließlich mehrere unterschiedliche Teile bedienen. Bereits kleine Stückzahlen lassen sich so kosteneffizient und schnell produzieren – ohne aufwendige Vorbereitung, teure Formen und Werkzeuge, deren Herstellung oftmals mehrere Monate dauern kann.

Durch die dezentrale Fertigung werden nicht mehr physische Teile, sondern Daten transportiert, wodurch Lieferkettenunterbrechungen einfach übergangen werden können. Die Nutzung einer sicheren 3D-Druckplattform, die Produktionspartner weltweit verbindet, ermöglicht den schnellen Zugang zu allen gängigen additiven Fertigungstechnologien und Materialien. Dadurch können Unternehmen kurzfristig überall und in hoher Qualität fertigen. Logistikprozesse werden vereinfacht, agiler und resilienter gegen Lieferkettenstörungen.

Mit dem Wandel von einem physischen zu einem digitalen Warenlager können Teiledesigns sicher und dauerhaft gespeichert werden. Dies ermöglicht nicht nur eine Produktion on-demand, sondern auch die Befreiung von Lagerressourcen, was zu einer weiteren Flexibilitätssteigerung führt. Das digitale Warenlager kann als Schnittstelle zwischen Produzenten, Endkonsumenten und 3D-Druckbüros dienen. Originalteiledesigns lassen sich mittels Qualifizierung – unter anderem Material- und Technologieauswahl sowie Bestimmung der Produktionsparameter – druckbar machen. Zudem können qualifizierte Teiledesigns mit gesicherten Produktionsparametern digital gespeichert und bei Bedarf verschlüsselt über das angeschlossene globale Drucknetzwerk produziert werden.

Die additive Fertigung allein trägt bereits zu einer höheren Resilienz der Lieferkette bei. Kombiniert mit der Nutzung eines digitalen Warenlagers und dezentralen Produktionsnetzwerks kann sie der Gamechanger für eine unabhängige und robuste Lieferkette sein.

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Artikel Gastkommentar: Wie additive Fertigung den Druck aus den Lieferketten nehmen kann
Seite 8 | Rubrik MARKTGESCHEHEN